Sukkot

Wo sind die Hütten geblieben?

Semitische Nomaden in Ägypten (Darstellung von 1895) Foto: Ullstein

Bis 1980 war die Welt für James K. Hoffmeier »in Ordnung«. So sagt es der Ägyptologe, Archäologe und Alttestamentler aus den USA. Bis dahin wurden die biblischen Texte von Forschern für bare Münze genommen. Erst mit den sogenannten »Minimalisten«, die in den 80er-Jahren aufkamen, wurde alles infrage gestellt.

Fortan galt Moses als Mythos, der Exodus als Folklore und die biblische Geschichte als spät aufgezeichnete Volkserzählung. Für den Fußmarsch des Volkes Israel durch die Wüste fehle jegliche Spur, hieß es. Ägyptologen stellten infrage, dass die Hebräer jemals in Ägypten waren, das sie von den Pharaonen als Fronarbeiter versklavt wurden und dass ein ganzes Volk auf einen Schlag auswandern konnte.

minimalisten Doch der Einfluss der Minimalisten ging zurück. Mittlerweile wurden viele Quellen ausgewertet, die den Exodus aus Ägypten als historische Wahrheit zumindest nahelegen. Viel Material zur Beantwortung liefern die steinernen Siegesstelen der Pharaonen, Papyri und Grabmalereien. Als Fronarbeiter sind dort oft Nubier und »Asiaten« mit lockigen Haaren und spitzen Bärten abgebildet, wie sie Backsteine für den Bau der Paläste des Pharao bereiten. Westasiatische »semitische« Sklaven werden dort als »Abiru« oder »Habiru« bezeichnet. Das ist phonetisch sehr nahe an »Hebräer«.

Im Buch Exodus sind die Ortsnamen erwähnt, die das Volk auf Geheiß Gottes dringend meiden sollte, und andere, wo die Israeliten lagerten. Einige Orte konnten von der Forschung eindeutig identifiziert werden, andere bleiben umstritten. Die Israeliten hielten sich, wenn überhaupt, wahrscheinlich im Nildelta auf und nicht in den berühmten Städten zwischen Kairo und Assuan. Allerdings sind in dieser wegen des hohen Grundwasserspiegels sehr feuchten Gegend keine Papyri erhalten geblieben.

Zwar sind die ägyptischen Feldzüge, deren Folgen im Land Kanaan archäologisch belegt werden können, auf den Stelen nicht lückenlos verzeichnet – ägyptische Niederlagen wurden einfach wegzen- siert –, aber es ist bekannt, dass die Schlacht von Ramses gegen die Hethiter bei Kadesch (im heutigen Libanon) im Jahr 1273 v.d.Z. katastrophal für die Ägypter endete. Das könnte für die Israeliten der günstige Augenblick gewesen sein, das Weite zu suchen. Die Flucht eines ganzen Volkes war für Ramses eine innenpolitische Ohrfeige und dürfte der Grund sein, dass sie nicht auf den Stelen erwähnt ist.

fleischtöpfe Doch es gibt auch Historiker und Archäologen, die nicht an ein bestimmtes Datum glauben, an dem die Israeliten weggelaufen sind. Der Exodus könnte ein fließender Prozess gewesen sein, der sich über 400 Jahre hinzog. Die Söhne Abrahams zogen wegen Hungersnot in Kanaan an die »Fleischtöpfe« am Nil. Die Philister kamen vermutlich aus Kreta, und die Hyksos überfielen Ägypten um 1800 v.d.Z. und herrschten im Land 200 Jahre lang.

Der 2010 verstorbene Jerusalemer Historiker Abraham Malamat glaubte, dass die Exodus-Geschichte sehr wohl einen »historischen Kern« besitzt. Als Beleg dient ihm ein auf Papyros erhaltener Brief eines ägyptischen Kommandeurs, der von der Flucht zweier Sklaven Richtung Sinai berichtet.

Malamat sieht gleich vier Parallelen zur Exodus-Geschichte. Erstens: Sklaven fliehen aus Pi-Ramses in die Freiheit. Zweitens: Ägyptische Soldaten verfolgen sie. Drittens: Die Fliehenden entkommen in den Sinai, und zwar, viertens, auf der biblischen Exodus-Route. Sogar, dass die Flucht – wie es auch in der Bibel heißt – in der Nacht geschah, ist vermerkt. Die Zweifel an der historischen Wahrheit des Exodus sind deutlich geringer geworden.

Washington D.C.

Netanjahu berät über Verhandlungen der Hamas

Die Verhandlungen über die zweite Phase des Geisel-Deals hätte schon am Montag beginnen sollen

 04.02.2025

Washington D.C.

»Israel ist ein kleines Land«

Donald Trump wird gefragt, ob die USA einer Annexion des Westjordanlandes durch Israel zustimmen würden. Seine Antwort ist typisch und bezeichnend

 04.02.2025

USA/Israel

Trump empfängt Netanjahu im Weißen Haus

Als erster ausländischer Staatsgast in Trumps zweiter Amtszeit kommt der israelische Regierungschef nach Washington. In dem Republikaner hat der israelische Besucher einen wohlwollenden Unterstützer gefunden

 04.02.2025

Westjordanland

Zwei Tote bei Terroranschlag auf IDF-Soldaten, Siedler greifen Ortschaft an

Acht IDF-Soldaten sind verletzt, zwei davon schwer. Siedler sollen Steine auf palästinensische Häuser geschleudert, Wassertanks zerstört und Autos beschädigt haben

 04.02.2025

Sderot

Entlang der Mauer

Seit Sonntag läuft der nach dem 7. Oktober unterbrochene Bahnverkehr Richtung Norden wieder. Züge werden durch besondere Maßnahmen geschützt

 03.02.2025

Jerusalem

Israel droht trockenster Winter seit einem Jahrhundert

Kaum Regen und warme Temperaturen - das hat Folgen für Israel. Teilweise fielen bisher weniger als ein Drittel der üblichen Durchschnittsmengen an Regen

 03.02.2025

USA

Netanjahu verhandelt in Washington über neue Phase des Waffen-Deals

Zunächst kommt es zu einem Treffen mit dem amerikanischen Nahost-Gesandten Steve Witkoff

 03.02.2025

Meinung

Ohne sie sind wir nicht vollständig

Wir dürfen und werden nicht ruhen, bis endlich wieder alle Geiseln zu Hause sind

von Benjamin Graumann  02.02.2025

Erfahrungsberichte

»Die optimistischen Bilder trügen«

Die am Samstag befreiten Israelis teilen erste Details ihrer 484 Tage andauernden Geiselhaft

von Sabine Brandes  02.02.2025