»Gefangen«. So steht es in schwarzen Lettern geschrieben. Kurz vor dem Marsch für die Freiheit ihres am 25. Juni 2006 von der Hamas verschleppten Sohnes hat die Familie Shalit ein neues Plakat veröffentlicht. Genauso gestaltet wie die Handzettel der Polizei für vermisste Personen, ist in der Mitte das Bild von Gilad zu sehen, darüber ist allerdings statt »Vermisst« das Wort »Schawui – Gefangen« gedruckt. Unter dem Foto des von der Hamas festgehaltenen Israelis steht: »Vor vier Jahren wurde der Soldat Gilad Shalit gefangen genommen. Er wurde zuletzt gesehen, wie er die Grenze des Staates Israel in der Nähe des Gazastreifens bewachte. Bibi (Premierminister Benjamin Netanjahu), Gilad ist dein Gefangener«. Familie und Aktivisten drängen die Regierung zu erklären, dass es keine Alternative zur Befreiung gibt.
In drei Tagen wird die Shalit-Familie von ihrem Wohnort in Mitzpe Hila einen zwölftägigen Marsch beginnen, der an der Residenz des Premiers enden soll, Tausende von Volontären und Aktivisten werden als Teilnehmer zu verschiedenen Abschnitten erwartet. Gilads Eltern Noam und Aviva Shalit kündigten an, zum vierten Jahrestag der Gefangennahme ihres Sohnes die Aktivitäten zu verstärken. Zudem erinnern Schulen im ganzen Land und Jugendorganisationen wie die Zofim, die israelischen Pfadfinder, ständig an den Soldaten, der mit 19 Jahren so brutal aus seinem Leben gerissen wurde. In der Yitzhak-Rabin- Grundschule von Pardes Hanna etwa wird jeden Freitag der Schabbat mit einem Gebet für Gilad eingeläutet.
Kritik Währenddessen äußert sich einer der Hauptaktivisten der Kampagne zur Befreiung, Schimschon Liebman, kritisch in Bezug auf die israelische Gaza-Politik. Er sieht die Lockerung der Blockade ohne die Nennung Gilads als falsches Zeichen: »Die israelische Regierung hat wohl vergessen, dass mit der Blockade die Hamas unter Druck gesetzt werden sollte, und dass Gi-
lads Geiselhaft nun schon vier Jahre dauert«, so Liebman. »Wenn die israelische Regierung internationalem Druck nicht standhält, muss sie den Preis bezahlen, der verlangt wird, um ihn freizubekommen.« Liebman meint, es könne nicht sein, dass der Staat riesige Mengen von Gütern in den Streifen lasse, während der junge Mann in einem Keller verrotte. »Die Zeit der Wahrheit ist gekommen.«