#Bringbackourboys

»Wir sind Tag und Nacht im Einsatz«

Herr Shalicar, seit einer Woche sucht die Armee nach den drei im Westjordanland entführten Jugendlichen. Welche neuen Entwicklungen gibt es bislang?
In den vergangenen Tagen haben wir fast 300 Terroristen festgenommen. Die meisten von ihnen gehören der Hamas an. Diese Festnahmen erfolgten in mehreren Teilen des Westjordanlandes, insbesondere in der Gegend um Hebron, aber auch in Nablus oder in der Nähe von Ramallah. Darüber hinaus haben wir mittlerweile über 1000 Häuser, Plätze und Institutionen durchsucht. Bislang jedoch ohne ausreichenden Erfolg, um Eyal, Gilad und Naftali zu befreien.

Wozu dienen diese Durchsuchungen?

Wir haben dadurch viele, teils geheime Informationen sammeln können. Unser Ziel ist es, die drei nach Hause zu bringen. Und um das tun zu können, benötigen wir diese Informationen. Es gibt allerdings auch andere Wege, an sie zu gelangen.

Welche?
Indem wir zum Beispiel eine hohe Truppenpräsenz haben. Besonders in der Gegend um Hebron: Die Fallschirmspringer-Brigade ist vor Ort, mehrere Infanterieeinheiten, Spezialeinheiten, der Geheimdienst – wir sind Tag und Nacht im Einsatz. Es ist eine sehr schwierige Rettungsaktion, die zudem noch in einer bewohnten Umgebung stattfindet. Und wir müssen alles dafür tun, dass unbeteiligte Menschen dort ihren normalen Alltag weiterführen können.

Einige der jetzt Verhafteten wurden nach der Befreiung von Gilad Schalit aus israelischen Gefängnissen entlassen. War das ein Fehler?
Das Volk war in dieser Frage gespalten. Aber mir ist es eine Ehre, Teil eines Landes zu sein, in dem man dazu bereit ist, Terroristen freizulassen, um ein Menschenleben zu retten – welche Gefahr das auch immer in sich birgt.

Wie lange, vermuten Sie, wird die Entführung noch andauern?
Das ist schwer zu sagen. Eines aber ist sicher: Wir werden so lange weitermachen, bis wir die drei gefunden haben, hoffentlich lebend. Die israelische Armee ist bereit, ihr Vorgehen gegenüber der Hamas zu intensivieren, um der Terrororganisation klarzumachen, dass es sich nicht lohnt, unschuldige Kinder zu entführen, sondern sie vielmehr freizulassen.

Zwischen dem Anruf der gekidnappten Jungen bei der Polizei und der ersten Reaktion der Armee sind mehrere Stunden vergangen. Wie hat das die Armee behindert?

Der Anruf kam abends. In der Polizeizentrale gingen im Jahr 2013 ungefähr neun Millionen Anrufe ein. Es kommt nicht selten vor, dass Menschen sich mit solchen Aktionen einen Scherz erlauben. Deswegen ist es sehr schwierig, einen Notfall sofort als solchen zu identifizieren. Die Polizei hat mittlerweile dazu einen Untersuchungsausschuss ins Leben gerufen.

Ist es normalerweise so, dass die Armee bei Entführungen sofort informiert wird – oder kümmert sich die Polizei darum?
Im Kernland Israels ist normalerweise die Polizei zuständig, im Westjordanland die israelischen Verteidigungsstreitkräfte. Sobald es also in diesem Gebiet zu einem Vorfall kommt, muss die Armee davon unterrichtet werden, denn wir sind die Institution, die gegen palästinensischen Terror kämpft.

Die Eltern von Eyal, Naftali und Gilad haben sich am Mittwoch das Tape angehört, auf dem die Stimme von einem der Jugendlichen zu hören ist. Werden die Eltern in irgendeiner Form von der Armee betreut?
Der Verteidigungsminister Moshe Ya’alon hat die Familien am Mittwoch getroffen. Wir versichern den Eltern, dass wir alles in unserer Kraft Stehende tun, um ihre Kinder nach Hause zu bringen, und wir lassen Worten Taten folgen.

Sind weitere Entführungen zu befürchten?
In den vergangenen eineinhalb Jahren gab es 64 versuchte Entführungen. Und 64-mal haben wir es geschafft, diese zu vereiteln. Dieses Mal hat es nicht geklappt. Es war eine Frage der Zeit, ob es der Hamas oder einer anderen Terrororganisation gelingt, Zivilisten zu kidnappen. Die Gefahr ist immer präsent – sowohl im Westjordanland als auch an der Grenze zu Gaza. Wir sind uns dessen bewusst und handeln dementsprechend.

Mit dem Sprecher der israelischen Armee sprach Katrin Richter.

Nahost-Diplomatie

Gaza: Vermittler streben mehrjährige Waffenruhe an

Laut BBC wollen Ägypten und Katar mit einem neuen Vorschlag Bewegung in die festgefahrene Situation bringen

 22.04.2025

Tel Aviv

Schin Bet-Chef erhebt Vorwürfe gegen Netanjahu

Der Streit zwischen dem Regierungschef und dem Leiter des Schin Bet geht in die nächste Runde

 22.04.2025

Gaza

Hamas ruft weiteren »Tag des Zorns« aus

Der Nationale Sicherheitsrat ruft Israelis im Ausland zur Vorsicht auf

 22.04.2025

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  21.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  21.04.2025

Hadera

Mann nach Bericht über Haiangriff vor Israels Küste vermisst

Hai-Attacken sind in Israel höchst selten

 21.04.2025

Gaza

Geisel Elkana Bohbot muss Telefonat mit seiner Familie vortäuschen

Ein neues Propagandavideo des israelischen Familienvaters wurde nach 561 Tagen in der Gewalt der Hamas veröffentlicht

von Sabine Brandes  21.04.2025

Jerusalem

Shin-Bet-Chef holt gegen Premierminister aus

Ronen Bar behauptet, der Regierungschef habe verlangt, den Obersten Gerichtshof bei einer Verfassungskrise zu ignorieren

von Sabine Brandes  21.04.2025

Nahost

Israel verweigert linken französischen Politikern Einreise

Der Einwanderungsbehörde zufolge wollten die 27 Politiker eine Organisation unterstützen, die die Hamas von der Terrorliste streichen will

 21.04.2025