Mobilität

Wohlfahrt auf Rädern

Als Start-up-Nation hat sich Israel in aller Welt einen Namen gemacht. Vor allem Erfindungen aus dem Hightech-Bereich gingen in letzter Zeit für Hunderte Millionen Dollar über den Ladentisch. Die Navigations-App »Waze« brachte sogar eine volle Milliarde. Doch nicht nur Gadgets fürs Handy kommen aus den israelischen Denkerstuben. Neuester Trend sind praktische Produkte in coolem Design, die Menschen mit Behinderungen das Leben erleichtern und dabei auch noch gut aussehen.

Eines von ihnen ist der Rollstuhl von »Wheelchairs of Hope«. In knalligem Blau, Gelb und Orange kommen sie angedüst und sollen vor allem Kindern in der Dritten Welt helfen, ein normales Leben zu führen. Die Stühle sehen eher aus wie ein buntes Spielzeug als wie eine Hilfe zur Fortbewegung.

Die ehemaligen Mitarbeiter des Plastikherstellers Keter, Chava Rotshtein und Pablo Kaplan, gründeten die Non-Profit-Organisation 2009. In enger Zusammenarbeit mit dem Kinder-Rehabilitationshospital Alyn in Jerusalem entwickelten sie den kindgerechten Stuhl auf Rädern. Nach ihren Angaben gibt es fünf Millionen Mädchen und Jungen in der ganzen Welt, die wegen körperlicher Behinderungen keine Schule besuchen können. Für sie sind die Stühle gedacht. Statt den gewöhnlichen 17 wiegen sie lediglich zehn Kilogramm und sind für rund 100 Dollar zu produzieren.

»Unser Rollstuhl ist speziell für Kinder designt«, erklären die Initiatoren, »denn unser Ziel ist es, Bildung durch Mobilität zu stärken«. Durch den Zugang zu Schulen wollen Rotshtein und Kaplan bessere Fähigkeiten, Zuversicht und Hoffnung für eine neue Generation ermöglichen. Zielgruppe sind vor allem Kinder in Mittel- und Südamerika, Afrika sowie Asien und Nahostländern. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF wählte Wheelchairs of Hope als Mitglied in ihre Abteilung für helfende Technologien.

elektroRoller Das Gefährt von »Moving Life« aus Raanana soll vor allem eines sein: bequem. Auf den ersten Blick mutet es an wie ein Koffer. Doch mit nur wenigen Handgriffen verwandelt sich das Gepäckstück in einen Elektroroller. Die israelische Firma will ihren »revolutionären Mobilitäts-Roller«, wie sie ihn selbst bezeichnet, jetzt auf dem europäischen Markt einführen.

Nino Ransenberg, einer der beiden Inhaber, ist überzeugt, dass er das perfekte Vehikel für ältere oder behinderte Menschen entwickelt hat. Der Israeli erkrankte als Kind an Polio und ist seitdem körperlich eingeschränkt. Zehn Jahre lang grübelte er über sein »Traumgefährt« nach. »Für mich war wichtig, dass es den Alltag wirklich angenehmer macht und obendrein modernsten Designstandards entspricht«, sagt er. »Dieses Image, dass das meiste, was mit der Fortbewegung von Gehbehinderten zu tun hat, altmodisch und langweilig aussieht, hat mich sehr gestört.« Vor zwei Jahren gründete er mit seinem Geschäftspartner Yuval Chomski die Firma »Moving Life«, die den Roller mit Namen »ML1« exklusiv herstellt.

Menschen mit Behinderungen kennen die Schwierigkeiten nur zu gut: Wohin mit dem Roller zwischen den Fahrten? Wie komme ich in einen Fahrstuhl oder, noch schlimmer, die Treppe hinauf? »Nichtbehinderte können sich kaum vorstellen, wie schrecklich es ist, zum x-ten Mal von einem Taxi stehen gelassen zu werden, weil man seinen Rollstuhl bei sich hat«, sagt Ransenberg. Mit seiner Erfindung gäbe es all diese Probleme nicht mehr, denn genau wie ein Koffer in Handgepäckgröße passt der Roller in jedes noch so kleine Auto und in den Fahrstuhl sowieso. Im Restaurant oder Café »parkt« man ihn zusammengefaltet einfach neben seinem Platz. Denn dank des durchgestylten Designs muss sich weder der ML1 noch sein Fahrer verstecken.

Anspruch Tiefstapeln ist Moving Lifes Sache nicht. Geschäftsführer Ori Goren: »Wir haben den Anspruch, den komfortabelsten und wundervollsten Scooter der Welt zu bauen.« Das Patent für das Gefährt ist bereits beantragt. Doch die Firma sucht noch Investoren aus dem In- und Ausland. Ransenberg hat viel Erfahrung im Start-up-Geschäft. Zuvor hat er die Internetfirma DSNR gegründet, die er später für Millionen Dollar verkaufte.

Doch jetzt hat er sich ein höheres Ziel gesteckt. »Alles, was ich vor Moving Life gemacht habe, drehte sich darum, ein gutes Einkommen für mich und Hunderte von Angestellten zu sichern. Dieses Mal aber geht es noch um etwas anderes.« Natürlich würde das Unternehmen Jobs kreieren. »Doch außerdem machen wir mit unserem Roller die Welt ein bisschen besser – davon bin ich wirklich überzeugt.«

www.wheelchairsofhope.com
www.movinglife.com

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