Mehr als zwei Jahre nach dem Brandanschlag auf die Brotvermehrungskirche in Tabgha am See Genezareth ist einer der Angeklagten von einem Gericht schuldig gesprochen worden. Das Bezirksgericht Nazareth legte dem 22 Jahre alten Israeli am Montag unter anderem schwere Brandstiftung und eine kriminelle Verschwörung zur Last.
Die israelische Tageszeitung »Haaretz« berichtete, der verurteilte Täter habe früher in Baladim im Westjordanland gelebt – ein Außenposten der jüdischen Siedlung Kochav Haschachar. Die Zeitung zitierte zudem Quellen aus dem Geheimdienst Schin Bet, die behaupteten, der Mann habe auch geplant, von Baladim aus Moscheen anzuzünden.
berufung Ein weiterer 21 Jahre alter Angeklagter wurde von allen Vorwürfen freigesprochen. Der Anwalt des verurteilten 22-Jährigen, Itamar Ben Gvir, kündigte gegen das Urteil Berufung an. Staatsanwalt Avi Pasternak bezeichnete das Urteil als wichtige Stellungnahme des Gerichts gegen jüdischen Terrorismus.
Bei dem Anschlag am 18. Juni 2015 war die Kirche, die zu einem Benediktinerkloster gehört, nicht beschädigt worden. Zwei an die Kirche angrenzende Räume wurden aber zerstört. Die Brotvermehrungskirche musste geschlossen werden und wurde nach den Reparaturarbeiten im Februar dieses Jahres wieder geöffnet. Der Schaden betrug fast eine Million Euro, davon übernahm der Staat Israel mehr als ein Drittel.
Alejnu-Gebet Auf eine Wand war zudem bei dem Anschlag ein Zitat auf Hebräisch aus dem täglichen Alejnu-Gebet geschmiert worden: »Falsche Götzenbilder müssen zerschlagen werden«. Zwei Menschen mussten wegen Rauchvergiftung behandelt werden. Der Zentralrat der Juden in Deutschland sowie die Orthodoxe und die Allgemeine Rabbinerkonferenz hatten den Anschlag scharf verurteilt.
Die Brotvermehrungskirche in Tabgha erinnert nach christlicher Tradition an ein biblisches Wunder: Laut dem Neuen Testament soll Jesus an dieser Stelle 5000 Menschen mit zwei Fischen und einem Brot satt gemacht haben.
Drei Israelis waren ursprünglich angeklagt, den Brandanschlag begangen zu haben. Ursprünglich waren 16 Jugendliche aus dem Westjordanland festgenommen worden. Mehrere von ihnen sollen zur sogenannten Hügeljugend jüdischer Siedler gehören, teilweise in Siedlungs-Außenposten gelebt und eine eigene extremistische Gruppe gebildet haben.