Wanderer
Zwei russische Backpacker haben Corona vollkommen verpasst. Fünf Monate lang sind sie durch Israel gereist und haben von der Covid-Krise überhaupt nichts mitbekommen, schreibt die Website »Reisereporter.de«. Im Februar hatten sich Sergei und Svetlana Vivtonenko spontan entschieden, nach Israel zu fliegen und den beliebten Wanderweg Israel National Trail entlangzuwandern. Auf den etwa 1000 Kilometern zwischen Eilat im Süden und Dan im Norden bewegte sich das Paar meist weitab der Zivilisation. Als die Pandemie Israel erreichte, waren die beiden gerade in der Wüste unterwegs. Nach 650 Kilometern fuhr Sergei in die Stadt, um Lebensmittel zu kaufen – und wunderte sich, dass auf einmal alle Mundschutz tragen und überhaupt sehr wenig los ist. Erst als er von Polizisten angehalten und nach seinem Ausweis gefragt wurde, erfuhr er, was in der Zwischenzeit geschehen ist. Derzeit wohnen Sergei und Svetlana in einem Zelt am Strand von Tel Baruch nördlich von Tel Aviv und warten darauf, wieder nach Hause fliegen zu können. »Diese Reise hat unsere Einstellung zur Welt und zu den Menschen verändert. Zum Besseren«, sagte Svetlana laut »Reisereporter.de«. Besonders beeindruckt habe sie, wie die Israelis es geschafft haben, die Schönheit der Natur in ihrer ursprünglichen Form zu bewahren.
Luftraum
Ab 16. August sollen die strengen Einreisebestimmungen aufgrund der Corona-Krise teilweise aufgehoben werden. Das hat das Corona-Kabinett in der vergangenen Woche nach einer mehr als vierstündigen Sitzung beschlossen. Demnach müssen sich israelische Bürger künftig nicht mehr in zweiwöchige Quarantäne begeben, wenn sie aus Ländern zurückkehren, in denen eine niedrige Infektionsrate herrscht. Verkehrsministerin Miri Regev, Gesundheitsminister Juli Edelstein und Außenminister Gabi Aschkenasi wurden beauftragt, ein umfassendes Konzept zu erarbeiten. Welche Länder die Anforderungen erfüllen, ist noch unklar. Ebenso, ob auch deren Bürger ohne Quarantäne nach Israel einreisen dürfen. »Die Öffnung des Luftraums ist ein notwendiger Schritt zur Erholung der israelischen Wirtschaft und Tourismusindustrie«, sagte Tourismusminister Assaf Samir.
Telefonzellen
In Jerusalem geht das 20. Jahrhundert jetzt endgültig zu Ende. Sämtliche Telefonzellen sollen abgeschafft werden. »Die Entfernung öffentlicher Telefone ist ein weiterer Teil des Plans zur Verbesserung des Stadtbildes. Nicht gewartete Telefone sind ein Ärgernis und werden eigentlich nicht mehr benötigt«, sagte Bürgermeister Moshe Lion laut »Jerusalem Post«. Die Stadtverwaltung will in den nächsten Tagen damit beginnen, die 360 Telefonzellen, die es derzeit noch gibt, abzubauen. Die Maßnahme wurde auf einem Treffen zwischen Bürgermeister Lion und dem Geschäftsführer des Fernsprechanbieters Bezeq, Dudu Mizrahi, beschlossen. Doch ganz unsentimental ist der Bürgermeister nicht. Er erklärte: »Es ist das Ende einer Ära.«
Abschied
»Ich hoffe, ich war für irgendjemanden von Bedeutung. Es ist Zeit zu gehen.« Das schrieb der 33-jährige Ophir Inbar auf seinem Facebook-Profil, bevor er sich das Leben nahm, wie »Haaretz« berichtet. Der Lehrer aus Tel Aviv hatte schon seit Längerem unter Einsamkeit gelitten. »Ein weiterer Tag. Eine Woche. Ein Monat. Ein Jahr ist vergangen, in dem ich alleine bin. Beim Mittagessen bei der Arbeit, abends, am Schabbat, an Feiertagen, an Geburtstagen, an die sich niemand erinnert und die niemand feiert. Und jetzt auch an normalen Tagen. Die wenigen Freunde sind im Laufe der Zeit verschwunden«, heißt es in seinem Abschiedsbrief. Inbar beschreibt die Schwierigkeiten, die ihm im vergangenen Jahr widerfahren sind: enttäuschte Liebe, soziale Distanz und ein Gefühl des persönlichen Versagens. All dies wuchs sich zu einer schweren Depression aus. Tatsächlich werden 80 Prozent aller Suizide in Israel von Männern verübt, obwohl nur bei 3,2 Prozent aller Männer – im Unterschied zu 5,3 Prozent der Frauen – eine Depression diagnostiziert wird. Experten erklären das damit, dass depressive Männer seltener Hilfe suchen als Frauen, weil sie das soziale Stigma fürchten – und auch seltener Unterstützung erhalten, selbst wenn sie sich darum bemühen. Das spiegelt sich auch in den Worten von Ophir Inbar: »Selbst als ich um Hilfe bat – und jeder, der mich kennt, weiß, wie schwer mir das fällt –, wurde dieses Jahr der letzte Rest an Respekt, Selbstwertgefühl und Lebensfreude mit Füßen getreten, und ein schreckliches Gefühl der Demütigung blieb zurück.« In den sozialen Netzwerken wird nach dem Tod Inbars verstärkt über die psychosozialen Auswirkungen der Corona-Maßnahmen diskutiert.