In der Nacht zum Montag protestierten Dutzende von Israelis in Jerusalem vor dem Haus von Premierminister Benjamin Netanjahu, um ihrer Wut gegen die geplanten Freilassungen weiterer palästinensischer Häftlinge Luft zu machen. Die Demonstranten schlugen auf Töpfe und Pfannen, schrien Parolen gegen den Deal in die kalte Winterluft. Außerdem zündeten sie einige Reifen an. Zwei Menschen wurden festgenommen, nachdem sie die Absperrungen durchbrochen und versucht hatten, sich dem Haus des Regierungschefs zu nähern.
Auch in der Nacht zum Dienstag gingen die Proteste weiter, als zeitgleich weitere Palästinenser aus israelischen Gefängnissen entlassen wurden. 26 Männer kamen im Zuge des Abkommens zu den Friedensgesprächen zwischen der palästinensischen Autonomiebehörde und den Israelis auf freien Fuß. Seit Beginn der Verhandlungen im Juli 2013 ist dies die dritte Gruppe.
Insgesamt wird es vier Runden von Gefangenenentlassungen geben. Die nächste ist für April 2014 geplant. Sämtliche Inhaftierte sitzen seit der Zeit vor dem Oslo-Abkommen (1994) hinter Gittern.
Erklärung Netanjahu hatte in einer Erklärung deutlich gemacht, dass die Insassen ihre Taten vor dem Unterzeichnen des Oslo-Abkommens begangen hätten. Alle haben bereits 19 bis 28 Jahre hinter Gittern verbracht. Drei Männer stammen aus Gaza, die restlichen aus Jerusalem und dem Westjordanland. Alle wurden in ihre Heimatorte entlassen.
Bis auf drei Ausnahmen haben die Gefangenen »Blut an ihren Händen«, was bedeutet, dass sie wegen Mordes an israelischen Zivilisten, Soldaten oder Palästinensern, die der Kollaboration mit Israel verdächtigt wurden, einsaßen. Darunter befindet sich auch Muhammad Elafandi, der 1992 zwei Jugendliche in Jerusalem erstochen hat. Später wurde sein Leben von der Israelin Bella Freund gerettet, die ihn gegen die aufgebrachte Menge verteidigte.
Erinnerung Ebenfalls frei kam der Mörder des Israel-Preis-Gewinners Menachem Stern. Muammar Ata Mahmoud hatte den 64-jährigen Professor im Juni 1998 auf dem Weg zu seiner Arbeit in der Hebräischen Universität ermordet.
Opferverbände betonen immer wieder, dass es sich bei den Freilassungen um »verurteilte Mörder handelt, die genau dasselbe nach der Entlassung wieder tun könnten« und laufen Sturm gegen den Deal zwischen Jerusalem und Ramallah. Auch diesmal hatten Vertreter von Angehörigen vor dem Obersten Gerichtshof gegen die Freilassungen geklagt – und wie bereits bei den ersten beiden Runden verloren.