Gaza/Israel

USA verhandeln über Freilassung weiterer Geiseln

Außenminister Anthony Blinken Foto: POOL

Während Israels Bodentruppen ihre Kämpfe gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen ausweiten, befeuern die von Israels Erzfeind Iran unterstützten Huthi-Rebellen den Konflikt im Nahen Osten durch erneute Attacken auf Handelsschiffe. Ein Zerstörer der US-Marine kam den Schiffen im Roten Meer zu Hilfe und schoss mehrere Drohnen ab.

Es sei noch unklar, ob der US-Zerstörer »USS Carney« selbst Ziel gewesen sei, teilte das US-Militär mit. Die Huthis drohten mit weiteren Attacken auf israelische Frachter. Israel betonte dagegen, nichts mit den Schiffen zu tun zu haben. Eines der Schiffe wurde erheblich beschädigt und könnte offenbar sinken.

Derweil laufen diplomatische Bemühungen um eine Deeskalation. US-Vizepräsidentin Kamala Harris sprach auf ihrem Rückflug von der Klimakonferenz in Dubai mit dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog sowie mit Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas über die Lage in Gaza, wie das Weiße Haus mitteilte.

Bemühungen um Freilassung

US-Außenminister Antony Blinken habe zudem mit dem Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, über »die laufenden Bemühungen, die sichere Rückkehr aller verbleibenden Geiseln zu ermöglichen, und die Hilfe für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu erhöhen«, gesprochen.

Die Armee habe im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens stark und gründlich gekämpft, nun tue sie dies auch im Süden, erklärte zuvor Generalstabschef Herzi Halevi. In dem schmalen Gebiet drängen sich Hunderttausende Palästinenser, die auf Israels Anweisung dorthin geflohen waren.

In Khan Yunis, einer Stadt im Süden der Enklave, setzte die israelische Armee das Bombardement gegen die Infrastruktur der Hamas-Terroristen fort. Bewohner betroffener Gegenden waren am Sonntag aufgefordert worden, ihre Wohnungen zu verlassen und sich in Sammelunterkünfte zu begeben.

»Direkte Bedrohung«

Ziel Israels ist eine Zerschlagung der Hamas, zum Schutz seiner Bevölkerung. Wie bereits in früheren Kriegen gegen den Terror bemüht sich die Armee darum, auch die Bevölkerung in Gaza so gut es geht zu schützen.

In der Nacht zu Montag griffen die Streitkräfte 200 Ziele der Hamas an. Soldaten attackierten etwa Ziele in einer Schule in dem Ort Beit Hanun im Norden des Gazastreifens, wie das Militär am Montag mitteilte. Soldaten seien aus der Schule heraus angegriffen worden. Auf dem Gelände sollen sich demnach zwei Tunnelschächte befunden haben, einer sei unter anderem mit Sprengfallen versehen gewesen.

Die Armee hat seit gestern außerdem in mehreren Fällen Angriffe auf ihre Einsatzkräfte im Gazastreifen durch Luftangriffe verhindert. Palästinensische Terroristen feuerten indessen erneut Raketen in Richtung Israel ab. In Grenzorten nahe des Gazastreifens wurde Raketenalarm ausgelöst.

Seit dem Beginn des Krieges haben auch Angriffe Iran-naher Gruppen auf US-Kräfte im Nahen Osten zugenommen, was Sorgen vor einer noch größeren Eskalation in der Region nährt. »Diese Angriffe stellen eine direkte Bedrohung für den internationalen Handel und die Sicherheit im Seeverkehr dar«, so das US-Militär.

Maßnahmen gegen Iran?

»Wir haben auch allen Grund zur Annahme, dass diese Angriffe zwar von den Huthis im Jemen verübt, aber in vollem Umfang von Iran unterstützt werden.« Die USA würden in Abstimmung mit internationalen Partnern nun Maßnahmen diskutieren.

Kamala Harris bekräftigte im Gespräch mit Präsident Isaac Herzog die Unterstützung der USA für Israels Recht auf Selbstverteidigung. Zugleich äußerte sie aber auch ihre Besorgnis über Schritte, die zu einer Eskalation der Spannungen führen könnten. Die US-Vizepräsidentin erwähnte von extremistischen Siedlern im Westjordanland ausgeübte Gewalt.

Im Gespräch mit Abbas habe sie die Unterstützung der USA »für das palästinensische Volk und dessen Recht auf Sicherheit, Würde und Selbstbestimmung« zugesichert. Die Palästinenser bräuchten eine »klare politische Perspektive«, hieß es weiter. Die USA wollen sich in dem Konflikt für eine Zweistaaten-Lösung einsetzen.

Besuch in Gaza

Die Bemühungen um eine Deeskalation gehen ebenso weiter wie die um eine Freilassung der 136 israelischen Geiseln, die weiterhin von den Terroristen festgehalten werden. Heute soll die Präsidentin des Internationalen Komittees des Roten Kreuzes (ICRC), Mirjana Spoljaric Egger, den Gazastreifen besuchen. Sie will versuchen, von den Terroristen der Hamas die Erlaubnis zu bekommen, nach den Geiseln zu sehen. dpa/ja

Gazakrieg

Hunderttausende demonstrieren in Israel für einen Geisel-Deal

»Ihre Zeit läuft ab«, sagte die Verwandte einer Geisel in Tel Aviv

 07.09.2024

Nahost

CIA-Chef Burns: Gaza-Verhandlungen sollen weitergehen

Die Gespräche kommen seit Monaten nicht voran

 07.09.2024

Einspruch

Wer mordet, will keinen Deal

Philipp Peyman Engel erinnert daran, dass nicht die israelische Regierung, sondern die Hamas sechs israelische Geiseln umgebracht hat

von Philipp Peyman Engel  06.09.2024 Aktualisiert

Gazakrieg

Hamas veröffentlicht Propaganda-Video von getöteter Geisel

Die Aufzeichnung zeigt den 23-jährigen Hersh Goldberg-Polin vor seiner Ermordung

 06.09.2024

Meinung

Der Westen und die Palästinenser

Warum fließen weiter Milliarden an Hilfsgeldern, ohne dass sich etwas zum Besseren wendet, fragt sich unser Gastautor

von Jacques Abramowicz  06.09.2024

Medienbericht

Geheimdokument enthüllt, was die Hamas mit den Geiseln vorhat

Die Terroristen wollen auch die Öffentlichkeit täuschen, um an der Macht zu bleiben

 06.09.2024

Israel

Außenministerin Baerbock trifft Katz und Gallant

Die Grünen-Politikerin will über die Verhandlungen über einen Geiseldeal sprechen

 06.09.2024

Interview

»Wir kämpfen den gleichen Kampf«

Der Außen- und Sicherheitspolitiker Amit Halevi über den vereitelten Terroranschlag auf das israelische Generalkonsulat in München und die Parallelen zwischen den Islamisten in Gaza und Europa

von Detlef David Kauschke  05.09.2024

Kommentar

Hartes Herz

Unsere Israel-Korrespondentin weiß um die Gnadenlosigkeit der Hamas-Mörder und wundert sich über die Unbarmherzigkeit der Regierung gegenüber den Geiseln und deren Angehörigen

von Sabine Brandes  05.09.2024