Im größten Korruptionsskandal, der jemals in Israel aufgedeckt wurde, gab es am Montagmorgen eine Entscheidung. Der ehemalige Premierminister und Bürgermeister von Jerusalem, Ehud Olmert, ist schuldig gesprochen worden. Für das Gericht galt es als erwiesen, dass er in der Affäre um den Bau des Appartementkomplexes »Holyland« in Jerusalem Bestechungsgelder angenommen hat.
Ebenso muss Olmerts einstige Bürochefin Schula Zaken mit einer Verurteilung wegen Bestechlichkeit rechnen. Am 28. April soll das Strafmaß verkündet werden. Der Tel Aviver Richter David Rozen erklärte zudem, dass er sämtliche Aussagen des Ex-Premiers komplett zurückweise. »Olmert versuchte, den Namen des Zeugen der Staatsanwaltschaft zu beschmutzen, und erzählte vor Gericht Lügen«, so Rozen scharf.
Auch Zakens Erklärungen schindeten wenig Eindruck. »Es ist klar, dass sie sich für Olmert opfern will«, schrieb Rozen in seiner Urteilsbegründung und fügte hinzu, der Hauptangeklagte sei sich dessen sehr wohl bewusst. Olmert soll unter anderem einmal eine Summe von einer halben Million Schekel von seinem Bruder erhalten haben und ein anderes Mal 600.000 Schekel mithilfe seiner Bürochefin.
Schweigen Insgesamt gab es 13 Verdächtige in dem zwei Jahre andauernden Verfahren. Unter anderem mussten 9000 Seiten Dokumente durchgearbeitet werden. Richter Rozen wird für seine rasche und akkurate Arbeit gelobt. Bis zu viermal pro Woche bestellte er die Beschuldigten und ihre Anwälte in den Gerichtssaal.
Darunter waren der Eigentümer des Holyland-Gebäudes, Hilel Cherney, und der Begründer der Firma Holyland, Avigdor Kellner. Beide wurden der Bestechung überführt. Auch ein anderer ehemaliger Bürgermeister der Goldenen Stadt spielte eine Rolle im Korruptionsskandal: Der ultraorthodoxe Uri Lupolianski muss nun ebenfalls mit einer Strafe wegen Bestechlichkeit rechnen.
»Wir brauchen jetzt Zeit und müssen das Urteil anschauen und analysieren«, war der einzige Kommentar des Verteidigers David Libai im Anschluss an die Urteilsverkündigung in Tel Aviv. Olmert selbst verließ den Gerichtssaal schweigend.