Am 17. März wird in Israel über die Zusammensetzung des Parlaments abgestimmt. Lesen Sie in den »Wahlsplittern« regelmäßig alles rund um Kampagnen, Parteien, Kandidaten und Prognosen.
Videos
Ein Großteil der Wahlkampagnen findet heute im Internet statt. Israel ist da keine Ausnahme. In den vergangenen Tagen posteten alle großen Parteien des Landes ihre Clips, um bei YouTube auf Stimmenfang zu gehen. Der Vorsitzende des Likud und amtierende Regierungschef Benjamin Netanjahu spielt sich im neuesten Video als einziger vernünftiger Erwachsener auf. Kindergärtner Bibi hat es dort mit den ungezogenen Blagen Zipi (Livni), Yair (Lapid), Isaac (Herzog) und Naftali (Bennett) zu tun. Zu dumm nur, dass der Likud die Auflagen für Kampagnenvideos nicht geprüft hat. Denn auf Antrag von Jesch Atid verbannte das zentrale Wahlkomitee den Film und verfügte, dass er sofort aus dem Web genommen wird. Der Grund: Die Kinder im Video waren erst fünf Jahre alt, müssten aber mindestens 15 sein.
In einem anderen Video des Likud wird der Zusammenschluss von Isaac Herzog und Zipi Livni in der Arbeitspartei karikiert. Die beiden Politiker werden als Cartoonfiguren vor einem roten Telefon gezeigt und werden sich nicht einig, wer denn nun den Hörer abnehmen darf.
Auch Naftali Bennett vom »Jüdischen Haus« versucht es mit Humor. Der nationalreligiöse Politiker stellt sich persönlich auf den angesagten Rothschild-Boulevard im Herzen von Tel Aviv und spielt den Säkularen, der sich für alles, was in Israel geschieht, übermäßig entschuldigt. Am Ende zeigt Bennett sein wahres Gesicht und erklärt: »Von jetzt an hören wir auf, uns zu entschuldigen!« Eine Antwort darauf postete Zahava Gal-On von der Linkspartei Meretz, die sich als ultraorthodoxe Frau verkleidete, doch dann gleich darauf sagte: »Glaubt ihr? Aber Meretz macht sich nicht über Brüder und Schwestern lustig.«
Die ultrafromme Sefardenpartei Schas setzt auf die emotionale Wirkung und zeigt die Ausbeutung der schwächeren sozialen Schichten im Land. Während ein Vertreter der Ober- oder Mittelklasse voll sichtbar im Zentrum des Bildes ist, sind die Frauen und Männer mit den Hilfsjobs – etwa Putzfrauen oder Eintüter im Supermarkt – in der Gesellschaft fast durchsichtig. »Und wer kümmert sich um die zwei Millionen verarmten Israelis?«, fragt der Vorsitzende Arie Deri auf seiner Facebook-Seite dazu.
Verteidigungsminister
Die Arbeitspartei unter Chef Isaac Herzog hat ihren Kandidaten für den Posten des Verteidigungsministers verkündet. Zwar muss sie die kommende Wahl am 17. März erst noch gewinnen, doch schon jetzt sagte Herzog, dass dann Amos Yadlin die Streitkräfte leiten würde. Der einstige Leiter des militärischen Geheimdienstes (2006 bis 2010) ist heute Direktor des Institutes für Nationale Sicherheitsstudien an der Universität von Tel Aviv.
Realityshow
Im Zuge der Neuwahlen haben die Parteien immer neue Ideen, um sich das Interesse von potenziellen Wählern zu sichern. Das Jüdische Haus von Naftali Bennett bietet jetzt etwas, das ihm vor allem junge Fans sichern könnte. Denn die Partei spannte zwei Popsternchen für ihre neue Hymne ein. Die letzten Finalisten der Show The Voice, Eyal Cohen und Ophir Ben Shitrit, trällern nun mit goldenen Kehlen in den Parteispots im Fernsehen und Radio den eingängigen Song »Anachnu Achim« (Wir sind Brüder). Damit dürfte das Jüdische Haus auf jeden Fall die Stimmen der Realityshow-Anhänger sicher haben.