Wächter der Mauern

»Wir stehen nicht mit der Stoppuhr da«

Rennen in den Schutzbunker in Aschkelon. Foto: Flash90

Es ist der zehnte Tag der Kämpfe zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen. Noch immer schrillen die Warnsirenen, noch immer feuert die Hamas Raketen, noch immer führt die IDF Angriffe in der Enklave durch, um Israels Bürger zu schützen. Währenddessen wird der Druck aus dem Ausland zunehmend höher, einen Waffenstillstand zu vereinbaren.

ZENTRUM Der Süden des Landes wird nach wie vor fast ohne Unterlass von der Hamas beschossen. Gegen 15 Uhr flogen heute erneut Raketen auf das Zentrum, dieses Mal wurde die Stadt Rechowot, rund 20 Kilometer südlich von Tel Aviv, ins Visier genommen. Auch in Beer Schewa, Aschkelon und Aschdod, gab es wieder Alarm. Nach Angaben der Feuerwehren sind durch die Explosionen der Raketen mehrere Feuer in bewaldeten Gebieten ausgebrochen.

Am Morgen habe die Luftwaffe einen Eingang zu einem Tunnelsystem zerstört, gab die IDF an. Den Tag zuvor hätten die Flieger mehr als siebeneinhalb Kilometer unterirdische Gänge der Terrororganisation bombardiert. Verteidigungsminister Benny Gantz sagte, man habe den Großteil des Tunnelsystems, das als »Metro« bezeichnet wird, zerstört und damit der Hamas ihr wichtigstes Werkzeug abgenommen, mit dem es Israel angreifen kann.

»Dies war keine israelische Attacke.«

IDF-Sprecher Jonathan Conricus

Am ersten Tag des Beschusses durch das israelische Militär waren in Gaza acht Mitglieder einer Familie getötet worden. Jetzt sagte der Sprecher der IDF, Jonathan Conricus, dass es sich dabei nicht um eine Aktion Israels, sondern um eine noch im Gazastreifen explodierte Hamas-Rakete gehandelt habe. »Dies war keine israelische Attacke«, so Conricus. Von den mittlerweile nahezu 4000 auf Israel abgeschossenen Raketen seien etwa ein Fünftel im Palästinensergebiet niedergegangen und hätten dort Menschen getötet.

Bei den Kämpfen sind in Israel zwölf Menschen getötet und mehr als 330 verletzt worden. Im Gazastreifen seien nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums mindestens 219 Menschen, darunter 61 Kinder, ums Leben gekommen. Mehr als 1500 sollen verwundet sein.

DIPLOMATEN Am Mittwoch hatte Premierminister Benjamin Netanjahu mehr als 70 ausländische Diplomaten in das Hauptquartier der Armee in Tel Aviv geladen, um sie über die andauernden Kämpfe auf den neuesten Stand zu bringen. Darunter waren Vertreter der USA, der EU-Staaten, Chinas und Russlands. »Ich muss sagen, wir haben diesen Flächenbrand nicht so erwartet«, gab er offen zu.

Die Regierung in Jerusalem habe aber gewusst, was geschehe und alles versucht, um die potenziellen Spannungen in und um den Tempelberg zu deeskalieren. Die Hamas schließlich hatte Jerusalem am Montag, den 9. Mai, mit Raketen angegriffen. Zuvor hatte es wochenlang Unruhen in der Stadt gegeben, die verschiedene Brennpunkte hatten. Die Armee reagierte prompt mit Angriffen auf Stellungen der Hamas.

»Man kann den Feind entweder erobern, oder man kann ihn abschrecken.«

Premier Benjamin Netanjahu

In Bezug auf die sagte Netanjahu: »Man kann den Feind entweder erobern – das ist immer eine offene Möglichkeit – oder man kann ihn abschrecken.« Derzeit sei man mit kraftvoller Abschreckung beschäftigt, um die Kämpfe zu beenden. Jedoch schließe man nichts aus. »Wir hoffen, dass wir die Ruhe schnell wieder herstellen können.«

WAHLEN Der Ministerpräsident erläuterte, dass er die Schuld bei Hamas sehe, die die Gewalt hat eskalieren lassen, nachdem die palästinensischen Wahlen von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas abgesagt worden waren. »Die militante Organisation war sicher, dass sie mehr Macht erhalten würde. Als die Wahl nicht stattfand, wählte sie Gewalt, um ihre politische Agenda durchzudrücken.«

Vor Journalisten fügte Netanjahu später hinzu: »Wir stehen nicht mit der Stoppuhr da, sondern handeln entsprechend der Umstände.« Es gebe keinen Zeitrahmen für die Militäraktion. In israelischen Medien war mehrfach berichtet worden, es sei wahrscheinlich, dass noch am Donnerstag dieser Woche eine Waffenruhe vereinbart werden könnte.

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