Israel

»Wir müssen die Einheit bewahren«

Silvan Shalom über Kotel und Konversion, den jüdischen Staat und die Beziehung zur Diaspora

von Jérôme Lombard  17.07.2017 18:46 Uhr

Silvan Shalom Foto: Gregor Zielke

Silvan Shalom über Kotel und Konversion, den jüdischen Staat und die Beziehung zur Diaspora

von Jérôme Lombard  17.07.2017 18:46 Uhr

Herr Shalom, die Kabinettsentscheidung zu Kotel und Konversion macht weiterhin Schlagzeilen. Beeinträchtigt dies Israels Verhältnis zur Diaspora?
Ich glaube nicht, dass die Entscheidung zur Kotel negative Auswirkungen haben wird. Wenn man einen heiligen Ort besucht, muss man sich an die geltenden Regeln halten. So ist das überall auf der Welt. Die geplante Änderung der Konversionsregelungen ist gravierender. Ich bin klar gegen diesen Plan. Wir in Israel müssen alles dafür tun, um unsere verlorenen Brüder und Schwestern zurückzuholen. Als Innenminister habe ich mich dafür eingesetzt, dass Juden aus Indien und China nach Israel kommen und Alija machen. Heute nutzen die Ultraorthodoxen ihren politischen Einfluss, um das zu verhindern.

Der Chef der Jewish Agency, Natan Sharansky, hat mehrfach betont, dass die derzeitige Politik einen historischen Bruch mit der Diaspora schafft. Hat er recht?
Ich habe die Diaspora immer respektiert. Juden, die nicht in Israel leben, sind ein wichtiger Teil des jüdischen Volkes. Ich bitte aber darum, die Entscheidungen der Israelis und ihrer demokratisch gewählten Regierung anzuerkennen. Ich finde es nur fair, wenn ich sage, dass jeder, der in Israel Entscheidungen treffen möchte, auch in Israel leben muss.

Was bedeutet es, wenn diese Organisation sogar drohte, den Kontakt zur Regierung in Jerusalem abzubrechen?
Wir Juden, egal, ob wir in Israel oder in einem anderen Land leben, müssen alles dafür tun, um unsere Einheit zu bewahren, damit die verschiedenen Strömungen friedlich nebeneinander existieren können. Israel ist doch kein ultraorthodoxer Staat, sondern ein vielfältiges Land, in dem jeder seine Meinung sagen kann.

Verschiedene jüdische Philanthropen in den USA haben angekündigt, ihre finanzielle Unterstützung für Israel einstellen zu wollen. Was sagen Sie dazu?
Ich hoffe, dass das nicht passieren wird. Ich bin mir sicher, dass 99,9 Prozent unserer amerikanischen Freunde es auch nicht tun werden. Unsere Unterstützer in den USA und in anderen Ländern müssen verstehen, dass das Judentum nur stark ist, wenn Israel stark ist.

Kurz vor Tischa beAw: Was empfehlen Sie in Sachen »Jüdische Einheit«?
Die Zerstörung des Tempels in Jerusalem erinnert uns daran, was passiert, wenn wir uneins sind. Konflikt und Streit führen letzten Endes zur Vernichtung. Tischa beAw ist eine gute Gelegenheit, um einen Moment innezuhalten und an die Wichtigkeit von Einheit und Zusammenhalt zu appellieren.

Wie kann verdeutlicht werden, dass mehr verbindet als trennt?
Unsere Feinde haben sich nie darum geschert, welche Nationalität wir haben, oder woher wir kommen. Die Nazis haben keinen Unterschied gemacht. Sie wollten uns alle töten. Die Geschichte hat uns gelehrt: Wir müssen stark sein, um unsere Feinde gemeinsam zu besiegen.

Mit dem ehemaligen israelischen Vize-Premierminister sprach Jérôme Lombard.

Madrid

Der Likud bandelt mit den »Patrioten für Europa« an

Die Netanjahu-Partei erhält bei der rechten europäischen Sammlungsbewegung Beobachterstatus, FPÖ-Chef Kickl jubelt über das Ende der »internationalen Isolation«

von Michael Thaidigsmann  11.02.2025

Vor 70 Jahren

El-Al-Flug 402: Abschuss über Petrich

Die Luftwaffe im damals kommunistischen Bulgarien holte den Passagierflug vom Himmel. 51 Passagiere und 7 Crewmitglieder starben

von Imanuel Marcus  11.02.2025

Israel/Gaza

Gali und Ziv Berman offenbar am Leben, Shlomo Mansour wurde ermordet

Die Kibbuzim dieser Geiseln erhielten Informationen über das Schicksal ihrer Bewohner auf unbekannten Wegen. In einem Fall ist es eine gute Nachricht, im anderen Fall ist sie traurig

von Imanuel Marcus  11.02.2025

Washington D.C./Gaza/Jerusalem

Trump setzt Hamas Ultimatum - und droht palästinensischen Terroristen mit »Hölle« auf Erden

Die Waffenruhe im Gazastreifen bröckelt, die palästinensische Terrororganisation Hamas will vorerst keine Geiseln mehr freilassen. Der US-Präsident macht Druck

 11.02.2025

Westjordanland

Medienberichte: Abbas stoppt Terror-Renten

Seit Jahren hatten westliche Länder darauf gedrängt, die Zahlungen einzustellen, jetzt hat der Palästinenserpräsident gehandelt – wohl als Geste des guten Willens gegenüber US-Präsident Trump

 10.02.2025

Gaza-Geisel

Der traurigste Geburtstag der Welt

Alon Ohel, der junge israelische Klavierspieler, ist in der Gewalt der Hamas 24 Jahre alt geworden

von Sabine Brandes  10.02.2025

Gaza

Hamas will Geisel-Freilassung aufschieben

Israels Verteidigungsminister Katz wertet den Schritt der Terrororganisation als »eindeutigen Verstoß gegen die Waffenruhe«

 10.02.2025 Aktualisiert

Geiseln

»Ich war 15 Monate angekettet in einem Tunnel«

Die freigelassenen drei Männer berichten über schwere körperliche und seelische Folter in der Hamas-Gefangenschaft

von Sabine Brandes  10.02.2025

Nahost

Weiterer Teilabzug aus Gaza nach Geisel-Freilassung

Die Armee unternimmt den nächsten vereinbarten Schritt der Waffenruhe

von Cindy Riechau, Gregor Mayer, Imanuel Marcus, Sara Lemel  10.02.2025