Die drei Israelis Yarden Bibas, Ofer Kalderon und Keith Siegel sind in Freiheit! Nach 484 Tagen kehrten sie nach Hause zurück. Am Samstagmorgen wurden sie von der Hamas an das Rote Kreuz übergeben und dann nach Israel gefahren. An den Straßenrändern im Süden des Landes standen Menschen mit blau-weißen Fahnen und Willkommensschildern und begrüßten die Freilassungen mit Klatschen und Freudeschreien. Auch auf dem Platz der Geiseln in Tel Aviv brachen die Menschen in Jubel aus.
183 palästinensische Gefangene werden im Austausch für die drei gekidnappten Männer entsprechend des Abkommens zu einem Waffenstillstand und der Befreiung der Geiseln aus israelischen Gefängnissen entlassen.
Wie bereits freigelassene Geiseln zuvor, wurden auch Yarden Bibas und Ofer Kalderon auf einer Bühne der Terrororganisation in Chan Younis vorgeführt und winkten kurz in Richtung der schaulustigen Menschenmenge. Um sie herum standen vermummte, schwer bewaffnete Terroristen. Auf die Front der Empore war in hebräischen Buchstaben gedruckt: »Kein Sieg für die Zionisten.«
Sowohl Bibas als auch Kalderon haben extrem an Gewicht verloren
Bibas (35) trug eine Hose und eine grau-rote Winterjacke, Kalderon (54) olivgrüne uniformartige Kleidung. Es war sofort ersichtlich, dass beide Männer extrem an Gewicht verloren hatten, sie schienen jedoch auf den ersten Blick körperlich unversehrt. Anders als etwa die freigelassenen jungen Soldatinnen lächelten die beiden Männer nicht.
Kalderons Mutter Kochi und sein Sohn Erez warteten in der Armeeeinrichtung in Reim an der Grenze zum Gazastreifen auf den 54-Jährigen. Als sie die Live-Bilder aus Gaza, übertragen von Al-Dschasira, gesehen hatte, sagte sie sichtlich aufgewühlt: »Endlich sehen wir ihn. Er sieht mehr oder weniger normal aus, ein bisschen dünn, ein bisschen blass, er hat wahrscheinlich schon lange keine Sonne mehr gesehen. Wir warten darauf, ihn ganz fest zu umarmen. Wir werden wieder eine Familie sein.«
Die Kalderons lebten im Kibbuz Nir Oz. Israels Regierung verbreitete Aufnahmen des freudigen Wiedersehens von Ofer Kalderon mit seinen vier Kindern. Die beiden Jüngeren wurden ebenfalls am 7. Oktober von Terroristen entführt. Sie wurden Ende November 2023 während eines ersten Abkommens zwischen Israel und der Hamas freigelassen.
Ein Video zeigt den Vater, wie er seine beiden Töchter und die Söhne umarmt und anschließend mit ihnen Scherze macht. »Ich habe nicht aufgegeben«, ließ er sie wissen. »Es ist vorbei, Papa, jetzt bist du bei uns«, sagte seine älteste Tochter zu ihm. Zu seinem ältesten Sohn, der den Terrorüberfall andernorts in einem Schutzraum überlebte, sagte er scherzend, dieser habe sich besser versteckt.
Das Forum der Geisel-Familien schrieb kurz nach der Freilassung von Ofer: »Ofer ist ein herzlicher, familienorientierter Mann, ein Vater, der jeden Raum, den er betritt, erhellt. Er ist Tischler und auf Küchenbau spezialisiert, ein Naturliebhaber, der gerne wandert, Mountainbike fährt, Bauprojekte plant und Modellflugzeuge fliegt. Willkommen zu Hause!«
Etwa zwei Stunden später schließlich wurde Keith Siegel allein im Süden an Gazas Hafen an die Mitarbeiter des Roten Kreuzes übergeben. Anders als bei der Freilassung von Arbel Yehoud und Gadi Mozes am Donnerstag in Khan Younis, als sich tumultähnliche und gefährliche Szenen abspielten, waren dieses Mal keine Menschenmassen in unmittelbarer Umgebung. Siegel, auch er wirkte abgemagert, aber oberflächlich unversehrt, wurde kurz auf eine Bühne geführt, in den Händen die berüchtigten »Geschenketüten« mit Aufnahmen aus seiner Zeit als Geisel.
