Der im Gazastreifen vermisste Soldat Hadar Goldin ist von der israelischen Armee (IDF) für tot erklärt worden. Verteidigungsminister Moshe Ya’alon und der Rabbiner der Streitkräfte überbrachten der Familie des Offiziers am Sonntag die traurige Nachricht. Die Zahl der Zahal-Gefallenen ist damit auf 64 angestiegen. Obwohl die Kämpfe auch in der Nacht zum Sonntag andauerten, zogen sich am 27. Tag der Militäroperation vermehrt Truppen der IDF aus dem Gazastreifen zurück. Jerusalem verkündete jedoch kein offizielles Ende von »Protective Edge«.
Das Sicherheitskabinett hatte nach einer stundenlangen Sitzung beschlossen, dass die Regierung nicht mehr versuchen werde, ein Waffenstillstandsabkommen mit der Hamas durch Verhandlungen zu erreichen. Sie ziehe stattdessen in Erwägung, sich unilateral aus dem Streifen zurückzuziehen. In einer Pressekonferenz sagte Regierungschef Benjamin Netanjahu: »Nachdem wir die Tunnel zerstört haben, führt die IDF ihre Mission fort, die israelischen Gemeinden zu beschützen. Alle Optionen sind offen«.
demonstration Auf palästinensischer Seite sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza etwa 1700 Menschen getötet worden, darunter 400 Kinder. Mindestens 9000 seien verletzt. Die Leichenhallen des Krankenhauses in Rafach seien überfüllt und könnten keine Toten mehr aufnehmen, hieß es von Menschenrechtsorganisationen. Am Samstagabend sprachen sich mehrere Hundert Menschen gegen den Krieg bei einer nicht genehmigten Demonstration in Tel Aviv aus. Der von der linken Daam-Partei organisierte Protest wurde von der Polizei aufgelöst, 14 Demonstranten festgenommen.
Um 14 Uhr am Sonntag (israelischer Zeit) hatte sich der Großteil der israelischen Soldaten aus dem Palästinensergebiet zurückgezogen. Nur einige Einheiten arbeiteten noch daran, Tunnel zu zerstören. Außerdem hielten sich viele Soldaten in den Grenzortschaften auf, um die dortigen Gemeinden zu schützen. Die Armeeleitung im Süden des Landes warnte davor, dass diese Streitkräfte zur Zielschreibe von Scharfschützen der Terroristen werden könnten. Gleichzeitig feuerte die Hamas weiterhin Raketen auf die Gemeinden im Süden, darunter auf die Großstadt Aschkelon und verschiedene Ortschaften in Grenznähe.
angriff Der zunächst als vermisst erklärte Soldat Hadar Goldin war am Freitag mit zwei Kameraden in einem Tunnel bei Rafach von Hamaskämpfern überrascht worden. Die beiden anderen Männer starben bei dem Angriff, Goldin galt zunächst als vermisst, es hieß, die Hamas wolle ihn als Faustpfand einsetzen. Doch kurze Zeit später erklärte die Terrororganisation, man könne nicht sagen, wo der Soldat sei, »oder ob er überhaupt noch am Leben ist«.
Die Familie Goldins hatte noch am Samstagabend nach dem Ende des Schabbat in einer emotionalen Pressekonferenz die Regierung inständig darum gebeten, ihren Sohn und Bruder nicht im Gazastreifen zurückzulassen. Der 23-Jährige war ein Cousin zweiten Grades des Verteidigungsministers Ya’alon. Seine Verlobte Edna wandte sich vor Journalisten direkt an ihn: »Ich liebe dich, ich vermisse dich und warte auf dich, damit wir auf unserer Hochzeit zusammen tanzen können.«
Nach Beweisen am Tatort ließ die Armee den Soldaten dann aber für tot erklären. »Ich teile den Schmerz mit den Familien, die einen Liebsten verloren haben«, so Netanjahu. »Ich schicke ihnen mein Beileid und das unserer ganzen Nation.«