Donald Trump ist dieser Tage allgegenwärtig. Und zwar nicht nur in Wiederholungen von Reality-Shows, die ihn auch in Israel bekannt gemacht haben. Seit der berüchtigten Aussage des führenden Kandidaten der Republikaner, er wolle den Zugang für Muslime in sein Land stoppen, wenn er Präsident wäre, debattieren auch die Israelis mit.
Trump gilt als enger Freund Israels, der die Bedeutung der Sicherheit des kleinen Nahoststaats immer wieder zum Besten gibt. Jüngst rief er auf einer Gala in New York: »Wir lieben Israel. Wir kämpfen 100 Prozent, 1000 Prozent für Israel. Es wird für immer da sein.« Auch seine Verbindungen zum amerikanischen Judentum sind eng. Schließlich trat Trumps Tochter Ivanka zum Judentum über, bevor sie mit dem Spross eines New Yorker Immobilienmaklers, Jared Kushner, unter die Chuppa trat.
Absage Eigentlich gelten Netanjahu und der amerikanische Immobilienmogul als dicke Freunde. Vor den israelischen Parlamentswahlen 2013 widmete der Amerikaner dem Israeli sogar ein Video. »Stimmt für Benjamin! Klasse Typ, klasse Staatsmann, großartig für Israel«, lautete die einfache Botschaft. Gleiches will Netanjahu für Trump aber offenbar nicht tun. Denn die Antwort aus dem Büro des Ministerpräsidenten zu den Kommentaren über Muslime war wenig unterstützend.
»Der Premierminister lehnt die Erklärung von Donald Trump zu Muslimen ab. Der Staat Israel respektiert sämtliche Religionen und sichert seinen Bürgern alle Rechte zu. Gleichzeitig kämpft Israel gegen den militanten Islam, der Muslime, Christen und Juden gleichsam zur Zielscheibe macht und die ganze Welt bedroht.« Auch andere israelische Politiker aus den verschiedenen Parteien sprachen sich gegen Trumps Weltsicht aus.
Seine für Dezember geplante Reise nach Israel sagte der Immobilienmogul daraufhin kurzfristig ab. Angeblich habe die Änderung seiner Reisepläne nichts mit Netanjahus Statement zu tun, hieß es. Er wolle den Regierungschef derzeit nicht unter Druck setzen, sondern erst als Präsident der Vereinigten Staaten ins Heilige Land fahren. Jerusalem betonte, dass man sich nicht gegen eine Reise von Trump ausgesprochen habe und auch keinen speziellen Kandidaten unterstütze, sondern sich mit allen treffen würde.
Trotz der zunächst vorsichtigen Diplomatie konnte sich Trump später dann doch nicht gänzlich zurückhalten und polterte in einem CNN-Interview, er halte es für unangemessen, dass Netanjahu seine Aussagen verurteilt. »Aber es ist okay. Er will sie verurteilen, also verurteilt er sie.« Außerdem beharrte Trump darauf, den israelischen Premier jederzeit besuchen zu können.
Meinung Auch auf dem Carmelmarkt inmitten von Tel Aviv hat man seine Meinung zu dem lautstarken Kandidaten. Avi Maimon findet ihn prima, gerade weil er mit seiner Ansicht nicht hinterm Berg hält. »Obama hat gar nichts oder nur Schlechtes für Israel getan. Doch Trump sagt, was er denkt, und steht voll und ganz hinter uns. Sogar wenn er aus der ganzen Welt dafür Kritik erntet. Allein dafür würde ich ihn unterstützen.« Die Beziehungen zwischen Washington und Jerusalem würden sofort wieder repariert, wenn Trump ins Oval Office einziehen sollte, ist der Verkäufer sicher. »Denn die hat nur Obama kaputt gemacht.« Für ihn wären Netanjahu und Trump ein »echtes Dream-Team« in Sachen Israel.
In Zeiten des Chaos in der arabischen Welt und um Israel herum brauche der Westen einen Mann, der sich nicht der politischen Korrektheit beugt, sondern die Probleme offen anspricht, ist Galit Levy überzeugt. Die Frau aus Rischon LeZion findet die oft frauenfeindlichen Kommentare Trumps zwar unpassend, meint aber, dass er so etwas nur sage, um Aufmerksamkeit für seine Kampagne zu bekommen. »Als wahrer Freund ist er aber auf jeden Fall gut für Israel. Und das brauchen wir in dieser Zeit der Bedrohung unbedingt.«
Trash Erez Stark sieht das völlig anders. Der Familienvater aus New York lebte vor einigen Jahren in Israel, kehrte jedoch nach einer gescheiterten Alija wieder zurück in seine alte Heimat USA. Doch die wolle er verlassen, wenn Trump tatsächlich gewählt würde. »Dann kann man hier nicht mehr leben«, lautet Starks grimmige Prognose, »dann ziehe ich zurück nach Israel.« Besonders die abfälligen Aussagen über Frauen machen den 40-Jährigen wütend. »Sie als fette Schweine oder sonstiges zu bezeichnen, ist eines jeden Menschen unwürdig, ganz sicher eines Politikers. So einen Präsidenten kann niemand ernst nehmen.«
Doch auch Kommentare zu Muslimen oder Einwanderern aus Mexiko, die der Präsidentschaftskandidat vor einer Weile als »Vergewaltiger und Drogensüchtige« bezeichnete, stießen Stark übel auf. »Viele meiner Freunde sind Muslime oder aus Lateinamerika, gute und ehrliche Menschen. Sie alle über einen Kamm zu scheren, ist widerlich.«
Stark ist außerdem überzeugt, dass Trump keinesfalls gut für Israel wäre. »Mit seinen dümmlichen und hasserfüllten Kommentaren schädigt er den jüdischen Staat. So ein Typ gehört nicht ins Weiße Haus, sondern einzig und allein ins Trash-TV.«