Als er das Video sah, bekam er fast einen Herzinfarkt. »Ich konnte es nicht glauben. Zum einen dachte ich, ›wie furchtbar, sie so zu sehen‹, zum anderen war ich so erleichtert, dass sie lebt.« Dreieinhalb Wochen hatte Ramos Aloni nichts von seiner Tochter Danielle gehört, »kein einziges Lebenszeichen, gar nichts«. Dann, am Montagabend, veröffentlichte die Hamas ein Propagandavideo.
Danielle, die Frau in der Mitte, wurde gemeinsam mit ihrer fünfjährigen Tochter Emilia gekidnappt. Es sind komplette Familien, die die Hamas-Terroristen verschleppten und jetzt wahrscheinlich in Tunneln in Gaza gefangen halten. Die israelische Regierung spricht mittlerweile von 238 Geiseln. Doch niemand weiß, wie viele von ihnen noch am Leben sind.
In dem Video drängen die Frauen Premierminister Benjamin Netanjahu, ihre Freilassung zu erwirken, und werfen ihm vor, es versäumt zu haben, den brutalen Angriff der Terrorgruppe am 7. Oktober zu verhindern. Es war unklar, wann und wo das Video der Frauen gedreht wurde. Die Aussagen wurden mit ziemlicher Sicherheit von ihren Entführern diktiert.
Premier wirft der Hamas Kriegsverbrechen vor
Das Büro des Premierministers kritisierte die »grausame psychologische Propaganda« der Hamas und warf der Terrorgruppe Kriegsverbrechen vor. »Unser Herz ist bei Ihnen und allen anderen Geiseln«, sagte er, an die Entführten gewandt. »Wir tun alles, was wir können, um Sie alle nach Hause zu bringen.«
Am Montagabend wurde auch bekannt, dass eine 19-jährige israelische Soldatin von der IDF während der Bodenoffensive in Gaza befreit wurde. Ori Megidish sei bei »guter Gesundheit und mit ihrer Familie vereint«, gab die Armee an.
»Das Rote Kreuz darf nicht tatenlos zuzusehen, sondern muss die Initiative ergreifen und fordern, alle unsere Geiseln zu sehen.«
ramos aloni
Danielle Aloni hatte am Ende des jüdischen Feiertages Sukkot ihre Schwester und deren Familie im Kibbutz Nir Oz besucht, als die Mörder und Entführer der Hamas kamen und sie brutal aus dem Leben rissen. Gemeinsam mit der 44-Jährigen wurden ihre Schwester Sharon Kunio-Aloni, ihr Schwager David Kunio sowie deren dreijährige Zwillingstöchter Emma und Yuli ebenfalls als Geiseln nach Gaza gebracht. »Wir waren in unserer Familie zehn – jetzt sind wir nur noch vier«, sagte der Vater von Danielle und Sharon, als er versuchte, die Tränen zurückzuhalten. »Wir möchten sie alle so gern umarmen.«
Ramos Aloni forderte das Rote Kreuz auf, »nicht tatenlos zuzusehen, sondern die Initiative zu ergreifen und zu fordern, alle unsere Geiseln zu sehen«. Seine Töchter würden beide regelmäßig Medikamente benötigen. »Und wenn sie die nicht bekommen, kann das ihre physische Gesundheit ernsthaft gefährden. Zusätzlich zu den seelischen Schäden.«
Als Vater und Großvater appellierte er auch an Katar, Ägypten und andere Länder, »die die Macht haben, dem ein Ende zu setzen und jetzt zu handeln. »Kinder, Frauen und ältere Menschen und ganz allgemein Geiseln zu halten, ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.«
Unterstützung der israelischen Gemeinschaft wichtig
Aloni bat auch die israelische Gemeinschaft, sie nicht allein zu lassen. »Wir werden von Freunden und dem gesamten Volk umarmt. Ihre Unterstützung ist so bewegend und sehr wichtig.« Direkt an seine Töchter gewandt, sagte er: »Danielle und Sharon, wir sehen euch, wir hören euch, wir lieben euch! Wir denken jede Sekunde an euch – und wir bringen euch zurück.«
Für Rimon Kirsht-Buchshtab, die im Video links zu sehen ist, sprach ihre Mutter, Avital Kirsht. Sie mache sich große Sorgen, weil ihre Tochter auf dem Video keine Brille trägt. »Sie kann nichts sehen, ohne Brille. 24 Tage lang kann sie nicht sehen. Es muss dringend medizinische Hilfe geleistet werden, bringen Sie ihnen sofort die Grundbedürfnisse«, flehte sie. »Alle Geiseln müssen jetzt nach Hause gebracht werden. Wir fordern den Premierminister und den Verteidigungsminister auf, umgehend zu handeln, um dieser schrecklichen Katastrophe ein Ende zu setzen. Lassen Sie uns nicht im Stich.«
Ihre Tochter wurde zusammen mit ihrem Mann Yegev Buchshtab aus dem Kibbutz Nirim entführt. Seitdem sei das Leben für Avital Kirsht wie für alle Angehörigen unerträglich geworden. »Ich glaube nicht, dass es in Katar oder auf der Welt eine Person gibt, die der Meinung ist, dass unschuldige Zivilisten im Untergrund festgehalten werden sollten.«