Wer sich durch die Stadt treiben lässt, wird ihnen früher oder später begegnen: den Schildern, die immer mehr Häuser in Tel Aviv zieren. Ob am Rothschild-Boulevard, an der Bialik- und Melchett-Straße oder der Flaniermeile Dizengoff – die silberfarbenen Beschreibungen sind überall zu finden. Meist sind sie am Eingang oder einem Mauervorsprung der Fassade angebracht. Die Plaketten sind ein Projekt der Stadtverwaltung mit der Organisation White City Tel Aviv im Rahmen der Restaurierung der historischen Bauten.
Diese Auszeichnung erhielt Tel Aviv bereits vor mehr als zehn Jahren, als die Bauhaus-Architektur in der Stadt offiziell von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt wurde. Heute erinnert eine Plakette an der Fassade der Stadtverwaltung an die prestigeträchtige Aufnahme in die Liste. Seitdem ist viel geschehen. Immer mehr Häuser wurden aufwendig restauriert und so weit wie möglich in den Originalzustand versetzt.
UNESCO »Unsere Stadt ist eine pulsierende, sprudelnde Metropole und ein nationales wie internationales Zentrum von Wirtschaft, Kultur, Bildung und Tourismus. Die Anerkennung der UNESCO passt dazu und bringt große Ehre und Stolz für Tel Aviv«, freut sich Bürgermeister Ron Huldai. »Es ist ein Meilenstein in der Geschichte, mit dem wir nun Teil der noblen Gruppe der weltweiten schützenswerten Stätten sind.«
Für Architekturfans sind die silberfarbenen Plaketten kleine Juwelen im urbanen Dschungel. Je mehr man findet, desto besser. Doch auch für Touristen aus dem In- und Ausland ohne nennenswerte Kenntnisse im Bauwesen vermitteln sie Wissenswertes zu der einzigartigen Architektur der Stadt. Dutzende sind mittlerweile angebracht, und ständig werden es mehr. Ist ein Gebäude restauriert und gehört es zu den rund 1000 von der Verwaltung als besonders schützenswert anerkannten Gebäuden, wird ein Schild ans Mauerwerk geschraubt.
innovativ Komplett mit den Logos der UNESCO, der Stadtverwaltung und von White City Tel Aviv versehen, geben sie Aufschluss darüber, was das spezielle Haus ausmacht. Neben den grundlegenden Angaben zu Baujahr, Stil und Architekt ist oft vermerkt, wer den Bau in Auftrag gab, welche Stilelemente zu entdecken sind und wann das Haus restauriert wurde. Auch muss man sich nicht den Hals verrenken, um das Haus zu studieren, denn neben den Beschriftungen auf Englisch und Hebräisch ist eine Zeichnung des Baus eingeprägt.
Wie zum Beispiel an der Nahmani-Straße 25 im Zentrum der Stadt. Dieses Haus wurde 1925 für die Familie Romanov errichtet. Der symmetrische Bau galt damals als außergewöhnlich innovativ für seine Zeit – und ist noch heute ein echter Hingucker in Himmelblau.
Zwar sind viele der mehr als 4000 Bauhaus-Gebäude noch immer vom Verfall bedroht, doch es wird mittlerweile viel getan, um sie zu schützen. Die Stadtverwaltung arbeitet eng mit den Experten der UNESCO zusammen, um das Erbe zu erhalten. So strahlt an vielen Straßen der Stadt heute wieder das frische Weiß des typischen Stils der deutschen Bauhaus-Architekten oder leuchten die Häuser des Eklektizismus in Orange, Hellblau oder Gelb mit der Sonne um die Wette. Tel Aviv ist stolz auf seine einzigartige Architektur – und das soll jeder sehen.