Krieg gegen Israel

»Waffenruhe nur im Austausch für die Geiseln«

Demonstration in Tel Aviv Foto: Hagar Bader (Forum d. Familien)

Vier Wochen lang hielten sich die Angehörigen der Geiseln in Gaza zurück, hörten sich die Erklärungen der Regierungsvertreter an und warteten. Doch jetzt ist ihre Geduld am Ende. Am Samstagabend forderten sie die Israelis auf, in Kundgebungen »mit uns nach unseren Familien zu rufen«. Tausende versammelten sich in verschiedenen Orten im ganzen Land, um sie zu unterstützen. Darunter in Tel Aviv, Jerusalem und Eilat.

In der vergangenen Woche hatte das Forum für die Familien der Geiseln und Vermissten seinen Druck auf die Regierung erhöht. Einige der Familienmitglieder schlafen in Zelten vor dem Militärhauptquartier in Tel Aviv und wollen dies tun, bis die Geiseln freigelassen werden. Die offizielle Zahl der von den Hamas-Terroristen entführten Frauen, Männern und Kindern liegt bei 241.

An der Kreuzung Cinema City in Jerusalem versammelten sich mehrere Hundert Menschen, hielten Vermisstenplakate in die Höhe und forderten lautstark die Freilassung der Entführten. Rabbiner Benny Lau nahm an der Demonstration teil und sagte, dass »es für diesen Krieg keinen Sieg gibt, bis jeder einzelne Entführte nach Hause zurückgekehrt ist«.

Das Herz ist gebrochen

Am Samstag war auch Gal Hirsch, der Geisel-Beauftragte der Regierung, in Begleitung von Sicherheitsleuten in den Räumlichkeiten des Forums eingetroffen. Einige der anwesenden Angehörigen riefen ihm »Schande« entgegen. Sie werfen ihm vor, nur leere Versprechungen zu machen und sonst nichts zu tun.

Vor dem Kunstmuseum in Tel Aviv, wo mehrere Tausend auf den Straßen waren, sprachen Angehörige. Darunter Hadas Calderon aus dem Kibbuz Nir Oz. Ihr Sohn Erez (12), ihre Tochter Sahar (16) und ihr Mann wurden entführt. Sie sagte: »Mein Heim ist zerstört. Wir haben kein Zuhause, in das wir zurückkehren können. Ich stehe jeden Tag auf, um für das Leben meiner Kinder und meines Mannes zu kämpfen. Jeden Tag höre ich, wie mein Sohn schreit ›Mama, rette mich‹. Das ist es, was ich höre, und mein Herz ist gebrochen.«

»Meine Familie wurde brutal entführt. Sie verschwanden auf einmal für eine unbekannte Zeit aus meinem Leben«, so Calderon. »Es scheint mir schon wie immer.« An die Regierung gewandt forderte sie: »Waffenstillstand nur im Austausch für die Geiseln.« Ein anderer Sprecher, Chaim Yelin aus dem Kibbutz Beeri, fügte hinzu: »Herr Premierminister, am 7. Oktober haben Sie uns im Stich gelassen. Wir werden nicht zulassen, dass Sie die Entführten und Vermissten jetzt im Stich lassen. Bringen Sie sie zurück!«

Netanjahu habe das Land in die größte Katastrophe geführt

Ramos Aloni, dessen Töchter Sharon und Danielle zusammen mit seinem Schwiegersohn David und den Enkelinnen Emma und Yuli (3) sowie Emilia (5) als Geiseln gehalten werden, verlangt, dass, wenn schon humanitäre Hilfe nach Gaza fließt, dann auch zu den Geiseln. »Sie brauchen dringend medizinische Versorgung.« Darüber hinaus erwarte er, »dass der Premierminister uns auf Hebräisch und allen anderen auf Englisch sagt, dass es keinen Waffenstillstand ohne die Freilassung aller Geiseln geben wird.«

Gadi Kedem gibt dem Premierminister persönlich die Schuld. Mehrere von Kedems Familienangehörigen wurden bei dem Massaker der Hamas in dem Kibbutz Nir Oz ermordet. »Netanjahu hat dieses Land in die größte Katastrophe seiner Geschichte geführt und es gespalten.«

Seiner Meinung nach habe die Justizreform, die von Netanjahus rechts-religiöser Koalition durchgedrückt werden sollte, Israel in den Augen der Feinde geschwächt. »Die Bewohner der Gaza-Grenzgemeinden hat er jahrelang im Stich gelassen, die Hamas mit Koffern voller Geld gestärkt und die Warnungen der Sicherheitschefs immer wieder ignoriert.«

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