Um halb sechs Uhr morgens kam noch die Nachricht, dass Sirenen in den israelischen Gemeinden schrillen: Raketenalarm. Kurz darauf trat ein Waffenstillstand in Kraft. Berichten in verschiedenen Medien zufolge hatten sich die Hamas in Gaza und Israels Regierung in Jerusalem über Vermittler in den frühen Morgenstunden darauf geeinigt. Die Feuerpause soll von Ägypten, Katar und den Vereinten Nationen initiiert worden sein.
SCHULEN Alle Sicherheitsauflagen für die Ortschaften im Süden des Landes sind nach Angaben der israelischen Armee am Mittwochmorgen aufgehoben worden. Die Menschen dürfen nach stundenlangem Raketenterror aus dem Gazastreifen wieder zur Routine übergehen. Der Regionalrat von Eshkol, der an die Enklave grenzt, kündigte an, dass die Schulen und Kindergärten wieder geöffnet würden.
Am Dienstag waren Dutzende Geschosse auf Israel herabgeprasselt. Premierminister Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Yoav Gallant hielten Sicherheitsberatungen im Hauptquartier der Armee ab. Gallant sagte: »Jedem, der versucht, den Bürgern Israels zu schaden, wird es leidtun.«
Laut Polizei wurde in der Stadt Sderot eine Baustelle von einer Rakete getroffen. Der Rettungsdienst Magen David Adom gab anschließend an, dass dabei ein 25-jähriger Arbeiter aus dem Ausland schwer verletzt und zwei weitere Männer leicht verletzt wurden.
Verantwortlich für die Raketenangriffe war der sogenannte »Joint Operations Room« verschiedener palästinensischer Terrorgruppen im Gazastreifen.
Die drei Arbeiter erlitten Schrapnellwunden und wurden in das Barzilai-Krankenhaus in Aschkelon gebracht. Das Krankenhaus teilte in einer späteren Erklärung mit, dass sich die Lage des schwer verwundeten Mannes verbessert habe und sein Gesundheitszustand von den behandelnden Ärzten jetzt als »mittelschwer« bezeichnet würde.
ASCHKELON Die Raketen waren die ganze Nacht über auf südliche Städte in Israel einschließlich Aschkelon abgefeuert worden. Verletzte wurden nicht gemeldet. Der Großteil der Geschosse wurde vom Abwehrsystem Eiserne Kuppel abgefangen, andere landeten in offenem Gebiet oder noch im Gazastreifen.
Als Vergeltung habe die israelische Luftwaffe in der Nacht Angriffe auf Hamas-Ziele in Gaza durchgeführt, darunter Waffenproduktions- und Lagerstätten, unterirdische Tunnel, Militärbasen sowie Stellungs- und Ausbildungseinrichtungen.
Hamas, die Terrororganisation, die im Gazastreifen regiert, berichtete, dass sich ihr Anführer Ismail Haniyeh in Gesprächen mit ägyptischen und katarischen Regierungsbeamten sowie dem UN-Gesandten für den Nahen Osten, Tor Wennesland, ausgetauscht habe, um »der israelischen Aggression ein Ende zu setzen«, wie er sich ausdrückte.
HUNGERSTREIK Die jüngste Auseinandersetzung zwischen Israel und dem Gazastreifen hatte begonnen, nachdem ein Gefangener des Islamischen Dschihad in einem israelischen Gefängnis nach einem dreimonatigen Hungerstreik gestorben war. Khader Adnan, der wegen terroristischer Aktivitäten einschließlich Volksverhetzung angeklagt war, habe laut Israel jegliche medizinische Intervention abgelehnt und seine Freilassung gefordert.
Anschließend versprach der Islamische Dschihad, sich zu rächen – und die Raketen flogen auf Israel.
Die Verantwortung für die Raketenangriffe hat der sogenannte »Joint Operations Room« übernommen, ein Zusammenschluss verschiedener palästinensischer Terrorgruppen im Gazastreifen. In einer Erklärung am Dienstagnachmittag sagte das Kollektiv, dem sowohl die Hamas als auch der Islamische Dschihad angehören, die Angriffe seien eine Reaktion auf den Tod von Adnan.
Die Terrorgruppen feuerten nach Angaben des israelischen Militärs mindestens 104 Geschosse auf Israel ab.