Wer sind die Drusen überhaupt?
Bei den Drusen handelt es sich um eine eigene Religionsgemeinschaft, die im Nahen Osten im 11. Jahrhundert als eine Abspaltung des ismailitischen Islams schiitischer Prägung entstanden ist und auf den religiösen Interpretationen von Hamza ibn Ali ibn Ahmad basiert, einem aus Persien stammenden Gelehrten. Das Wort »Druse« selbst lässt sich als »Bekenner der Einheit Gottes« übersetzen. Drusen glauben an eine Reinkarnation, betreiben aber keinerlei Mission. Auch ist es für Außenstehende unmöglich, ihrer Religion beizutreten. Eine Besonderheit: Nur wenige Personen, sogenannte »Wissende«, kennen die gesamte drusische Lehre, die auch Elemente der klassischen griechischen Philosophie und des Hinduismus beinhaltet.
Wie viele Drusen gibt es auf der Welt?
Genaue Zahlen sind schwer zu ermitteln. Die meisten, schätzungsweise 600.000 bis 700.000, leben in Syrien, gefolgt von rund einer Viertelmillion im Libanon. In Israel lebt die drittgrößte Drusen-Community, und zwar etwa 150.000. Sie haben eigene Dörfer in Galiläa oder dem Karmelgebirge, viele Drusen wohnen aber auch in Haifa. Ferner gibt es knapp 20.000 Drusen auf dem 1967 von Israel eroberten Golan, und zwar in mehreren Dörfern und der Kleinstadt Majdal Shams, die zugleich die größte Ortschaft auf dem Hochplateau ist. Venezuela und die Vereinigten Staaten sind ebenfalls Heimat von jeweils 50.000 bis 60.000 Drusen. Kleinere Gruppen finden sich darüber hinaus in Kanada, Deutschland, Jordanien und Australien. Untereinander gibt es enge familiäre und andere soziale Verbindungen, die oftmals Landesgrenzen überschreiten.
Gelten die Drusen als Muslime?
Darüber gibt es in der islamischen Welt keine einheitliche Meinung. In mehreren Fatwas wurden sie jedoch als Häretiker und Apostaten bezeichnet, was zugleich auf eine lange Geschichte von sich abwechselnden Verfolgungen und Rebellionen gegen Unterdrückung in der Region verweist. Ihr Minderheitenstatus prägte somit auch ihr Selbstverständnis als eigene Gruppe.
Welchen Status haben die Drusen in Israel?
Die Drusen in Israel sind im Besitz der israelischen Staatsbürgerschaft. Drusische Männer unterliegen ebenso wie ihre jüdischen Altersgenossen der Wehrpflicht, drusische Frauen können ein soziales Jahr ableisten. Ihre Erfahrungen als oftmals verfolgte Minderheit in der Region hat die Drusen, die sich 1948 auf israelischem Staatsgebiet wiederfanden, dazu motiviert, sich seither politisch und wirtschaftlich eng an Israel zu binden. Anders dagegen die Drusen auf dem Golan. Das Angebot, die israelische Staatsangehörigkeit anzunehmen, hatten sie bis dato weitestgehend abgelehnt und die syrische beibehalten. Doch unter dem Eindruck des Bürgerkriegs in Syrien entscheiden sich mittlerweile einige hundert von ihnen pro Jahr, diese anzunehmen.