Geiseln

»Wenn ihr esst und trinkt – denkt an uns«

Sascha musste zum zweiten Mal seinen Geburtstag in Gaza verbringen. Foto: Screenshot / Ynetnews

Seit mehr als einem Jahr warten seine Freundin Sapir Cohen, seine Mutter und Großmutter, Freunde und Kollegen verzweifelt auf ihn. Doch Alexander (Sascha) Trupanov ist in Gaza gefangen. Der junge Mann hat am 11. November zum zweiten Mal seinen Geburtstag in Geiselhaft verbringen müssen. Am Freitagabend veröffentlichte die Terrorgruppe Islamischer Dschihad das zweite Propagandavideo des Israelis innerhalb von wenigen Tagen.

In der jüngsten Aufnahme sieht man den 30-Jährigen, wie er vor einem Bild des Vorsitzenden der ultraorthodoxen Shas-Partei sitzt und ihn anfleht, sich für seine Freilassung einzusetzen. Dabei las er offensichtlich von einem Skript ab, das ihm vermutlich von seinen Entführern diktiert worden war.

Er bezeichnete sich selbst als »Gefangenen« und erwähnte die Notlage der Bewohner des Gazastreifens mit den Worten: »Wenn Sie es ihnen schwer machen, machen Sie es auch uns schwer.«

Geisel bittet, weiterhin für ihre Freilassung zu demonstrieren

In einem früheren Video, das am Mittwoch veröffentlicht worden war, wandte sich Trupanov an seine Familie und bat sie, weiter für die Freilassung der Geiseln zu demonstrieren. Die Angehörigen sind regelmäßig bei Kundgebungen auf dem Platz der Geiseln in Tel Aviv und kämpfen darum, dass ein Deal zur Geiselbefreiung abgeschlossen wird. Sie haben die Veröffentlichung der Videos autorisiert.

»Wir sind seit einem Jahr in Gefangenschaft, seit einem Jahr mit Nahrungsmittel- und Wasserknappheit, ohne Strom. Sogar grundlegende Hygieneprodukte wie Seife und Shampoo gibt es nicht mehr«, berichtet Trupanov weiter. »Ich habe aufgrund dieser Situation ein Hautproblem entwickelt, das ich vorher nicht hatte. Wenn Sie essen oder trinken, denken Sie an uns. Wir haben diesen Luxus nicht.«

Nach der Herausgabe des zweiten Videos äußerte sich Lena Trupanov, die Mutter der Geisel. Sie sei hin- und hergerissen zwischen Freude und Verzweiflung. »Ich bin froh, dass mein Sohn lebt und die schrecklichen Bedingungen in der Gefangenschaft überleben kann.«

Die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit in seinem Gesicht jedoch seien sehr beunruhigend. »Ich mache mir große Sorgen um seine körperliche und geistige Gesundheit.«

»Gib die Hoffnung nicht auf, wir werden nicht aufhören, für deine Freilassung zu kämpfen, bis du hier bei uns zu Hause bist.«

Dann wendet sie sich direkt an ihren Sohn mit den Worten: »Mein geliebter Sohn, ich bitte dich, weiterhin stark zu sein und durchzuhalten. Gib die Hoffnung nicht auf, wir werden nicht aufhören, für deine Freilassung zu kämpfen, bis du hier bei uns zu Hause bist.« Sie fordert, dass »alle Anstrengungen unternommen werden, um seine sofortige Freilassung und die aller anderen Geiseln zu erreichen. Ihnen bleibt keine Zeit mehr!«

Trupanov, ein Bewohner von Ramat Gan in der Nähe von Tel Aviv, wurde während des verheerenden Massakers der Hamas in südlichen israelischen Gemeinden am 7. Oktober zusammen mit seiner Mutter Lena, seiner Großmutter Irina Tati und seiner Freundin Sapir Cohen aus dem Kibbuz Nir Oz nahe der Grenze zu Gaza entführt. Alle drei Frauen wurden im November 2023 im Rahmen eines Gefangenen-Geisel-Austauschs freigelassen.

Terroristen ermordeten seinen Vater

Terroristen ermordeten seinen Vater Vitaliy während des Angriffs. Insgesamt wurden 117 der 400 Bewohner des Kibbutzes getötet oder entführt.

Das Forum für Familien von Geiseln und Vermissten erklärte nach der Veröffentlichung, dass das »grauenhafte« Video die dringende Notwendigkeit eines Abkommens unterstreiche. »Jetzt, da der Winter naht, sind diese Geiseln, die seit über einem Jahr unter schrecklichen Bedingungen wie Misshandlung, Hunger und Dunkelheit leiden, einem zunehmenden Risiko ausgesetzt, ihr Leben zu verlieren.«

Steffen Seibert

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