Bei einer internationalen Konferenz in Jerusalem sollen neue Wege im Kampf gegen Antisemitismus gefunden werden. Israels Außenminister Yair Lapid sagte in seiner Videobotschaft beim »Global Forum on Antisemitism«, es sei wichtig, neue Verbündete zu finden. An der Konferenz nehmen 180 Gäste aus aller Welt teil, mehrere Hundert weitere werden zugeschaltet.
»Wir müssen jeden einbinden, der glaubt, dass es falsch ist, Menschen wegen ihres Glaubens, ihrer Sexualität, ihres Geschlechts oder ihrer Hautfarbe zu verfolgen«, sagte Lapid. Antisemitismus betreffe nicht nur Juden. »Wenn Du uns heute nicht dabei hilfst, Antisemitismus zu bekämpfen, dann könnte es Dein Kind sein, das jemand in der Zukunft anschaut und sagt: »Ich hasse ihn, ich will, dass er stirbt.«« Lapid erzählte dazu die Geschichte seines Vaters Tommy, der als Jugendlicher im Ghetto in Budapest gelebt hatte.
KRIEG An die Teilnehmer der Konferenz wandte sich in einer Ansprache auch der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder. «Der heutige Kampf gegen Antisemitismus ist ein Krieg, nicht weniger folgenreich als der Sechstagekrieg oder der Jom-Kippur-Krieg», sagte er und hob hervor, dass Israel die neue Ausrede für den alten Antisemitismus sei. «Und unsere Feinde haben freie Hand, weil es keine entsprechende Reaktion von Israel gegeben hat.»
Aus diesem Grund forderte Lauder das israelische Außenministerium auf, proaktiv zu werden und der Welt die israelische Seite der Geschichte zu erzählen. Er sagte: «Ich glaube, Außenminister Yair Lapid wird ein großartiger Außenminister sein, und ich glaube, er sollte eine starke Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit schaffen, die das wahre Israel definiert und dies nicht unseren Feinden überlässt.»
Aus Deutschland nehmen an der Konferenz der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sowie der Frankfurter Bürgermeister Uwe Becker und Daniel Lörcher teil, der sich im Namen des Fußball-Clubs Borussia Dortmund gegen Antisemitismus engagiert.
Zu den Teilnehmern der Tagung gehören unter anderem auch Katharina von Schnurbein, die Antisemitismusbeauftragte der EU-Kommission, und Israels Diaspora-Minister Nachman Shai. In verschiedenen Arbeitsgruppen sollen neue konkrete Strategien im Kampf gegen Judenhass entworfen werden. Die dreitägige Konferenz endet heute Abend.
Israels neuer Präsident Isaac Herzog hatte am Dienstagabend bei der Eröffnung gesagt, der Kampf gegen Antisemitismus werde eine der »Schlüsselaufgaben« seiner Amtszeit sein. Es habe zuletzt weltweit einen Anstieg antisemitischer Übergriffe gegeben, vor allem während des jüngsten Dauerbeschusses Israels durch die Terrororganisation Hamas, in dessen Folge Israel sich zur Wehr setzen musste, um seine Bürger zu schützen. dpa/ja