Nahost

»Wenn man eine Waffenruhe hat, gibt es natürlich Verletzungen«

Israelische Soldaten an der Grenze zum Libanon Foto: copyright (c) Flash90 2024

Die Terrororganisation Hisbollah hat erneut Granaten auf Israel abgefeuert – trotz der Waffenruhe, die seit einer Woche gilt. Sofort reagierten die israelischen Streitkräfte auf diesen Verstoß, indem sie Terror-Ziele in verschiedenen Regionen des Libanon angriffen. Dazu gehörten bewaffnete Terroristen, Raketenwerfer und Stellungen der vom Iran finanzierten Terrorgruppe.

Ziel war es offenbar, der Hisbollah zu zeigen, dass die Reaktionen auf Verstöße heftig ausfällt, um sie abzuschrecken und zu einer Einhaltung der Waffenruhe zu bewegen. Das Abkommen war ebenfalls nur unter massivem militärischen Druck zustande gekommen. Israel tötete die gesamte Führungsriege der Hisbollah und zerstörte unzählige Waffenlager. Tausende Hisbollah-Terroristen wurden getötet.

Die Terroristen stimmten dem Waffenstillstand erst daraufhin zu. Schon seit 2006 hätten sie sich in das Gebiet nördlich des Litani-Flusses zurückziehen müssen. Dies schrieb die UNO-Resolution 1701 fest, die die Hisbollah jedoch ebenso wenig einhielt. Die UNO-Mission UNFIL setzte die Resolution nicht durch.

»Kraftvolle« Antwort

Die USA als Israels wichtigster Verbündeter warnten unterdessen davor, Verstöße gegen die Waffenruhe zwischen Israel und den Hisbollah-Terroristen überzubewerten. »Wenn man eine Waffenruhe hat, gibt es natürlich Verletzungen«, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte fast zeitgleich eine »kraftvolle« militärische Antwort auf einen Angriff der Hisbollah auf Nordisrael angekündigt, der eine schwerwiegende Verletzung der Waffenruhe darstelle.

Libanons Parlamentspräsident Nabih Berri bezichtigte Israel Dutzender Verstöße. In einer im Fernsehen übertragenen Rede sprach er von »aggressiven Aktionen der israelischen Besatzungstruppen«, die Häuser in libanesischen Grenzdörfern mit Bulldozern zerstörten, sowie mehreren Luftschlägen.

Lesen Sie auch

Trump warnt Hamas

Vonseiten des israelischen Militärs hieß es wiederum, die Akteure im Libanon müssten die feindlichen Aktivitäten der Hisbollah unterbinden. Israel stehe weiter zu seiner Verpflichtung, die Bestimmungen der Vereinbarung über die Waffenruhe zu erfüllen, hieß es.

Derweil warnte der designierte Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald J. Trump, die ebenfalls vom Iran finanzierte Terrororganisation Hamas im Gazastreifen.

Wenn die von ihr festgehaltenen 97 Geiseln nicht vor dem 20. Januar freigelassen würden, werde für jene, die im Nahen Osten für die Gräueltaten verantwortlich seien, die »Hölle los sein«, schrieb Trump auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social.

Neue Bemühungen um Geiseldeal

»Diejenigen, die dafür verantwortlich sind, werden härter getroffen werden, als irgendjemand in der langen und geschichtsträchtigen Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika jemals getroffen wurde.« In Großbuchstaben fügte Trump hinzu: »Lasst die Geiseln jetzt frei«. Was genau er im Falle einer Nichteinhaltung seines Ultimatums unternehmen würde, blieb zunächst unklar.

Viele der 97 in Gaza verbliebenen Geiseln sind vermutlich nicht mehr am Leben. Unter ihnen sind mehrere Menschen, die neben der israelischen auch etwa über die deutsche oder die US-amerikanische Staatsbürgerschaft verfügen. Nach US-Angaben laufen derzeit erneut Bemühungen der Vermittlerstaaten um eine Waffenruhe in dem abgeriegelten Küstengebiet und die Freilassung der Geiseln. ja/dpa

Nachruf

Keine halben Sachen

Die langjährige Nahost-Korrespondentin der WELT, Christine Kensche, ist gestorben. Ein persönlicher Nachruf auf eine talentierte Reporterin und einen besonderen Menschen

von Silke Mülherr  10.01.2025

Nahost

Katz fordert Plan für Hamas-Niederlage

Sollten die Geiseln nicht bis zum 20. Januar freigelassen werden, will der israelische Verteidigungsminister eine komplette Zerschlagung der Terrorgruppe

 10.01.2025

Nachruf

Eine unabhängige Beobachterin mit Herzensbildung

WELT-Chefredakteur Jan Philipp Burgard nimmt Abschied von Israel-Korrespondentin Christine Kensche

von Jan Philipp Burgard  10.01.2025

Israel

Armee erklärt Hamas-Geisel Hamza Ziyadna (23) für tot

Erst am Mittwoch wurde die Leiche seines Vaters im Gazastreifen geborgen

 10.01.2025

Nahost

Biden: Hamas steht einer Vereinbarung im Weg

Dennoch glaubt der scheidende US-Präsident daran, dass ein Abkommen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln der Hamas noch vor dem Ende seiner Amtszeit erlangt werden kann

 10.01.2025

Libanon

Ist die Wahl Joseph Aouns ein Zeichen der Hoffnung?

Es hat mehr als zwei Jahre und mehr als ein Dutzend Versuche gebraucht. Nun hat der Libanon endlich wieder einen Präsidenten. Kommt nun der lang erhoffte Neustart?

von Amira Rajab  09.01.2025

Nahost

Iranischer General: »Wir haben schweren Schlag erlitten«

Zum ersten Mal gibt ein hochrangiger Offizieller aus Teheran zu, dass der Fall von Bashar al-Assad das Regime geschwächt hat

von Sabine Brandes  09.01.2025

Polen

Duda würde Netanjahu nicht verhaften lassen

Am 27. Januar jährt sich die Befreiung von Auschwitz zum 80. Mal. Kommt der israelische Ministerpräsident trotz eines Haftbefehls gegen ihn?

 09.01.2025

München

Bayern-Torwart Peretz fällt vor Gladbach-Spiel mit schmerzhafter Nierenquetschung aus

Droht den Bayern beim Gladbach-Spiel ein Torwartproblem? Zuletzt fehlte Manuel Neuer, jetzt ist auch noch dessen Vertreter verletzt

 09.01.2025