Sie geben Israel das schönste Kompliment, das man machen kann: »Wir kommen auf jeden Fall wieder.« Damit verabschiedete sich Familie Pöhler aus ihrem Urlaub und setzte sich ins Flugzeug zurück nach Deutschland. Zehn Tage lang tourte die Familie aus Lohmar bei Siegburg durchs Heilige Land, ist begeistert von der Vielfalt und der Freundlichkeit der Einwohner. 1,9 Millionen Besucher kamen von Januar bis Juli dieses Jahres nach Israel, um die hiesigen Sehenswürdigkeiten zu bewundern. Nach Auskunft des Tourismusministeriums steigt die Zufriedenheit der Gäste aus dem Ausland stetig.
Gelbe Kappen, grüne Regenschirme, blaue T-Shirts – die Erkennungszeichen der Reisegruppen sind schnell ausgemacht. Sie kommen aus Japan, Brasilien, Georgien, Griechenland und allen anderen Ecken der Welt. Derzeit wimmelt es überall von Menschen, die sich die berühmtesten Stätten von Nord nach Süd anschauen wollen. Es ist Hochsaison. Schlangestehen am Jesus-Grab in Jerusalem gehört dazu, ebenso wie Gedränge auf der Via Dolorosa und dem Schuk HaCarmel in Tel Aviv, wo man sich neben den leckersten tropischen Früchten nach Meinung vieler auch das beste Falafel des Landes schmecken lassen kann. Die fast zwei Millionen Touristen in der ersten Hälfte dieses Jahres bedeuten einen Zuwachs von 34 Prozent im Vergleich zu 2009.
Familie Cordula Pöhler ist noch voll von ihren Eindrücken: »Hier ist von allem etwas dabei, historische Ausgrabungen, Meer, Strand, der Gegensatz zwischen dem alten Jerusalem als Schmelztigel und dem lustigen, modernen Tel Aviv – einfach toll. Diese Vielfalt auf der kleinen Fläche ist wirklich sehr eindrucksvoll.« Besonders angetan hatte es ihr der See Genezareth, »zu wissen, dass genau an diesen Orten Jesus einmal gewesen ist, das ist unglaublich«. Die Pöhlers hatten sich ein Auto gemietet und fuhren mit ihrer Tochter Marie von einem Ort zum nächsten, wo es ihnen besonders gefiel, blieben sie prompt etwas länger. Entgegen ihren Erwartungen sei Israel perfekt für einen Familienurlaub und nicht nur etwas für Kulturbeflissene, weil einfach so viel zu machen und erleben sei. »Dazu habe die Freundlichkeit und Lebensfreude der Menschen alles abgerundet.« Das bestätigt eine Umfrage im Auftrag des Touristenministeriums: 4,3 auf einer Skala von eins bis fünf verliehen die Besucher dem Verhalten der Israelis gegenüber Gästen.
Politik »Und der Nahostkonflikt ist einem gar nicht permanent auf den Fersen«, weiß Eckehardt Pöhler nach seinem Aufenthalt. »Wir sind so froh, dass wir das Land anders kennenlernen konnten, als es uns die Fernsehbilder zu Hause vermitteln. Leider bekommt man das in Deutschland kaum mit. Aber die Menschen in Israel leben und lachen ja auch.« Übereinstimmend sagt die Familie, dass sie besonders berührt habe, wie sie als Deutsche im jüdischen Staat aufgenommen wurden. »Man fährt ja doch anders nach Israel als in andere Länder, irgendwie vorbereiteter«, meint Cordula, »doch wenn wir sagten, woher wir kommen, haben wir nichts als positive Reaktionen erhalten, wirklich bewundernswert.«
Die höchste Bewertung in der Umfrage erhielten die archäologischen Stätten des Landes. Gamla, Bet Schean, Massada und Co. verliehen die Besucher den Spitzenwert 4,6. »Es ist unglaublich, was es alles zu sehen gibt«, finden auch Will und Jocelyn Jackson aus Chicago. Gerade bestaunen sie die Ruinen des römischen Königs Herodes in Caesarea. Das Ehepaar ist zum ersten Mal hier, hat den Tipp der Nachbarn befolgt. »Sie sind jüdisch und regelmäßig in Israel. Nachdem sie das letzte Mal schwärmend zurückkamen, haben wir gesagt, nun müssen wir auch hin und sind nicht enttäuscht.« Die Jacksons verbinden Israel mit einer Rundreise durch Europa, da die Anreise aus Nordamerika sehr lang ist.
Beurteilung »Es ist alles von sehr hohem Standard, Hotels, Museen, die Organisation der Ausflüge«, lobt Will, »vor allem aber die Restaurants. Es gibt eine schier unüberschaubare Auswahl, und alles schmeckt hervorragend. Von den Köstlichkeiten aus dem Meer bis zum Humus im Pita auf der Straße«. Lachend klopft sich der Mann auf den Bauch, der sich verdächtig unterm »I love Israel«-T-Shirt wölbt. »Ich habe hier zwei Kilogramm zugenommen.« Die israelischen Lokale schnitten mit 4,1 auch sehr gut ab. Außerordentlich finden sie zudem, dass sie nach so viel Kultur gleich nebenan ins Meer zum Abkühlen springen können. Sonne und Strand werden allgemein bestens bewertet mit 4,3.
Und sogar das Sicherheitsgefühl stimme, meinen die Amerikaner übereinstimmend. Ein klein wenig mulmiges Gefühl sei anfangs dabei gewesen, geben sie zu. »Vor allem in Jerusalem, man bekommt ja oft diese schrecklichen Bilder der kämpfenden Menschen zu sehen«, so Jocelyn, »doch es ist sehr ruhig, und wir fühlen uns gänzlich sicher.« Damit liegen die Jacksons im Trend: 4,1 gab es auf der Skala für Sicherheit in Israel.
Der Umfrage zufolge waren 34 Prozent aller Touristen jüdisch, 58 christlich. Die meisten blieben zehn Tage und genossen in dieser Zeit die Einzigartigkeit des goldenen Jerusalems (74 Prozent), gingen in Tel Aviv an den Strand (55 Prozent), ließen sich auf dem Toten Meer treiben (45 Prozent), vom See Genezareth inspirieren (36 Prozent), besuchten die zahlreichen Kirchen in Nazareth (29 Prozent) oder schnorchelten in der Wunderwelt des Roten Meeres (17 Prozent). Bis auf Eilat haben die Pöhlers alles gesehen und Lust auf mehr. »Nur die Hitze war ein kleiner Wermutstropfen. Im Hochsommer werden wir wohl nicht mehr kommen. Aber ansonsten jederzeit.«