Gleichberechtigung

»Wir können auf das Erreichte stolz sein«

Frauen in der Politik: Kandidatinnen für die bevorstehende Knessetwahl am 17. März Foto: Flash 90

Make it happen», «Setze es in die Tat um» – so lautet das Motto des Internationalen Frauentages 2015. Tatsächlich bietet uns dieser Tag eine gute Gelegenheit, uns vor Augen zu führen, wie israelische Frauen Dinge in die Tat umgesetzt haben – und das seit dem Beginn des jungen Staates.

Unsere Geschichte beginnt in der Zeit, die der Gründung des Staates Israel unmittelbar vorausging. Damals war die jüdische Gemeinschaft in Israel in neuen Gesellschaften organisiert, die sich Konzepte wie Demokratie und Gleichheit zu eigen machten. Frauen wie Männer traten den Pionier-Bewegungen bei. Zusammen arbeiteten sie daran, eine neue hebräische Gesellschaft und Kultur zu errichten. Ihre Ausgangsbasis, um die Pläne zu realisieren, waren Kibbuzim und andere Siedlungen.

Wie in vielen anderen Ländern mussten die Frauen im Land Israel während des britischen Mandats um ihr Recht auf Gleichberechtigung kämpfen. Das Recht, zu wählen und für ein politisches Amt gewählt zu werden, ist grundlegend in einer Demokratie. Der Kampf der Frauen um dieses Recht war lang, doch noch bevor der Staat Israel 1948 gegründet wurde, hatten sie ihr Ziel erreicht.

Militär Im Unabhängigkeitskrieg übernahmen Frauen auch eine aktive Rolle. Am 27. Juni 1948, dem ersten Tag der offiziellen Einweihung der israelischen Streitkräfte, waren 1061 Frauen unter denjenigen, die vom paramilitärischen Palmach in die Armee eingezogen wurden. Weitere Frauen traten danach der Armee bei. Darunter waren auch weibliche Flüchtlinge aus Europa, die den Gräueln des Zweiten Weltkriegs entkommen waren.

So war es nicht verwunderlich, dass die Knesset im Jahr 1949 ein Gesetz erließ, dass den Wehrdienst sowohl für Männer als auch für Frauen obligatorisch werden ließ. Die Dauer des Wehrdienstes und die Rollenverteilung waren jedoch für Männer und Frauen unterschiedlich geregelt.

Diese klare Einteilung sollte erst viele Jahre später infrage gestellt werden. Nachdem Alice Miller 1994 beim Obersten Gerichtshof Beschwerde einreichte, erließ das Gericht einen revolutionären Beschluss: Frauen sollte gestattet werden, sich um den begehrten Pilotenkurs der Luftwaffe zu bewerben und dort als Kampfpilotinnen zu dienen. Alice war damals das Idol von mir und meinen Freundinnen.

Gewalt Der Kampf um Frauenrechte geht auch immer einher mit dem Kampf gegen Gewalt. Die feministischen Organisationen der 1970er-Jahre wurden aktiver: Sie erreichten, dass die fehlende Gleichberechtigung von Frauen im Zentrum des öffentlichen Bewusstseins angelangte.

Der Mythos der Gleichberechtigung war zerstört. Diese feministischen Organisationen waren auch die treibende Kraft hinter der Eröffnung von mehreren Frauenhäusern und Zentren für Armutsopfer. Sie brachten Themen wie die Benachteiligung von Frauen, sexuellen Missbrauch und die fehlende wirtschaftliche sowie politische Gleichberechtigung zur Sprache.

Heute gibt es mehr als 50 feministische Organisationen in Israel. Die Dritte Welle des Feminismus, die sich mit Themen wie der Einschränkung und Unterdrückung von Frauen beschäftigt, breitet sich im Land aus. Ein größeres Bewusstsein für die Lage von Frauen erhöht den Aktivismus und die Verbreitung von Bildung ist das wichtigste Instrument von Israels feministischen Organisationen, um gesellschaftlichen Wandel einzuleiten.

Initiativen
Außerdem gibt es heute in Israel unzählige Graswurzelbewegungen und -koalitionen. Mit ihrem Engagement wollen sie die Welt ändern, in der Frauen leben. Die Organisation «WePower» versucht zum Beispiel, Israels politische Landschaft umzugestalten, indem sie den Anteil der Frauen in öffentlichen Ämtern erhöhen möchte. «Economic Empowerment for Women» hingegen zielt darauf ab, den sozialwirtschaftlichen Status von Frauen in Israel zu verbessern. Die Organisation unterstützt Frauen bei der Gründung von Kleinbetrieben, damit sie wirtschaftliche Unabhängigkeit erlangen können.

