Die Bundeswehr hat mit einer auf der Fregatte »Sachsen« installierten Hochenergie-Laserwaffe erstmals anfliegende Drohnen zerstört. Nach umfangreichen Auswertungen bewerteten die an der Entwicklung beteiligten Rüstungsunternehmen MBDA und Rheinmetall den bereits im August in der Ostsee vor dem Truppenübungsplatz Putlos in Schleswig-Holstein durchgeführten Test nun als Erfolg. »Es ist ein großer Schritt in Richtung einsatzfähiger Laserwaffen«, teilten die beiden Unternehmen am Donnerstag mit.
Ein zukünftiges Waffensystem mit einem Hochenergielaser für die Marine eignet sich demnach insbesondere zur Abwehr von Drohnen, Drohnenschwärmen oder angreifenden Schnellbooten im Nah- und Nächstbereich. Die Waffe könne aber auch leistungsfähiger ausgestattet und zur Zerstörung von Lenkflugkörpern oder Mörsergranaten eingesetzt werden.
»Diese Erprobungen legen den Grundstein für die mögliche Entwicklung eines einsatzfähigen Laserwaffensystems für die Deutsche Marine«, teilte das Beschaffungsamt BAAINBw dazu mit. Die sogenannten Lasereffektoren würden seit knapp zehn Jahren intensiv erforscht. Die Ergebnisse seien in einem Testgerät gebündelt worden, das die Funktionsweise in einem 20-Fuß-Container integriere - von der Aufklärung über die Datenverarbeitung bis hin zur Bekämpfung mit dem Hochenergielaser.
Für die Entwicklung des Testgeräts hatten die MBDA Deutschland GmbH und Rheinmetall Waffe Munition GmbH eine Arbeitsgemeinschaft mit der Hochenergielaser Marinedemonstrator geschaffen. MBDA ist dabei für die Zielerfassung und -verfolgung (»Tracking«) und die Anbindung an das Führungssystem zuständig. Rheinmetall steuerte das Richtsystem, die Strahlführung sowie die Hochenergie-Laserquelle inklusive deren Peripherie bei. Der MBDA-Projektleiter Daniel Gruber und Markus Jung, Leiter der Entwicklung Strahlenwaffen bei Rheinmetall, erklärten laut Mitteilung der Unternehmen, der scharfe Schuss von einem Kampfschiff der Marine aus sei historisch und ein »besonderer Moment«.
Die Industrie bereitet auch Laserwaffen für Landanwendungen vor. Vor allem die Abwehr unbemannter Flugkörper ist für das Militär immer wichtiger geworden - und ist auch für zivile Sicherheitsbehörden eine enorme Herausforderung. So sind Drohnen vielfach zu einer Gefahr im Umfeld von Flughäfen geworden. Gewarnt wird auch vor der Möglichkeit, dass Drohnen für terroristische Anschläge auf Menschenansammlungen genutzt werden könnten, wie beispielsweise große Sportveranstaltungen.
Die Bundeswehr hatte in den vergangenen Jahren festgestellt, dass sie auf die Abwehr von Drohnen oder gar ganzen Drohnenschwärmen, die Verteidigungssysteme überlasten können, nicht ausreichend vorbereitet ist. Mehrere Bundesregierungen haben das Thema weitgehend verschlafen - trotz Warnungen aus dem Militär und Fortschritte anderer Staaten.
Als Aserbaidschan im Jahr 2020 den Kampf um Berg-Karabach mit Hilfe von Drohnen aus der Türkei entschied und Armenien besiegte, war das für viele ein Weckruf. In der Ukraine setzt das russische Militär seit kurzer Zeit verstärkt Kamikaze-Drohnen nach iranischer Bauart ein, um ukrainische Infrastruktur systematisch zu zerstören.
Israel hat nach eigenen Angaben im April erfolgreich ein Hochleistungs-Lasersystem zur Raketenabwehr getestet. Bei einer Reihe von Tests mit dem sogenannten »Iron Beam« seien Drohnen, Raketen und Mörsergranaten abgefangen worden, hieß es damals.
In den USA wurde laut Medienberichten vom September eine neue Laserkanone für Tests an das US-Militär ausgeliefert. Russland wiederum erklärte im Mai, kurz vor der Einführung eines Hochleistungslasers zum Abschuss von Drohnen und leichten Fluggeräten zu stehen.