Zwei Monate lang galt Muhammad Alatrash als vermisst. Seit den frühen Morgenstunden des 7. Oktober wussten seine Angehörigen nichts über seinen Verbleib. Der 40-Jährige aus dem Beduinendorf Sawa in der Nähe von Beer Sheva im Negev war zuletzt an seinem Arbeitsplatz im Kibbuz Nahal Oz gesehen worden. Um 6.35 Uhr telefonierte er noch mit einem Angehörigen – danach gab es kein Lebenszeichen mehr von ihm.
Während dieser zwei Monate seien jede Woche Vertreter von Behörden zu der Familie gekommen, um mitzuteilen, dass sie noch immer nach der Leiche suchen und nichts finden, berichtete sein Vater, Ibrahim Alatrash. Im Dezember wurde schließlich von offizieller Stelle mitgeteilt, dass sein Sohn von Terroristen in den Gazastreifen verschleppt wurde. »Als wir informiert wurden, dass er entführt worden war, atmeten wir erleichtert auf, da wir nun wussten, dass er irgendwo war.«
»Unser Leben ist durcheinander«
Alle Mitglieder der Familie – zwei Frauen und 13 Kinder – vermissen Muhammad. Sein jüngstes Kind war erst einen Monat alt, als er entführt wurde. Muhammad Alatrash hat 22 Brüder und Schwestern, die immer wieder fragen, was mit ihm los ist. Nach der Bekanntgabe, dass er eine der Geiseln ist, seien sie zwar beruhigter gewesen, berichtet ein Angehöriger, denn »sie sagen immer wieder, dass er lebend zurückkehren wird, weil ihm die Terroristen nichts antun werden. Wir alle wollen, dass er sobald wie möglich wieder bei seiner Familie und vor allem bei seinen Kindern ist«.
»Weil Muhammad seit Beginn des Krieges nicht mehr bei seiner Familie sein konnte, ist unser Leben durcheinander«, berichtet der Onkel Youssef Alatrash. »Es ist nicht leicht für uns, mit einer solchen Situation umzugehen, vor allem, weil wir nicht wissen, ob er noch lebt oder bereits tot ist. Wir hoffen alle auf gute Nachrichten, die uns dann wieder Freude spüren lassen. Jeden Tag fragen die Kinder, wann ihr Vater zurückkommt, und wir können ihnen keine Antwort geben.«