Im Rahmen der Feuerpause im Gaza-Krieg hat die islamistische Terrororganisation Hamas nach israelischen Armeeangaben eine weitere Gruppe von Geiseln dem Roten Kreuz übergeben. Elf Israelis seien am Montag in die Obhut von Mitarbeitern des Roten Kreuzes gegeben worden, teilte die israelische Armee mit.
Am späten Abend kam die Gruppe auf israelischem Staatsgebiet an. Die israelische Armee teilte mit, die elf Israelis sollten zunächst medizinisch untersucht werden. Anschließend könnten sie ihre Familien treffen. Es handelt sich um neun Kinder und Jugendliche sowie zwei Mütter. Die jüngsten Kinder sind dreijährige Zwillinge.
Im Gegenzug sollen 33 weibliche und jugendliche palästinensische Häftlinge entlassen werden. Israelische Medien hatten berichtet, es sollten auch mehrere thailändische Geiseln im Gazastreifen freigelassen werden.
Zwei deutsche Teenager unter freigelassenen Geiseln
Unter den freigelassenen Geiseln sind zwei deutsche Teenager. Das teilte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Montagabend auf der Plattform X, ehemals Twitter, mit. Damit erhöht sich die Zahl der freigelassenen Geiseln mit deutschem Pass auf zehn.
Nach 52 Tagen Leid und Verzweiflung könne die Mutter der Teenager diese wieder in die Arme schließen, schrieb Baerbock auf X. »Ich denke an die Familien, die weiter bangen. Wir tun alles dafür, dass auch sie ihre Liebsten wieder in die Arme schließen können.«
Nach Angaben einer Sprecherin israelischer Geiselfamilien handelte es sich bei den deutschen Staatsbürgern um zwei jugendliche Brüder. Über ihre Verschleppung aus dem Grenzort Nir Oz hatte ein israelischer Trickfilmregisseur einen Clip veröffentlicht. Der 80 Sekunden lange Trickfilm Disaster (Katastrophe) zeigt, wie die Brüder, die allein zu Hause waren, am 7. Oktober früh morgens von Raketenalarm und Raketenangriffen geweckt und dann entführt werden.
Unstimmigkeiten wegen der Namenslisten
Vor der Freilassung hatte es nach Medienberichten Unstimmigkeiten wegen der Namenslisten für den Austausch von israelischen Geiseln und palästinensischen Häftlingen geben. Israel hatte nach Medienberichten kritisiert, dass Mütter von ihren Kindern getrennt worden seien.
Es war bereits die vierte Gruppe an Geiseln, die seit Beginn der Feuerpause am Freitag freikam. Bisher waren 58 Geiseln freigelassen worden, unter ihnen acht deutsche Doppelstaatsbürger. Im Gegenzug für die freigelassenen israelischen Geiseln wurden 117 Palästinenser aus der Haft entlassen.
Der Sprecher der israelischen Regierung, Eilon Levi, sagte vor der Freilassung am Montag, es würden noch 184 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Davon seien 14 Ausländer sowie 80 Israelis mit einem Zweitpass. Die jüngste der Geiseln, ein zehn Monate altes Baby, war bisher nicht freigekommen. Der Junge war mit seinen Eltern und seinem vierjährigen Bruder entführt worden.
Verlängerung der Feuerpause zwischen Israel und der Hamas
Die von Katar vermittelte Kampfpause zwischen Israel und der Hamas war für zunächst vier Tage angesetzt gewesen. Wenige Stunden vor Ablauf dieser Phase einigten sich beide Seiten auf eine Verlängerung um zwei Tage. Die verlängerte Waffenpause soll die tägliche Freilassung von zehn im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln im Austausch gegen jeweils 30 palästinensische Gefangene in israelischen Gefängnissen umfassen.
Auslöser des jüngsten Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen aus dem Gazastreifen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze begangen hatten. Dabei wurden mehr als 1200 Menschen getötet. Etwa 240 Geiseln wurden nach Gaza verschleppt, auch mehrere Deutsche.
Israel reagierte mit massiven Luftangriffen, einer Blockade des Gazastreifens und begann Ende Oktober eine Bodenoffensive. Dabei wurden nach Angaben der islamistischen Hamas fast 15.000 Menschen getötet. Mehr als 36.000 wurden demnach verletzt. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen. dpa/ja