Die Israelis mussten lange warten, um ihre Winterausrüstung hervorzuholen. Statt Daunenjacke und Mütze waren im Dezember und Januar hauptsächlich Badeanzüge und Sandalen gefragt. Doch jetzt ist die kalte Jahreszeit in dem kleinen Nahoststaat angekommen. Zwar mit Verspätung – aber dafür umso heftiger.
Starke Regenfälle und extreme Winde rauschen seit Dienstagabend durch ganz Israel. Am Mittwochmorgen brachten die Unwetter Blitz, Donner und Hagel in große Teilen des Landes. In Küstenregionen und niedrig gelegenen Gebieten kam es zum Teil zu Überschwemmungen. Es herrscht immer noch Hochwasserwarnung.
SINKLOCH Mehrere Autofahrer mussten aus ihren Fahrzeugen gerettet werden, als diese mit den Fluten auf Straßen wegschwammen. Auch stürzten Strommasten und Bäume um. Verletzte gab es nicht, jedoch wurden mehrere Straßen und Fahrzeuge beschädigt. In Tel Aviv tauchte nach den heftigen Güssen ein neues Sinkloch auf, dieses Mal auf einer Straße über der neuen U-Bahn.
Während die Temperaturen vielerorts in der vergangenen Woche noch bei über 20 Grad lagen, fielen sie mit dem Wintereinbruch drastisch ab. In Jerusalem und Safed im Norden des Landes waren es am Mittwoch nur noch sechs, in Tel Aviv elf und in Beer Sheva neun Grad.
Das Ski- und Rodelgebiet auf dem Hermon erwartet für das Wochenende viele Besucher im Schnee.
Auf dem Berg Hermon in den Golanhöhen fiel die Nacht über Schnee. Der meteorologische Dienst des Landes geht davon aus, dass es dort in den kommenden zwei Tagen und Nächten weiter schneien wird. Am Freitag plant das Ski- und Rodelgebiet, in über 1700 Meter Höhe seine Pisten zu öffnen, und rechnet für das Wochenende mit einem Besucheransturm.
TEMPERATUREN Der aktuelle Sturm, der nach einem ungewöhnlich trockenen Januar kam, wird voraussichtlich am Donnerstag vorbeiziehen. Dann sollen auch die Temperaturen wieder steigen. Allerdings werden bereits Anfang kommender Woche mehr Regenfälle und Stürme erwartet.
Währenddessen erlebt Israel seinen trockensten Winter seit sechs Jahrzehnten mit deutlich weniger Niederschlag als im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres, so der meteorologische Dienst. Die vergangenen vier Winter hatten nach Angaben des Dienstes allerdings überdurchschnittlich viele Niederschläge gebracht. Ein gewöhnlicher israelischer Winter, der von etwa Anfang Dezember bis März dauert, führt zu einem Anstieg des Wasserpegels des Kinneret um rund 1,6 Meter.
Eyal Wiesel, Leiter der hydrologischen Abteilung der staatlichen Wasser- und Abwasserbehörde, weiß, dass der Pegel des Sees in diesem Winter bislang lediglich um zwei Zentimeter gestiegen sei. »Das ist der bescheidenste Anstieg, seitdem die nationalen Niederschlagsmessungen begannen – im Jahr 1964.«