Schon bald könnten in Israel sämtliche Menschen ab 18 Jahre die zweite Boosterimpfung erhalten. Ein Expertengremium, das das Gesundheitsministerium zum Coronavirus berät, empfiehlt, allen Erwachsenen eine vierte Impfung anzubieten.
Unter der Bedingung, dass fünf Monate vergangen sind, seit sie eine dritte Impfung erhalten oder sich von der Krankheit erholt haben, dürften sich die Menschen dann die vierte Spritze abholen. Allerdings steht noch die Entscheidung des Generaldirektors des Ministeriums aus.
SCHRITT Nur einen Tag vorher hatte Gesundheitsminister Nitzan Horowitz erklärt, er gehe nicht davon aus, dass dieser Booster für alle zur Verfügung stehen wird. Zur derzeit laufende Kampagne für über 60-Jährige sagte er: »Wir sind diesen Schritt gegangen, haben ihn ernsthaft abgewogen, und es war keine einfache Entscheidung. Aber es ist gut, dass wir es getan haben.« In Bezug auf die gesamte Bevölkerung glaube er aber nicht, »dass wir dorthin gehen werden«.
Israel hatte die vierte Impfung als erstes Land der Welt am 31. Dezember eingeführt, zunächst für über 60-Jährige und Risikogruppen. Mittlerweile haben sich mehr als 600.000 Israelis diese Spritze abgeholt.
»Die Zahl der jungen Menschen in ernsthaftem Zustand oder an ECMO-Maschinen ist noch immer gering.«
Professor gili Regev-Jochay
Das Gremium zitierte Daten, die zeigen, dass eine vierte Dosis des Impfstoffs die entsprechenden Personen dreimal widerstandsfähiger gegen schwere Krankheitsverläufe machte als es dreifach Geimpfte derselben Altersgruppe sind. Die Daten basieren auf einem Vergleich mit Personen, die mindestens vier Monate zuvor eine dritte Dosis erhalten hatten.
ANTIKÖRPER In der vergangenen Woche hatte das Sheba Krankenhaus eine vorläufige Studie veröffentlicht. Sie zeige, dass eine vierte Impfung mit dem Covid-19-Impfstoff die Antikörper auf noch höhere Werte als die dritte Impfung steigert, aber wahrscheinlich nicht ausreicht, um eine Omikron-Infektion zu verhindern.
Professor Gili Regev-Yochay, die die Studie geleitet hatte, jedoch nicht Mitglied des Beratungsgremiums ist, kritisierte die Entscheidung und sagte, die Zahl der jungen Menschen in ernsthaftem Zustand oder an ECMO-Maschinen sei noch immer gering. Die Empfehlung für junge Leute sei »falsch«. Sie äußerte sich besorgt darüber, dass der Schritt das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Impfstoffe und das Gesundheitssystem mindern könnte.
IMPFKAMPAGNE Von den 50 Mitgliedern des Gremiums hatten 33 für die Entscheidung gestimmt. Acht sprachen sich dafür aus, dass nur Menschen über 40 die vierte Dosis erhalten sollten, und acht waren der Meinung, sie sollte ausschließlich für Risikogruppen zur Verfügung stehen. Einer sprach sich gegen eine Ausweitung der Impfkampagne aus.
Ein Experte, der die Entscheidung unterstützte, erklärte, dass junge Menschen, die drei Impfungen erhalten haben, relativ gut geschützt seien. »Aber wenn man das Schutzniveau verbessern möchte, reicht eine vierte Dosis definitiv aus.«