Er schaut mit festem Blick nach vorn: Der neue Vorsitzende der israelischen Zentrumspartei Kadima heißt Schaul Mofaz. Nach ersten Auszählungen in der Nacht zum Mittwoch lag er bei 61,7 Prozent der abgegebenen Stimmen und schlug damit Zipi Livni haushoch. Die bisherige Parteichefin konnte lediglich etwas mehr als 37 Prozent auf sich vereinen. Bereits in seiner ersten Rede sprach Mofaz von einem Regierungswechsel bei den nächsten Knessetwahlen dank seiner Partei Kadima (hebräisch für Vorwärts).
Er appellierte an die Israelis, Vertrauen in ihn zu haben. »Ich habe vor, bei den nächsten Wahlen zu gewinnen und Netanjahu zu verabschieden«, machte er deutlich. »Unser Land verdient eine neue soziale Tagesordnung, ein anderes Regierungssystem, Gleichheit bei den Bürgerpflichten und einen ernsthafteren Versuch, Frieden in der Region zu schaffen.«
Niederlage Zudem stellte er klar, dass er seine Rivalin Livni weiterhin im Boot sehen möchte, um eine starke und vereinte Basis als ernsthafte Herausforderung für die Netanjahu-Regierung zu schaffen. »Zipi – dein Platz ist bei uns«, rief er der Unterlegenen zu. Die äußerte sich nur knapp zu ihrer Niederlage. »Ich danke allen für das Vertrauen und die Freundschaft.« Und an ihren Herausforderer gerichtet: »Der Staat braucht eine Führung – und du bist es wert. Dies sind die Wahlen, das ist das Ergebnis. Und jetzt gehe ich schlafen.« Bei den vergangenen Vorwahlen hatte Livni den iranischstämmigen Mofaz noch knapp geschlagen.
In 200 Stationen im ganzen Land konnten die etwas weniger als 100.000 registrierten Kadima-Mitglieder am Dienstag ihre Stimmen abgeben. Bis zum Ende des Wahltages waren lediglich 45 Prozent bei den Urnen gewesen. Die Kadima-Partei ist 2005 von einem Teil des linken Blocks innerhalb des Likud gegründet worden, um Ariel Scharons Abzugsplan aus Gaza zu unterstützen. Mofaz ist nach Scharon, Ehud Olmert und Livni der vierte Vorsitzende.
Der Parlamentarier ist ein Veteran auf dem politischen Parkett Israels: Unter anderem befehligte er die Truppen des Landes als Verteidigungsminister im Kabinett von Premierminister Scharon.
Avi Dichter, der ebenfalls bei der Abstimmung um den Chefsessel angetreten war, seinen Antrag jedoch eine Woche vor dem Stichtag zurückgezogen hatte, kommentierte Mofaz’ Sieg mit den Worten: »Heute hat die Partei gewonnen. Keine Frage, dass die Entscheidung, alle Kräfte zu vereinen, im Hinblick auf die Zukunft die richtige war.«