Siegels Familie feierte die Freilassung des 65-Jährigen und sagte, sie sei von unglaublicher Freude erfüllt. »In diesem Moment betritt unser Vater israelischen Boden, und wir sind unbeschreiblich aufgeregt«, heißt es in einer Erklärung, die das Forum der Geisel-Familien im Namen von Aviva Siegel und ihren Kindern veröffentlichte. »Endlich, nach 484 langen, schrecklichen Tagen und Nächten voller Sorge, können wir wieder aufatmen.« Die Familie dankt darin auch der israelischen und der amerikanischen Regierung. »Er sieht gut aus«, sagte seine glücklich wirkende Frau Aviva, als sie gemeinsam mit ihrem Sohn Aufnahmen der Freilassung ihres Mannes sieht.
Siegel hatte sich bei der Entführung die Rippen gebrochen und wurde nach Angaben seiner Frau mehrfach gefoltert. Er ging eigenständig auf die Bühne und wieder herunter. Bei seiner Freilassung sei ein hochrangiger Kommandant der Hamas gesehen worden, den die israelische Armee zuvor für tot erklärt hatte, schrieben israelische Medien.
Der 65-Jährige ist US-amerikanisch-israelischer Staatsbürger und in Chapel Hill, North Carolina, geboren und aufgewachsen. Mit 21 Jahren zog er nach Israel, um im Kibbuz Gezer als Landwirt zu arbeiten. Auch seine Frau Aviva war 51 Tage lang Geisel der Hamas. Sie wurde im Rahmen des ersten Waffenstillstands- und Geiselbefreiungsabkommens im November 2023 nach Hause entlassen.
Schicksal der Familie Bibas
Das Schicksal der Familie Bibas ist besonders tragisch. Während Yarden jetzt in Freiheit ist, sind seine Frau Shiri und die beiden Söhne Ariel (5) und Kfir (2) noch immer in der Gewalt der Hamas in Gaza. Die Familie von Yarden Bibas hatte einen Tag zuvor eine Erklärung herausgegeben. »Unser Yarden soll morgen zurückkehren und wir sind alle so aufgeregt, aber Shiri und die Kinder sind noch nicht zurück. Die Gefühle sind gemischt, und wir haben sehr schwierige Tage vor uns.«
»Bitte schützen Sie Yardens Herz und respektieren Sie seine Privatsphäre und die seiner Familie in der kommenden Zeit«, baten sie und fügten hinzu: »Wir lieben euch, liebes Volk Israels, und unsere wunderbaren Unterstützer aus der ganzen Welt.«
Befürchtungen um das Schicksal von Shira, Ariel und Kfir Bibas
Die Befürchtungen um das Schicksal von Shira, Ariel und Kfir Bibas haben sich in den letzten Tagen verstärkt, da sie immer noch in Gaza festgehalten werden, obwohl alle lebenden Kinder und Frauen eigentlich freigelassen werden sollten.
Yarden Bibas, Shiri und die beiden Kinder wurden während des von der Hamas angeführten Terrorangriffs und des Massakers im Süden Israels am 7. Oktober 2023 aus dem Kibbuz Nir Oz entführt. Yarden wurde bei seiner Entführung verletzt und getrennt von seiner Frau und seinen Kindern nach Gaza entführt. Die Hamas behauptete in der Vergangenheit, Shiri und die beiden Jungen seien in Gefangenschaft getötet worden. Israel hat diese Behauptung nicht bestätigt, aber »große Besorgnis« über ihr Schicksal zum Ausdruck gebracht.
Anfang der Woche forderte Israel von der Hamas, den Zustand von Shiri und den beiden Kindern zu klären.
Anfang dieser Woche forderte Israel Berichten zufolge von der Hamas, den Zustand von Shiri und den beiden kleinen Jungen zu klären, die alle auf der Liste der 33 Geiseln stehen, die in der ersten 42-tägigen Phase des Geiselnahme-Waffenstillstandsabkommens zurückgegeben werden. Bis Freitagabend waren keine Informationen eingegangen, berichteten die Nachrichten von Channel 12.
Eine Erklärung des Büros von Premierminister Benjamin Netanjahu begrüßte am Samstag die Freilassung der Geiseln und versprach, alle in Gaza festgehaltenen Gefangenen nach Hause zu bringen. »Die israelische Regierung umarmt die Zurückgekehrten. Sie ist der Rückkehr aller Geiseln und Vermissten verpflichtet.«