Die Stimmung in Jerusalem ist in diesen Tagen extrem angespannt. Während Tausende von Gläubigen während des Pilgerfestes Sukkot in die Stadt strömen, ereignen sich zur selben Zeit in Ost-Jerusalem gewalttätige Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften.
BRANDSÄTZE Hunderte Palästinenser randalierten in der Nacht zu Donnerstag in verschiedenen Vierteln des Ostteils der Stadt, verbrannten Reifen und Mülleimer und schleuderten Steine und Brandsätze auf Beamte, gab die israelische Polizei an. Die Unruhen hatten am Sonntag in dem palästinensischen Flüchtlingslager Schuafat begonnen, als die israelische Armee nach dem mutmaßlichen Mörder der Soldatin Noa Lazar suchte, und eskalierten schnell.
Beamte reagierten auf die Unruhen mit Tränengas und Blendgranaten. Zwei Polizisten wurden bei Zusammenstößen in Isawiyah leicht verletzt, möglicherweise durch Sprengsätze. Darüber hinaus wurden über Nacht neun Palästinenser festgenommen, was die Gesamtzahl der Festgenommenen seit Beginn der Konfrontationen auf 23 erhöht.
»Wir werden weiterhin mit Entschlossenheit gegen gewalttätige Randalierer vorgehen.«
Der leiter Der grenzpolizei amir cohen
Am Mittwoch sei ein 18-jähriger Palästinenser tödlich getroffen worden, als IDF-Truppen auf eine Gruppe Palästinenser schossen, die auf der Route 60, der wichtigsten Nord-Süd-Verbindung, Steine auf israelische Autofahrer schleuderten, bestätigte die Armee. Unter ihnen sei Osama Adawi gewesen. Das palästinensische Gesundheitsministerium gab an, dass er von einer Kugel in den Bauch getroffen worden sei.
ALARMBEREITSCHAFT Am Tag darauf hieß es aus Jerusalem, dass die Reservisten der Grenzpolizei in Alarmbereitschaft versetzt wurden, da sich die Gewalt auf ganz Ost-Jerusalem ausbreitete. Am Ende einer Lagebeurteilung habe der Leiter der Grenzpolizei, Amir Cohen, beschlossen, zehn Reservistenkompanien zu informieren.
»Wir werden weiterhin mit Entschlossenheit gegen gewalttätige Randalierer vorgehen. Jerusalem und das Westjordanland wurden mit Truppen verstärkt, um solchen Ereignissen entgegenzuwirken«, so Cohen.
Nach Angaben der Polizei wurde eine fünfköpfige jüdische Familie, die am späten Mittwoch durch den arabischen Stadtteil Beit Hanina in Ost-Jerusalem fuhr, von einem Mob angegriffen. Das Fahrzeug mit den Eltern und ihren drei Kindern, darunter zwei Babys, sei mit Steinen und anderen Gegenständen beworfen worden. Sie seien unverletzt gerettet worden.
KONTROLLE Die Unruhen sind die schwersten, die die Stadt seit über einem Jahr erlebt. Sicherheitsexperten sorgen sich, dass sie außer Kontrolle geraten könnten, während die Israelis aus allen Teilen des Landes in die Stadt reisen, um an der Klagemauer zu beten.
Um die Lage zumindest in der Altstadt zu entspannen, leiten Grenzbeamte die jüdischen Gläubigen auf dem Weg zur Kotel nicht durch den arabischen Basar, sondern am Eingang der Altstadt durch das christlich-armenische und das jüdische Viertel. Hundertschaften und Sondereinheiten der Sicherheitsorganisationen patrouillieren zudem derzeit die gesamte Stadt.