Der Vatikan hat Wissenschaftlern hebräische Handschriften aus seinen Archiven zugänglich gemacht. Im Dezember durften Vertreter des lateinamerikanischen Rabbinerseminars Marshall T. Meyer die historischen Dokumente der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek untersuchen, wie die beiden Einrichtungen am Montag mitteilten.
In der Bibliothek werden den Angaben zufolge Hunderte hebräische Handschriften aufbewahrt - »unschätzbare Zeugnisse des kulturellen und religiösen Erbes des jüdischen Volkes«.
Es handle sich um Tora-Rollen, biblische Texte, rabbinische Literatur, hebräische Philosophie, liturgische Bücher, Gedichte sowie wissenschaftliche und kabbalistische Texte. Der Großteil der Dokumente stammt aus dem 12. bis 15. Jahrhundert, ein kleinerer Teil aus dem 9. bis 11. Jahrhundert. In diese Zeiträume fallen die Kreuzzüge, die Inquisition und die Vertreibung der Juden aus Spanien.
Angesichts der Originalität der Quellen handle es sich um eine der wichtigsten einschlägigen Sammlungen der Welt, so der Vatikan.
Bildungsprogramm Ab Mittwoch wollen sich Studierende aus unterschiedlichen Ländern und verschiedener Religionen mit den Schriften beschäftigen. Dann beginnt ein einwöchiges Bildungsprogramm der Vatikanbibliothek in Zusammenarbeit mit dem lateinamerikanischen Rabbinerseminar.
Dessen Ursprünge reichen ins Jahr 1819 zurück, als Intellektuelle in Berlin den »Verein für Cultur und Wissenschaft der Juden« ins Leben riefen. Zu den Mitgliedern gehörte auch der Dichter Heinrich Heine.
Nachdem im Ersten und Zweiten Weltkrieg jüdische Gelehrte nach Lateinamerika ausgewandert waren, gründete der Rabbiner Marshall T. Meyer 1962 ein Seminar in Argentinien. Heute gehört es zu den bedeutendsten jüdischen Bildungsinstituten Lateinamerikas. kna