Sie ist raus. Die Liste der einflussreichsten jüdischen Personen weltweit. Und an oberster Stelle steht wieder einmal nicht der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu. Ein junges Tech-Genie hat ihn auf Platz zwei verwiesen: Sam Altman, Geschäftsführer von OpenAI und der KI-Anwendung ChatGPT, wurde von der »Jerusalem Post« auf Platz eins gewählt.
»Die Liste der einflussreichsten Juden der Jerusalem Post ist die Ehrenliste des jüdischen Volkes und würdigt Personen, die in den Bereichen Politik und Philanthropie bis hin zu Technologie und Kunst einen großen Einfluss hatten«, erklärte der Chefredakteur der Jerusalem Post, Avi Mayer. »Die diesjährige Liste repräsentiert die Menschen, die hinter einigen der dramatischsten Entwicklungen in der jüdischen Welt und darüber hinaus stehen.«
hightech Altman wurde 1985 geboren und wuchs in einer jüdischen Familie in St. Louis, Missouri, auf. Im Jahr 2005 war er Mitbegründer von Loopt, einem standortbasierten sozialen Netzwerk. 2015 schloss sich der Unternehmer einem Konsortium prominenter Tech-Persönlichkeiten an, um OpenAI zu gründen, dessen Technologie als eine der revolutionärsten in der Geschichte von Hightech gilt.
Über Altmans Platzierung dürfte Netanjahu nicht sonderlich erfreut gewesen sein.
Über Altmans Platzierung dürfte Netanjahu nicht sonderlich erfreut gewesen sein. Und noch weniger, dass sich nach dem Drittplatzierten Antony Blinken auf Platz vier eine Gruppe von Protestanführern gegen die israelische Justizreform befindet. Denn die Liste steht für »Einfluss«, und dass die Gruppe einen Großteil der Schlagzeilen in Israel bestimmt, ist unbestritten. So stehen Shikma Bressler, Eynat Guez und Eyal Naveh auf einem der obersten Plätze.
Nur einen Platz weiter erscheinen die Initiatoren der heftig umstrittenen Justizreform: Justizminister Yariv Levin und der Vorsitzende des Gesetzgebungskomitees der Knesset, Simcha Rothman. Und als ob es ein Whoʼs who des israelischen Kampfes um diese Reform wäre, stehen auf Platz sechs die Präsidentin des Obersten Gerichtshofes, Esther Hayut, und Generalstaatsanwältin Gali Baharav-Miara. Auf Platz 47 hat es eine andere Gruppe geschafft. Die »Beschützer der jüdischen Gemeinden«, wie es die Jerusalem Post beschreibt: mit dabei der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster.
integration »Jede dieser Personen verkörpert die Hingabe und Widerstandsfähigkeit der jüdischen Gemeinde und arbeitet unermüdlich daran, ihren Fortbestand und Wohlstand zu gewährleisten.« Schuster habe eine entscheidende Rolle bei der Integration Tausender ukrainischer jüdischer Flüchtlinge in jüdische Gemeinden in ganz Deutschland gespielt.
Weitere bemerkenswerte Nominierte sind US-Finanzministerin Janet Yellen, die Präsidentin der Screen Actors Guild und Schauspielerin Fran Drescher, die seit der Gründung Hollywoods einen der größten Streiks in der Unterhaltungsindustrie anführt, sowie Israels Pioniere der Lebensmitteltechnologie: Yishai Mishor, Aviv Wolff und Arik Kaufman, die Kichererbsenfleisch, nicht tierische Milchprodukte und den ersten essbaren Zackenbarsch aus dem 3D-Drucker entwickelt haben.
Auf Platz 13 sind die digitalen Pioniere angesiedelt, darunter Mark Zuckerberg, Gründer von Meta (vormals Facebook), und Eric Schmidt, der Ex-Geschäftsführer von Google. Natürlich haben auch Künstler großen Einfluss, und so landeten zwei der momentan bekanntesten jüdischen Sänger auf der Liste: Platz 29 belegen die israelische Pop-Sensation Noa Kirel und Troye Sivan aus Australien, die beide »eine riesige Fangemeinde mit Millionen Followern auf der ganzen Welt haben«.
DUO Direkt dahinter ein Vater-Tochter-Duo: André Azoulay berät den marokkanischen König Mohammed VI. und wird als »der mächtigste Jude der muslimischen Welt« bezeichnet. Seine Tochter Audrey ist Generaldirektorin der UNESCO. Die »Antisemitismus-Bekämpfer« Doug Emhoff, Second Gentleman der USA, und Deborah Lipstadt, Beauftragte der US-Regierung zur Bekämpfung von Antisemitismus, stehen auf Platz 18. Die rechtsextremen Mitglieder der israelischen Regierung, Finanzminister Bezalel Smotrich und der Minister für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, haben es mit ihrer harten Linie gemeinsam auf den 23. Rang geschafft.
Auf Platz 47 haben es »die Beschützer der jüdischen Gemeinden« geschafft.
Auf Rang 50 steht als einzige Organisation die globale jüdische Bewegung Chabad. Dahinter wird es Blau-Weiß mit der israelischen Flagge, dem »nationalen Symbol für Einheit und Diversität«. Auch äußerst umstrittene Persönlichkeiten finden sich auf der Liste, allen voran auf Platz 22 der russisch-israelische Oligarch Roman Abramovich, der als »faszinierende Figur in den laufenden Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine« vorgestellt wird.
»nachtrag« Eine gar berüchtigte Figur steht im »Nachtrag« auf Platz 52: Jewgeni Prigoschin, dessen Vater Jude war. Der Anführer der russischen Söldnergruppe Wagner kam am 23. August bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.
Die Frauen und Männer sollen auf einer Gala am 9. Oktober in Tel Aviv geehrt werden. Die Jerusalem Post will damit eine Tradition begründen, »um den positiven Einfluss von Juden überall auf der Welt zu feiern«.