Israel und der Tschad haben am Sonntag ihre seit fast einem halben Jahrhundert brachliegenden diplomatischen Beziehungen wieder aufgenommen.
»Heute verkünden wir die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen mit dem Tschad, einem riesigen Land im Herzen Afrikas«, sagte der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu nach Angaben seines Büros bei einem Treffen mit dem Präsidenten des Sahelzonen-Landes, Idriss Déby. Der Tschad hatte die Beziehungen mit Israel 1972 abgebrochen.
In Israel wurde die Versöhnung als außenpolitischer Erfolg Netanjahus vor der Parlamentswahl im April gewertet. »Wir machen Fortschritte in der islamischen Welt«, sagte Netanjahu bei der Zeremonie. Er sprach von erheblichen Bemühungen in den vergangenen Jahren.
Der Tschad hatte die Beziehungen mit Israel 1972 abgebrochen.
»Wir machen Geschichte und verwandeln Israel in eine aufsteigende Weltmacht«, sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros. Der Iran und die Palästinenser hätten vergeblich versucht, die Wiederaufnahme der Beziehungen zum Tschad zu blockieren.
LANDWIRTSCHAFT Déby hatte Israel im November überraschend besucht. Mit Netanjahu sprach er über einen gemeinsamen Kampf gegen Terror sowie eine stärkere Zusammenarbeit beider Länder in den Bereichen Landwirtschaft, Grenzschutz, Technologie, Solarenergie, Wasserversorgung und Gesundheit.
Der Tschad ist ein Land mit muslimischer Mehrheit. Israel hatte den ersten Besuch eines Präsidenten des afrikanischen Landes als historisch und »diplomatischen Durchbruch« eingestuft.
Beide Länder wollen ihre Zusammenarbeit in den Bereichen Grenzschutz und Wasserversorgung stärken.
Netanjahu hat Afrika seit 2016 bereits dreimal besucht. Er stärkte die Beziehungen zu mehreren afrikanischen Ländern, unter anderem Uganda, Kenia, Ruanda und Äthiopien.
ISLAMISTISCH Der seit Anfang der 1990er-Jahre amtierende Déby regiert das unter anderem an Libyen, Niger und den Sudan grenzende Land mit harter Hand. Bei der Bekämpfung des islamistischen Terrorismus in Nigeria und der Sahel-Zone ist der Tschad ein wichtiger Verbündeter des Westens.
Mit seinen rund 14 Millionen Einwohnern gehört der Staat einem UN-Index zufolge zu den drei ärmsten Ländern der Welt. dpa