Nach dem Start amerikanischer Hilfslieferungen aus der Luft für den Gazastreifen haben die Vereinten Nationen die humanitären Güter als unzureichend bezeichnet. Zwar helfe jede Lieferung, sagte Sprecher Stephane Dujarric am Montag in New York. »Aber es entspricht weder der Größe noch dem Umfang dessen, was wir brauchen.« Es seien Hilfslieferungen mit Lastwagen über den Landweg nötig.
Die USA hatten angesichts der humanitären Katastrophe im Gazastreifen am Wochenende damit begonnen, die Zivilbevölkerung dort aus der Luft mit Hilfsgütern zu versorgen - auch andere Länder werfen dort humanitäre Hilfe aus Flugzeugen ab.
Die humanitäre Lage der Menschen in Gaza im Zuge des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Terrororganisation Hamas spitzt sich seit Wochen dramatisch zu. Es fehlt am Nötigsten.
Vertreter der Vereinten Nationen hatten zuletzt im Weltsicherheitsrat vor dem Hungertod Tausender Zivilisten im Gazastreifen gewarnt. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu aber treibt trotz laufender Verhandlungen über eine Waffenruhe die Bodenoffensive in Gaza weiter voran.
Auslöser des Gaza-Kriegs war ein beispielloses Massaker, das Terroristen der islamistischen Hamas-Terroristen und anderer Terror-Gruppen am 7. Oktober im Süden Israels verübt hatten.
Bereits am Sonntagabend bezeichnete US-Vizepräsidentin Kamala Harris die Bedingungen für die Menschen im umkämpften und abgeriegelten Gazastreifen als unmenschlich und sprach von einer humanitären Katastrophe gesprochen.
»Unser Herz bricht (...) für all die unschuldigen Menschen in Gaza, die unter dem leiden, was eindeutig eine humanitäre Katastrophe ist«, sagte Harris am Sonntag in Selma im US-Bundesstaat Alabama, wo sie anlässlich des Jahrestags der blutigen, rassistisch motivierten Niederschlagung einer Bürgerrechtsdemonstration durch die Polizei im Jahr 1965 sprach. »Die Menschen in Gaza hungern, die Bedingungen sind unmenschlich.«
Harris forderte die israelische Regierung auf, deutlich mehr Hilfe in das Küstengebiet zu lassen und neue Grenzübergänge zu öffnen. »Die israelische Regierung muss mehr tun, um den Hilfsfluss deutlich zu erhöhen, es gibt keine Ausreden«, sagte sie und zeigte sich bestürzt über die Katastrophe rund um einen Hilfskonvoi vor wenigen Tagen. Nach Angaben der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde waren am Donnerstag mehr als hundert Menschen getötet und mehrere Hundert verletzt worden, als sie versuchten, an Hilfsgüter zu gelangen.
Zu viele unschuldige Palästinenser seien bereits getötet worden, sagte Harris. Sie betonte zugleich, dass Israel aus Sicht der US-Regierung das Recht habe, sich gegen die Bedrohung durch die Hamas zu verteidigen. Terroristen der Palästinenserorganisation und anderer extremistischer Gruppen hatten Anfang Oktober das verheerendste Massaker in der Geschichte Israels verübt. Es war der Auslöser für den seit rund fünf Monaten dauernden Gaza-Krieg.
Wegen der hohen palästinensischen Opferzahlen im Gazastreifen und der katastrophalen humanitären Lage im Kriegsgebiet wächst der Druck, eine Waffenruhe zu beschließen. Auch die USA drängen auf eine Einigung.
»Die Bedrohung, die die Hamas für das israelische Volk darstellt, muss beseitigt werden«, sagte Harris und fügte mit Blick auf die laufenden Verhandlungen hinzu: »Und angesichts des unermesslichen Ausmaßes des Leids in Gaza muss es eine sofortige Feuerpause mindestens für die nächsten sechs Wochen geben, was derzeit auf dem Tisch liegt.« dpa