Die libanesische Terrororganisation Hisbollah hat nach eigenen Angaben mit ihrem angekündigten Vergeltungsangriff auf Israel begonnen. Er sei die Antwort auf die Tötung des ranghohen Hisbollah-Kommandeurs Fuad Schukr in der Hauptstadt Beirut, teilte die mit dem Iran verbündete Terrororganisation mit. Schukr war vor knapp einem Monat bei einem israelischen Angriff getötet worden.
Israel verhängte den landesweiten Ausnahmezustand. Er gelte seit 6.00 Uhr Ortszeit (05.00 Uhr MESZ) für die kommenden 48 Stunden, sagte Verteidigungsminister Joav Galant.
Unmittelbar zuvor hatte das israelische Militär Dutzende Stellungen der Hisbollah im Nachbarland angegriffen. Nach Armeeangaben sollte damit einer unmittelbaren Bedrohung durch die Hisbollah zuvorgekommen werden.
Israels Raketenabwehr, Marine und Luftwaffe seien beteiligt.
Das israelische Militär habe vor Kurzem festgestellt, dass sich die Hisbollah darauf vorbereite, Raketen auf israelisches Gebiet abzufeuern, teilte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am frühen Morgen mit. Dutzende Kampfflugzeuge der israelischen Luftwaffe griffen derzeit Ziele der Hisbollah im Libanon an, »die eine unmittelbare Gefahr für die Bürger des Staates Israel darstellen«. Das sei ein Akt der Selbstverteidigung. Israels Raketenabwehr, Marine und Luftwaffe seien beteiligt.
Die Hisbollah werde bald Raketen auf israelisches Gebiet abfeuern und möglicherweise auch Drohnen losschicken. Die andauernde Aggression der Hisbollah berge die Gefahr, »dass das libanesische Volk, das israelische Volk - und die gesamte Region - in eine weitere Eskalation hineingezogen werden«. Israel werde die Angriffe der Hisbollah auf Israels Zivilbevölkerung nicht dulden, warnte der israelische Armeesprecher.
Der israelische Verteidigungsminister Galant sprach nach Beginn der Angriffe im Libanon mit seinem US-Amtskollegen Lloyd Austin, wie Galants Büro mitteilte. Die beiden hätten betont, wie wichtig es sei, eine regionale Eskalation zu vermeiden.
Die USA gelten als Schutzmacht Israels und hatten zuletzt zusätzliche Kriegsschiffe, Flugzeuge und auch ein mit Raketen bestücktes Atom-U-Boot in die Region verlegt – wohl auch, um Israel im Fall eines Angriffs durch Kräfte im Libanon oder den Iran unterstützen zu können.
Israelischer Rettungsdienst ruft höchste Bereitschaftsstufe aus
Angesichts der nach israelischen Angaben unmittelbaren Bedrohungslage an der Grenze zum Libanon rief der israelische Rettungsdienst landesweit die höchste Bereitschaftsstufe aus, wie die »Times of Israel« berichtete.
Der israelische Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv leitete dem Bericht zufolge ankommende Flüge auf andere Flughäfen um. In den nächsten Stunden würden zudem keine Starts erfolgen, hieß es zunächst unter Berufung auf die israelische Flughafenbehörde. Kurz darauf teilte die Armee jedoch mit, der Flughafen sei ab sofort wieder geöffnet.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs, der durch das Massaker der Terrororganisation Hamas an israelischen Zivilisten am 7. Oktober 2023 ausgelöst wurde, beschießt die mit der Terrororganisation Hamas verbündete Hisbollah aus dem Libanon fast täglich Ziele im angrenzenden Norden Israels. Dabei werden Häuser zerstört und verheerende Waldbrände angefacht. Das israelische Militär muss als Reaktion darauf regelmäßig Ziele in dem Nachbarland ins Visier nehmen.
Die im Gaza-Krieg vermittelnden USA, Ägypten und Katar hoffen, dass durch eine Einigung bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe in Gaza auch eine Eskalation des Konflikts mit der Hisbollah und dem Iran und damit ein Flächenbrand in Nahost verhindert werden kann. Die Gespräche darüber sollen am Sonntag in Kairo weitergehen. dpa/ja