Der »Zionist, der kein Jude ist«, ist gelandet. Und die Freude darüber stand der israelischen Führung ins Gesicht geschrieben, als erst die amerikanische und dann die israelische Hymne in der Nachmittagshitze ertönte. Bei seinem ersten Besuch als amerikanischer Präsident wurde Joe Biden am Mittwochnachmittag vom israelischen Präsidenten Isaac Herzog und von Ministerpräsident Yair Lapid auf dem Rollfeld des Ben-Gurion-Flughafens aufs Herzlichste begrüßt.
BRUDER »Unseren Bruder Josef«, nannte Herzog den Besucher aus Washington. »Das Volk Israel heißt Sie im Heiligen Land mit offenen Armen und freudigen Herzen willkommen. Hier, Herr Präsident, sind Sie wirklich in der Familie. Wie der biblische Josef sind Sie sowohl ein Visionär als auch ein Anführer, der sich verpflichtet hat, die Vereinigten Staaten von Amerika, den Nahen Osten, die Welt insgesamt und den Staat Israel voranzubringen.«
Der historische Besuch spiegele die tiefe Partnerschaft wider, die die beiden Nationen teilen: eine Partnerschaft, die in unserem gemeinsamen Engagement für Demokratie, Gerechtigkeit und Freiheit, Toleranz, Sicherheit und Frieden verwurzelt ist. Herzog sprach auch direkt eines der wichtigsten Themen an, das während des Besuches ganz oben auf der Agenda stehen soll: »Bei diesem Besuch werden Sie die Sicherheitsherausforderungen erörtern, die direkt vom Iran und seinen Stellvertretern ausgehen, Israel und seine Nachbarn bedrohen und unsere Region gefährden.«
»Heute weht der Wind des Friedens von Nordafrika über das Mittelmeer bis zum Golf.«
Israelischer Präsident Isaac Herzog
Es wird erwartet, dass Jerusalem und Washington während dieser Visite eine neue »historische strategische Partnerschaft« begründen. In der bereits vor der Ankunft durchgesickerten Vereinbarung soll neben anderen dringenden Fragen eine gemeinsame Haltung gegen das iranische Atomprogramm definiert sein.
Während es Bidens erste Reise als Präsident nach Israel ist, war er bereits als junger Senator im Jahr 1973 im jüdischen Staat und traf auf die damalige Premierministerin Golda Meir – nur wenige Monate vor Ausbruch des Jom-Kippur-Krieges. »Heute weht der Wind des Friedens von Nordafrika über das Mittelmeer bis zum Golf. Diese Reise, Herr Präsident, ist Ihre Friedensreise von Israel nach Saudi-Arabien, vom Heiligen Land nach Mekka. Zum ersten Mal geht mit der Air Force One ein Direktflug von Tel Aviv nach Riad in Saudi-Arabien,« erklärte Herzog.
ZIONIST Premierminister Lapid nannte den Besuch sowohl historisch – wegen der unzerbrechlichen Verbindung zwischen beiden Ländern – als auch persönlich, weil Bidens Beziehung schon immer persönlich war. »Sie sagten, man müsse kein Jude sein, um Zionist zu sein«, so Lapid. »Und sie hatten recht: Sie sind ein großer Zionist und einer der besten Freunde, die Israel je gekannt hat.«
In Bezug auf die regionale Entwicklung im Nahen Osten betonte Lapid: »Wir werden den Aufbau einer neuen Sicherheits- und Wirtschaftsarchitektur mit den Nationen des Nahen Ostens nach den Abraham-Abkommen und den Errungenschaften des Negev-Gipfels erörtern. Und wir werden die Notwendigkeit besprechen, die starke globale Koalition zu erneuern, die das iranische Nuklearprogramm stoppen wird.«
Der amerikanische Präsident drückte seine Freude über diesen zehnten Besuch als Politiker aus: »Ich stehe hier neben Freunden, wenn ich die unabhängige jüdische Nation besuche. Jeder Besuch ist ein Segen.« Die Verbindung zwischen den beiden Ländern sei »knochentief« und seiner Meinung nach während seiner Präsidentschaft stärker und besser als je zuvor. »Wir wachsen und träumen zusammen.«
»Größerer Frieden, größere Stabilität, größere Verbindung, das ist für alle in der Region bedeutsam.«
US-Präsident joe biden
Biden führte aus, dass er seine Unterstützung für eine Zwei-Staaten-Lösung weiter erörtern wolle. »Größerer Frieden, größere Stabilität, größere Verbindung – das ist für alle Menschen in der Region von entscheidender Bedeutung, weshalb wir über meine fortgesetzte Unterstützung für eine Zwei-Staaten-Lösung sprechen werden, obwohl ich weiß, dass dies nicht kurzfristig erreichbar ist. Sie bleibt meiner Ansicht nach der beste Weg, um die Zukunft von Freiheit, Wohlstand und Demokratie für Israelis und Palästinenser zu sichern.«
INTEGRATION Auch die Abraham-Abkommen stünden ganz oben auf der Tagesordnung, hob Biden hervor. Die USA wollen die Integration Israels in die Region weiter vorantreiben, neue Foren und Engagements ausbauen.
Er betonte auch die Bedeutung des Erinnerns an die Schoa und die Bekämpfung von Antisemitismus. Später am Mittwoch wollte Biden die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem besuchen. »Wir müssen jeden Tag an die ermordeten sechs Millionen Juden erinnern, damit wir diese Lektion niemals vergessen.«
Abschließend sagte der amerikanische Präsident zu seinem israelischen Amtskollegen Herzog: »Ich bin zu Hause«.