Die möglicherweise bevorstehende russische Invasion in der Ukraine sorgt auch in Israel für Unruhe. Derzeit besprechen Vertreter der Regierung in Jerusalem mit internationalen jüdischen Organisationen das Ausmaß der Bedrohung für die jüdischen Gemeinden in dem Land. Bei der Sitzung am Sonntag wurde nach Angaben israelischer Medien auch die Möglichkeit erörtert, ob Israel ein Evakuierungsprogramm leiten würde.
PLÄNE Israel habe bereits seit mehr als drei Jahrzehnten Pläne für die Massenrettung von Juden aus verschiedenen Ländern, falls dies erforderlich sein sollte, war das Fazit. Diese Pläne wurden jetzt durch die zunehmenden Spannungen für die Ukraine aktualisiert. Allerdings weiß derzeit niemand, ob in einem Kriegsfall eine Rettung aus dem Krisengebiet durch Israel oder jüdische Gruppen überhaupt möglich wäre.
Am Sonntag hatte das US-Außenministerium erklärt, dass Washington den Familien seiner Diplomaten in der ukrainischen Hauptstadt Kiew befohlen habe, das Land »aufgrund der anhaltenden Bedrohung durch russische Militäraktionen« zu verlassen.
Die bedrohliche Lage hat das Potenzial, die größte Rettungsaktion seit über 30 Jahren zu werden.
Darüber hinaus wurde die freiwillige Ausreise der Botschaftsangestellten genehmigt. US-Bürger in dem osteuropäischen Land wurden aufgefordert, »eine Ausreise jetzt mit kommerziellen oder anderen privat verfügbaren Transportmöglichkeiten in Betracht zu ziehen«.
An dem Treffen in Jerusalem nahmen unter anderem Vertreter des Nationalen Sicherheitsrates, des Büros des Premierministers, der Außen-, Verteidigungs-, Transport- und Diaspora-Angelegenheiten-Ministerien sowie der Jewish Agency teil. Während die Zahl der ukrainischen Juden, die eine Einwanderung nach Israel beantragen, derzeit nicht wesentlich ansteigt, besteht die Sorge, dass Tausende der Menschen im jüdischen Staat Schutz suchen könnten, falls in der Ukraine ein Krieg ausbricht.
RÜCKKEHRGESETZ Nach Angaben von jüdischen Organisationen leben heute um die 75.000 ukrainische Staatsbürger in den östlichen Regionen des Landes, die nach dem Rückkehrgesetz Anspruch auf die israelische Staatsbürgerschaft haben. Während der Großteil von ihnen wahrscheinlich kein Interesse daran hat, Alija zu machen, besitzt die derzeitige bedrohliche Lage jedoch das Potenzial, zur größten Rettungsaktion von Juden aus einem vom Krieg heimgesuchten Land seit über drei Jahrzehnten zu werden.
Israel und große jüdische Organisationen stünden in Kontakt mit der russischen und der ukrainischen Regierung, hieß es bei dem Treffen. Offenbar seien beide Seiten bestrebt, keinen Eindruck entstehen zu lassen, dass jüdische Menschen in ihren Ländern nicht sicher sind.