Die nächsten Kriege werden um Wasser geführt, heißt es immer wieder. Doch hier wird der Frieden durch Wasser besiegelt. Israel und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) werden ein gemeinsames Forschungsinstitut in Abu Dhabi aufbauen, das sich mit der immer knapper werdenden Ressource beschäftigt. Die historische Vereinbarung darüber wurde in der vergangenen Woche in Dubai unterzeichnet.
Die Einrichtung wird eng mit dem Moshe-Mirilashvili-Institut für angewandte Wasserstudien der Universität Tel Aviv zusammenarbeiten. Die bilaterale Forschungseinrichtung ist Teil einer strategischen Kooperation zwischen dem israelischen Unternehmen Watergen und der emiratischen Firma Baynunah.
Baynunah gehört zu der landwirtschaftlichen Al-Dahra-Gruppe, die sich auf Ernährungssicherheit spezialisiert hat und in 20 Ländern der Welt tätig ist. Watergen hat die Technologie »Wasser aus Luft« entwickelt, die mit Generatoren sauberes Trinkwasser in Trockengebieten produziert.
AUSTAUSCH In Dubai unterzeichneten unter anderem der Gründer und Präsident von Watergen, Michael Mirilashvili, der Präsident der Tel Aviver Universität, Professor Ariel Porat, seine Stellvertreterin Milette Shamir sowie Khedaim Abdulla Al-Darei, Mitbegründer der Al-Dahra-Gruppe, das Papier. Auch der israelische Botschafter in den Emiraten, Eitan Na’eh, war mit dabei.
»Die Tel-Aviv-Universität setzt sich für herausragende Forschung und umfassende internationale Kooperation ein«, hob Shamir hervor. »Die Arbeit des gemeinsamen Instituts wird auf unseren besonderen akademischen Stärken aufbauen und gleichzeitig Wege eröffnen, mit den Vereinigten Arabischen Emiraten in weiteren Forschungsbereichen zu kooperieren.« Man denke dabei besonders an zukünftige Austauschprogramme von Fakultätsmitgliedern und Studenten.
Vor der Unterzeichnung der Abraham-Abkommen am 13. August 2020 zwischen Israel und den Emiraten hatten diese den jüdischen Staat nicht offiziell anerkannt. Inhaber von israelischen Pässen konnten das Land nicht besuchen.
DÜRREJAHR 2020 war ein Jahr extrem heißen und trockenen Klimas, was zu ausufernden Waldbränden in Australien, Kalifornien, Brasilien und Sibirien führte. Viele Experten nehmen an, dass es keine Ausnahme war, sondern Vorbote für das, was kommt. Es zeichnet sich ab, dass der Westen der USA auch in diesem Jahr besonders hart getroffen wird. Dort spricht man bereits jetzt von einer »Megadürre«. »
In den Emiraten soll mit israelischer Hilfe Wasser aus der Luft gewonnen werden.
Ein Anstieg der Temperaturen um einige Grade hört sich vielleicht nach nicht viel an, doch es hat riesengroße Auswirkungen auf das Wetter, das wir in den nächsten Jahren erleben werden«, erklärt der Klimatologe Daniel Swain von der University of California in Los Angeles (UCLA). »Es ist zwar unmöglich, genau vorherzusagen, ob 2021 solche Rekorde bringen wird wie das Jahr davor, doch es ist sehr wahrscheinlich, dass viele neue Extreme auf dem Weg sind. 2020 war wohl kaum eine Ausnahme.«
PRODUKTIONSANLAGE Während des Besuchs in Abu Dhabi legte Mirilashvili auch den Grundstein für eine Produktionsanlage von Watergen. Dadurch sollen die Produkte der israelischen Firma vor allem in den Emiraten, anderen Golfstaaten und Afrika vermarktet werden.
Watergen arbeitet bereits seit einer Weile mit der Stadtverwaltung von Abu Dhabi zusammen. Dutzende der blauen Generatoren sind in der Stadt aufgestellt, das Ziel seien Tausende von Maschinen in den Emiraten, so das Unternehmen. Das Land mit seinem heißen, feuchten Klima ist dafür prädestiniert, Wasser aus der Luft zu gewinnen.
Die sperrigen Maschinen sind zwar nicht besonders hübsch anzusehen, doch äußerst wirkungsvoll. Sogenannte atmosphärische Wassergeneratoren werden mit Strom, teils aus alternativen Energiequellen wie Solarpanelen betrieben und können bis zu 6000 Liter Trinkwasser am Tag generieren – aus der Luft allein.
TECHNOLOGIE 2017 wurde der erste Apparat im indischen Neu-Delhi aufgestellt, mittlerweile gibt es Tausende in 80 Ländern in allen Ecken der Welt, vornehmlich in Trockengebieten des Nahen Ostens und Südostasiens. Sie stehen heute in abgelegenen Dörfern, versorgen Krankenhäuser, Schulen, öffentliche Parks oder Bürogebäude. Auch nach Naturkatastrophen, bei denen die Wasserversorgung zusammengebrochen ist, liefern sie dringend benötigte Flüssigkeit.
»Die Abraham-Abkommen haben den Ländern des Nahen Ostens die Möglichkeit gebracht, die Verbindungen in vielen Bereichen zu verbessern und voranzubringen«, freute sich Mirilashvili bei der Vertragsunterzeichnung. »Dadurch sind wir als israelisches Unternehmen in der Lage, mit unseren Nachbarn zusammenzuarbeiten, um eines der größten Probleme der Region zu lösen: Wasserknappheit.«
QUALITÄT Man biete eine »Plug and Play«-Technologie, die allen Bewohnern der Vereinigten Arabischen Emirate und der ganzen Welt unbegrenzten Zugang zu reinem Trinkwasser in bester Qualität liefere. Gemeinsam mit Al Dahra werde man daran arbeiten, die Versorgung in dem Land komplett auf »Wasser aus der Luft« umzustellen, »auch, um Plastikabfall und Verschmutzung zu reduzieren«, so der Firmengründer.
In der Geschichte hätten sich Konflikte oft darum gedreht, die Wasserquellen zu kontrollieren, erklärte Mirilashvili. »Doch heute machen wir genau das Gegenteil: Wir bauen Frieden und eine gemeinschaftliche Zukunft rund um eine bahnbrechende israelische Technologie.«