Andere Organisationen engagieren sich für eine neue Gesetzgebung, die den Status von Frauen in religiösen und säkularen israelischen Gemeinden aufwerten soll. Ein Beispiel hierfür ist das Netzwerk IWN (Israel Women Network). Nicht zu vergessen ist auch WIZO (Women’s International Zionist Organisation). Dabei handelt es sich um eine überparteiliche weltweite Bewegung, die auch in Deutschland aktiv ist. ihr Anliegen ist die Verbesserung des Wohlergehens von Frauen.

Politik Spricht man von Frauen in der politischen Domäne, so fällt häufig der Name von Golda Meir. Ab 1969 amtierte sie fünf Jahre lang als Ministerpräsidentin. Sie war die erste weibliche Regierungschefin auf der Welt, die diese Position durch demokratische Wahlen und nicht durch Familienbande erlangte. Dennoch sollte man sich auch in Erinnerung rufen, dass Golda Meir von den feministischen Bewegungen nicht allzu sehr bewundert wurde, da ihrer Regierung keine weiteren Frauen angehörten.

Heute sind 26 Frauen Mitglieder der Knesset, vier Frauen amtierten in der letzten Regierung als Ministerinnen. Und vor Kurzem erst wurde bekannt, dass an den kommenden Wahlen die erste israelische Partei für ultraorthodoxe Frauen teilnehmen wird. Diese Zahlen zeigen, dass es Fortschritte gibt, was die Teilhabe von Frauen am politischen Leben angeht. Doch sie spiegeln bei Weitem nicht wider, wie groß die Präsenz von Frauen in der heutigen israelischen Zivilgesellschaft ist.

Kultur Blicken wir auf den Kultur-Sektor. Israel veranstaltet unzählige Aufführungen, Premieren, Tribute, Ausstellungen, Workshops und Diskussionen in Bereichen, auf die Frauen einen bedeutenden Einfluss ausüben. Dazu gehört zum Beispiel das «Frauen-Festival», das jedes Jahr zum Internationalen Frauentag in Hulon stattfindet. Viele erfolgreiche Filme stammen von Regisseurinnen. Get von Ronit Elkabetz wird etwa zurzeit in den Berliner Kinos gezeigt.

Israels Gemeinschaft der weiblichen Aktivistinnen wächst täglich, und der Begriff Feminismus fällt jeden Tag. Trotzdem haben wir zweifelsohne noch einiges an Arbeit vor uns. Aber wenn ich bedenke, dass der Staat erst 67 Jahre alt ist, glaube ich, dass wir auf das, was wir erreicht haben, stolz sein können.

Die Autorin ist Pressesprecherin der Botschaft des Staates Israel in Berlin.

Ramallah

Abbas-Nachfolge: PLO schafft Vize-Posten

Palästinenserpräsident Abbas wird in diesem Jahr 90. Die Suche nach einem Sukzessor drängt

 25.04.2025

Nahost

Mossad-Chef Barnea reist zu Geisel-Gesprächen nach Katar

Der Chef von Israels Geheimdienst soll eine Freilassung der Verschleppten vorantreiben. Sollte es nicht bald Fortschritte geben, könnten die Kämpfe in Gaza ausgeweitet werden, droht das Militär

 25.04.2025

Spanien

Ministerpräsident annulliert Munitionsgeschäft mit Israel

Pedro Sánchez fährt seinem Innenminister in die Parade und untersagt auf Druck seines linken Koalitionspartners den Einkauf von Munition für die Polizeitruppe Guardia Civil

von Michael Thaidigsmann  24.04.2025

Syrien

Al-Scharaa: Friedensschluss mit Israel nicht ausgeschlossen

Einst kämpfte Ahmed al-Scharaa für islamistische Terrororganisationen. Einem US-Abgeordneten zufolge könnte der neue Staatschef nun in eine ganz andere Richtung gehen

 24.04.2025

Den Haag

Teilerfolg Israels vor Internationalem Strafgerichtshof 

Das Weltstrafgericht erließ Haftbefehl gegen Israels Premier Netanjahu. Israel legte Einspruch ein, doch scheiterte - bis jetzt

 25.04.2025 Aktualisiert

Meinung

Geduld mit Trump

US-Präsident Trump ist vielleicht nicht der perfekte Freund Israels und der Juden, aber der beste, den sie haben. Vorschnelle Kritik an seinem Handeln wäre unklug

von Michael Wolffsohn  24.04.2025

Vermisst

Er verteidigte seinen Kibbuz

Tal Chaimi kam als Einziger des Noteinsatzteams nicht zurück

von Sophie Albers Ben Chamo  24.04.2025

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  24.04.2025

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  24.04.2025