Heute wird in Israel über die Zusammensetzung des Parlaments abgestimmt. Lesen Sie in den »Wahlsplittern« aktuell alles rund um Kampagnen, Parteien, Kandidaten und Prognosen.
Zahlen
Die hohe Wahlbeteiligung vom Morgen hat sich am Mittag relativiert. Um zehn Uhr waren im Vergleich zu 2013 fast drei Prozent mehr Israelis an die Urnen gepilgert, um ihre Stimme abzugeben. Doch um zwölf Uhr zeigte sich schon wieder ein anderes Bild. Mit etwas mehr als 26 Prozent lag die Beteiligung fast genau gleichauf mit der von den Parlamentswahlen vor zwei Jahren. In den arabischen Gemeinden indes scheint ein wirklicher Wandel spürbar: Hier wählten um zwölf Uhr mittags bereits zehn Prozent der wahlberechtigten Einwohner, vor zwei Jahren waren es lediglich drei. Das ist eine Rekordsteigerung um sieben Prozent, die Experten auf die Tatsache zurückführen, dass sich die vier kleinen arabischen Parteien zu einer Vereinten Liste zusammengetan haben. Und von der erhoffen sich die Wähler mehr Einfluss in Jerusalem.
Stolz
Viele Politiker sprachen in den Wahllokalen davon, wie stolz sie seien, in der Demokratie Israels wählen zu können. Die Meretz-Vorsitzende Zahava Gal-On sagte, sie sei so aufgeregt, dass sie die ganze Nacht nicht hätte schlafen können. Der Chef der Vereinten Arabischen Liste, Ayman Oudeh, gab seine Stimme in Nazareth im Beisein seiner Familie ab. »Ich bin wirklich stolz darauf, zu wählen und das Schicksal der arabischen Bewohner mitgestalten zu können«, sagte er, nachdem er den Zettel in die blaue Box geworfen hatte. Auch Staatspräsident Reuven Rivlin, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Nechama in Jerusalem abstimmte, sprach von der Bedeutung dieses demokratischen Rechts. Er rief alle Israelis auf, es ihm gleichzutun und wählen zu gehen. »Dies ist ein sehr wichtiger Morgen für uns. Obwohl ich schon zum 18. Mal wähle, berührt es mich zutiefst. Es ist ein Tag, an dem wir die wahre Demokratie feiern. Wir wählen für unser eigenes Schicksal.«
Worte
Noch-Premier Benjamin Netanjahu versuchte auch in den letzten Stunden, die Gunst der – rechtsgerichteten – Wähler zu gewinnen und mit ihrer Hilfe zum vierten Mal (drei Mal in Folge) auf dem Chefsessel zu sitzen. Mit seiner Erklärung, dass es in einer von ihm geführten Regierung keinen Palästinenserstaat geben würde, distanziert er sich von seinen eigenen Worten. Am Wahltag selbst machte Netanjahu noch einmal sehr deutlich, dass er an keiner Einheitsregierung aus Likud und Zionistischer Union beteiligt sein werde.
Aufruf
Der litauische Rabbiner Schmuel Auerbach hat offiziell erklärt, dass er nicht wählen geht. Das könnte von den rund 30.000 Anhängern der ultraorthodoxen Gruppe als Verbot ausgelegt werden, sich an den Wahlen zu beteiligen. »Es gibt keine Anweisung oder Empfehlung, in dieser Wahl für irgendeine Partei zu stimmen. Und es gibt auch keine Intention, dies noch zu tun. Jede Behauptung, es habe eine Empfehlung gegeben, ist eine Lüge«, hieß es in der Erklärung des Rabbiners. Zuvor hatten Gerüchte die Runde gemacht, dass der fromme Anführer eher der Partei Jachad von Eli Yishai statt dem aschkenasischen Parteienbündnis Vereinigtes Tora-Judentum seine Stimme geben werde.