Am heutigen Mittwoch sind 25 Jahre seit der Ermordung von Premierminister Yitzhak Rabin vergangen. 1995 hatte der Mord den Staat Israel erschüttert und Wunden in der israelischen Gesellschaft hinterlassen. Wir Israelis werden uns an seinen Tod erinnern, aber auch an sein Leben zuvor.
Das Vermächtnis von Premierminister Rabin ist eng mit dem Friedensprozess im Nahen Osten verbunden: der Friedensvertrag mit Jordanien, der Versuch, den israelisch-palästinensischen Konflikt auf politische und gewaltfreie Weise zu lösen, der als Oslo-Prozess bekannt ist, und die Hoffnung, den Friedensprozess auch über die Grenzen hinaus zu den unmittelbaren Nachbarn Israels zu tragen.
Rabin unterzeichnete das Friedensabkommen mit Jordanien.
Rabin war sowohl Mann des Militärs als auch ein Staatsmann, der den Preis des Krieges nur zu gut kannte und deshalb als Politiker Frieden für sein Land anstrebte. Er forderte die Jugend auf, sich aktiv an der Gestaltung der Zukunft zu beteiligen: »Eine Gesellschaft oder ein Land, das sich nicht ändert, verkommt. Die Realität ist nicht mehr dieselbe wie vor 50 Jahren. Rebellion gegen Konventionen – nicht Rebellion um der Rebellion willen, sondern Rebellion für den Wandel. Bewahre, was richtig ist, verändere, was es wert ist, verändert zu werden, denn viele Dinge erfordern Veränderungen.«
MUT Zugleich wusste er, dass der Wandel allein nicht ausreicht, sondern dass er durch Mut gestärkt werden muss. Im November 1995, wenige Tage bevor er ermordet wurde, sagte Rabin: »Es gibt nicht immer Menschen, die den Mut, den Gedanken, die Fähigkeit haben, Dinge zu ändern, Konventionen zu ändern, eine neue Realität zu schaffen!« Die letzten Monate haben uns gezeigt, dass es im Nahen Osten eine ganze Reihe solcher Menschen gibt, immerhin in einer Region, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs als konfliktreich gilt.
Die Abkommen mit mehreren Golfstaaten laufen dem negativen Zeitgeist zuwider.
In den vergangenen zwei Monaten haben wir parallel zu einer verheerenden globalen Pandemie eine sehr positive Entwicklung erlebt, die dem negativen Zeitgeist zuwiderläuft. Ausgerechnet aus dem Nahen Osten kommen gute Nachrichten: die Unterzeichnung von Abkommen und der wechselseitige Austausch von Delegationen zwischen Israel und zwei Golfstaaten, zwischen Führungspersönlichkeiten und Bürgern, die gemeinsam versuchen, ihre Gegenwart und Zukunft im Geiste der Zusammenarbeit und Hoffnung zu gestalten. So entsteht eine neue Erzählung in der arabischen Welt, die ein Suhlen in der Vergangenheit und das Träumen von einer Realität, in der der Staat Israel nie gegründet wurde, nicht mehr zulässt.
KONFLIKT Im September waren es 20 Jahre seit dem Ausbruch der zweiten Intifada, die den Zusammenbruch des Oslo-Abkommens symbolisierte. Der Ausbruch untergrub das Vertrauen der Bevölkerungen. Meine eigene Jugend war weitgehend von der Bedrohung durch den palästinensischen Terrorismus geprägt. Ich nehme an, die zweite Intifada war auch der prägende Faktor der Palästinenser meiner Generation. Auch wenn der Konflikt mitunter von dritten Parteien auf einer globalen Bühne ausgetragen wird, ist es für diejenigen, die in der Region zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer aufgewachsen sind, klar, dass niemand von diesem blutigen Konflikt mehr betroffen ist als die Palästinenser und Israelis selbst. Wir sind auch diejenigen, die am meisten von einer Lösung des Konflikts profitieren werden.
40 Jahre sind seit dem ersten israelisch-arabischen Friedensabkommen zwischen Israel und Ägypten vergangen und ein Vierteljahrhundert, seit Yitzhak Rabin das Friedensabkommen mit Jordanien unterzeichnete. Vor Kurzem sind die Vereinigten Arabische Emirate, Bahrain und jetzt auch der Sudan in die Liste der Länder aufgenommen worden, die Israels Existenz im Nahen Osten nicht nur als Teil der Realität betrachten, sondern auch als etwas, das für die Region gewinnbringend sein kann. Heute ist offensichtlicher denn je, dass der Friedensprozess im Nahen Osten voranschreitet.
Es ist an der Zeit, dass auch der bilaterale Prozess mit den Palästinensern vorankommt. Die Realität ist nicht mehr dieselbe wie vor 50 Jahren, jetzt brauchen wir Menschen, die den Mut dazu haben, den Prozess voranzutreiben. Menschen, die dem Weg der Gewalt abschwören, die das Existenzrecht Israels als Heimat für das jüdische Volk anerkennen und an den Verhandlungstisch zurückkehren, um den palästinensisch-israelischen Konflikt zu beenden und für ihre Kinder und unsere Kinder eine bessere und sicherere Zukunft zu schaffen.