406 Tage nachdem Hamas-Terroristen den damals 18-jährigen Tamir Nimrodi nach Gaza verschleppt haben, wird er heute 20 Jahre alt – in Gefangenschaft unter unvorstellbaren Bedingungen. Sein Vater erfüllt an diesem Tag einen Wunsch seines Sohnes.
Tamir war Bildungsoffizier auf einer Militärbasis nahe der Grenze zu Gaza und sorgte dafür, dass Hilfsgüter zu den Menschen im Küstenstreifen kommen. Die Terroristen trieben ihn und zwei Kameraden frühmorgens aus deren Zimmer, die anderen wurden erschossen.
Sein Sohn habe sie sterben sehen, sagt Tamirs Vater Alon Nimrodi. Das letzte Foto, das von Tamir existiert, zeigt ihn geduckt vor einer Wand, mit den Händen hinter dem Kopf, die blanke Angst im Gesicht. Tamirs jüngste Schwester fand einen von Terroristen gefilmten Clip online. Seitdem hat die Familie nichts mehr von ihm gehört oder gesehen.
Zwei Wochen nach dem 7. Oktober hatte man ihnen einen Karton mit Tamirs Sachen von der Basis übergeben. Zuerst habe er ihn vor Verzweiflung nicht öffnen können, so der Vater.
Als er es schließlich doch tat, fand er einen gelben Post-it, auf dem Tamir sich drei Vorsätze für die Zukunft notiert hatte: »Hilf so vielen Menschen wie möglich – Schade niemandem – Finde gute Freunde«. »Das ist mein Sohn«, sagt Alon Nimrodi stolz.
Und nun will der Vater im Sinne dieser Vorsätze am 20. Geburtstag seines Sohnes Gutes tun. »Wir wollen den Menschen helfen und werden in seinem Namen für Bedürftige spenden«, sagte er im Interview mit Kan Reshet B. : »Wir haben den ersten Teil – vielen Menschen zu helfen – genommen und die Öffentlichkeit gebeten, Challah, Gebäck und Kuchen zum Platz der Geiseln und nach Beit Ariela zu bringen. Wir verpacken alles und spenden es Bedürftigen, den Soldaten, den Verwundeten, den Kranken und jedem, der es braucht, als Teil des Gebens und des Wunsches, die Menschen zu verbinden.«
»Ich kann nur zusehen«
Alon Nimrodi äußerte auch seine Frustration über den Umgang der Regierung mit den Familien der Entführten: »Es gibt keinerlei Fortschritte. Ich hätte mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können, dass wir ein Jahr später hier stehen würden.«
Es gebe sechs bis sieben Ministerien, die sich um die Anliegen der Familien der Geiseln kümmern sollen, so Nimrodi weiter. »Bis heute hat keiner von ihnen den Hörer in die Hand genommen und eine der Familien gefragt: ›Wie können wir Sie unterstützen?‹ Nicht das Büro des Premierministers, nicht die Ministerien für Soziales, Wirtschaft und Finanzen. Niemand hat sich bis heute mit uns in Verbindung gesetzt. Alles, was wir mit den Ministern gemacht haben, ist auf unsere eigene Initiative hin geschehen.«
Am Jahrestag der Entführung ihres Sohnes sagte Tamirs Mutter Herut Nimrodi: »Ich kann ihm nicht helfen, ich kann mich nicht gegen ihn austauschen lassen, ich kann ihn nicht retten, ich kann nur dabei zusehen, wie er in Gefahr ist.«