In der Negevwüste sind während Aufforstungsarbeiten des Keren Kayemet L’Israel-Jewish National Fund (KKL-JNF) gewalttätige Unruhen ausgebrochen. Inmitten der Spannungen und Ausschreitungen von Beduinen äußerte sich Außenminister Yair Lapid und riet, die Arbeiten einzustellen, bis eine Lösung gefunden werde.
GEWALT Lapid betonte, dass die Gewalt aufhören müsse und er »die polizeilichen Maßnahmen zur Wiederherstellung der Ordnung unterstützt«, sagte jedoch, es sei ratsam, »jetzt mit der Aufforstung aufzuhören«. Er fügte hinzu, dass die vorherige Regierung unter der Leitung von Premierminister Benjamin Netanyahu im Jahr 2020 bei Beduinenprotesten ebenfalls derartige Arbeiten eingestellt hatte.
»Israel sollte Bäume auf Staatsland pflanzen, aber wir dürfen die Lebensgrundlage der Anwohner nicht beeinträchtigen.« Lapid bezeichnete die Krise als das Resultat von »zwölf Jahren der Vernachlässigung der Beduinen« während der Amtszeit des ehemaligen Premiers. Er fügte hinzu: »Politiker auf beiden Seiten müssen die Dinge beruhigen, anstatt die Flammen anzufachen.«
»Ich kann so nicht weitermachen.«
Mansour Abbas, Vorsitzender der Raam-Partei
Seit Jahrzehnten versucht die israelische Regierung, die Beduinen in geplante und speziell angelegte Städte in der Wüste umzusiedeln, doch nach wie vor leben viele eine nomadische Lebensweise in illegalen Dörfern, die sich durch die Wüste erstrecken.
KOALITIONSKRISE Neben den gewaltsamen Protesten kam es zu einer Koalitionskrise in Jerusalem, nachdem die islamistische Partei Raam, die an der Regierung beteiligt ist, drohte, nicht mehr mit der Koalition abzustimmen, um gegen die Aufforstungen zu protestieren. »Ich kann so nicht weitermachen. Ich habe in der Vergangenheit schwierigere Dinge hingenommen, aber wenn sie mir direkt in die Brust schießen, kann ich es nicht mehr aushalten«, klagte Parteichef Mansour Abbas. »Die Negev ist Raam.«
Die Opposition nutzte den Eklat, um die jetzige Regierung als »schwach« darzustellen, da sie sich von einer »arabischen Partei unter Druck setzen« lasse.
KKL-JNF betont, dass sie mit den Arbeiten lediglich einer Bitte anderer Regierungsbehörden nachkommt.
Beduinen im Süden Israels betrachten die Arbeit von KKL-JNF oft als Mittel zur Vertreibung der Landbewohner. Die Organisation betont jedoch, dass sie lediglich einer Bitte anderer Regierungsbehörden auf öffentlichem Land nachkommt, wenn sie Arbeiten durchführt. KKL arbeitet von Nord nach Süd in ganz Israel an Natur- und Naturschutzprojekten.
STEINE Inzwischen hat die Polizei mehrere Gewalttaten gemeldet, die im Verdacht stehen, mit den Protesten gegen die Baumpflanzungen in Verbindung zu stehen. Bei einem Vorfall wurde ein Personenzug zum Bremsen gezwungen, nachdem der Schaffner bemerkt hatte, dass Steine auf den Gleisen platziert waren.
Die Polizei gab auch an, dass es entlang der Straße 25 zu Ausschreitungen kam, wodurch diese zeitweise gesperrt werden musste. Außerdem seien Steine auf einen Bus und ein Auto geworfen worden. Es sei Sachschaden entstanden. Mehrere Mülltonnen, Reifen und das Auto eines Journalisten wurden in Brand gesetzt.