Seit der Entführung der drei jüdischen Jugendlichen am 12. Juni sind nach Angaben israelischer Medien bis zu 40 Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert worden, rund 30 davon schlugen im Süden des Landes ein. Bislang blieb es bei geringeren Sachschäden, am Samstag jedoch verursachte eine Rakete einen Brand in einer Lackfabrik in Sderot. Sie brannte vollständig nieder.
Zu dieser Zeit hatten sich vier Arbeiter in der Fabrik aufgehalten, zwei davon – ein 23 und ein 59 Jahre alter – erlitten leichte Verletzungen, als sie zu einem Schutzraum rannten. Zuvor war ein 50 Jahre alter Mann bei Aschkelon, ebenfalls auf seinem Weg in einen Schutzraum, leicht verletzt worden.
Der Manager der Lackfabrik in Sderot beklagte die Zerstörung der Fabrik. Sie sei nach einem Brand in Ofakim vor fünf Jahren wieder vollständig aufgebaut worden. »Ich hoffe, jemand hilft uns jetzt. Wenn nicht, werden wir nicht in der Lage sein, wieder auf die Beine zu kommen«, sagte er.
Waffenschmieden Die israelische Luftwaffe hat als Reaktion auf den Beschuss aus dem Gazastreifen mehrere Angriffe in dem Gebiet am Mittelmeer geflogen. Ein Kampfflugzeug habe am Samstagabend drei versteckte Raketenabschussvorrichtungen im Zentrum des Gazastreifens beschossen, teilte ein Sprecher der israelischen Armee mit. Zudem seien mehrere Waffenschmieden und Trainingsgelände in dem Küstenstreifen bombardiert worden. Zudem bestätigte die Armee, dass sie bei einem gezielten Angriff am Freitag zwei führende Mitglieder der Hamas getötet habe. Sie sollen für die Raketenangriffe der vergangenen Tage auf israelische Zivilisten verantwortlich sein.
Aufgrund des anhaltenden Beschusses mehren sich die Stimmen im Land, darauf mit einer Militäroffensive zu antworten. So forderte der Bürgermeister von Sderot, Alon Davidi, in einem Gespräch mit Verteidigungsminister Moshe Ya’alon von der Armee eine »umfassende Operation«. Anders könne man keine Ruhe erwarten. Ya’alon lobte seinerseits die Standhaftigkeit der Bewohner und versicherte, Israel werde es nicht zulassen, dass Terroristen das Leben der Menschen bedrohten.
Einsatz Außenminister Avigdor Lieberman dachte in einem Interview mit dem Armeeradio laut darüber nach, ob Israel nicht besser wieder die militärische Kontrolle im Gazastreifen übernehmen solle: »Die Erfahrung zeigt doch, dass begrenzte Operationen die Hamas offensichtlich nur stärken.«
Premierminister Benjamin Netanjahu schloss sich dem nicht an. In der Kabinettsitzung am Sonntagmorgen sagte er jedoch, dass der Einsatz in Gaza so lange dauern werde wie notwendig.
Nach Angaben israelischer Medien bereitet sich das Militär auf einen eventuellen Einsatz vor. So sollen sich bewaffnete Einheiten darauf einstellen, möglicherweise in den Süden verlegt zu werden, um dort die Brigaden zu unterstützen. Die Luftwaffe hat bereits mehrere Eisenkuppeln in Stellung gebracht, das Verteidigungssystem hat in den vergangenen zwei Wochen sieben Raketen abgefangen.
Soli-Konzert Im Zusammenhang mit der Mission »Meines Bruders Hüter« soll am Sonntagabend in Tel Aviv zum ersten Mal eine Solidaritätskundgebung stattfinden. Unter dem Motto »Wir singen gemeinsam für ihre Rückkehr« werden israelische Sänger wie Miri Mesika und Lior Narkis ab 19.30 Uhr auf dem Rabin-Platz auftreten. Auch der designierte Präsident Reuven Rivlin wird erwartet, berichtet Yedioth Ahronoth im Vorfeld. »Ich habe keine Ahnung, wie viele kommen werden, viele fühlen sich ja betroffen von dem Schicksal unsere Kinder, und ich hoffe einfach, dass das heute zum Ausdruck kommen wird«, sagte Avi Frenkel, Vater des entführten Naftali.