Sie wollen Spaß haben, Sehenswürdigkeiten bestaunen, Land und Leute kennenlernen, gut essen und am Strand faulenzen. Gleichzeitig achten sie beim Reisen auf den Schutz der Natur: Ökotouristen in Israel. Umweltfreundlich urlauben liegt derzeit voll im Trend, von Obergaliläa bis in die Negevwüste haben alternative Gästehäuser, Campingplätze, Bauernhöfe sowie Rad- und Wandertouren Hochkonjunktur. Auch die erste OECD-Konferenz in Israel an diesem Donnerstag und Freitag befasst sich mit dem Thema »grüner Tourismus«.
»Es ist wunderbar, dass Jerusalem als Gastgeber für die jährliche Tourismuskonferenz der OECD ausgewählt wurde«, freut sich Arieh Sommer, Tourismusbeauftragter der Regierung. »Die Experten aus Israel und der ganzen Welt werden sicher jede Menge neuer Ideen und Möglichkeiten in diesem Bereich hervorbringen.« Schon jetzt will der Internetauftritt des Tourismusministeriums (travelgreenisrael.com) bewusste Reisende aus aller Welt auf Englisch anlocken. »Von Campingplätzen in der Wüste und Kibbuzim im Grünen bis zu umweltfreundlichen Stadthotels gibt es eine Myriade von Möglichkeiten, Israel zu erleben und mehr über die Wurzeln der globalen grünen Bewegung zu erfahren«, heißt es da. »Als Land von der Größe New Jerseys quillt Israel vor Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten über, die ideal für den umweltbewussten Reisenden sind.«
branche »Stimmt«, ist Anat Nissim überzeugt, »es gibt so viele Parks, Naturgebiete und historische Stätten bei uns, die man ganz wunderbar auf natürliche Weise erkunden kann.« Etwa den Hula-See im Norden, an dem zweimal pro Jahr Zugvögel aus Europa Rast machen. Andere Parks hätten außergewöhnlich schöne Fahrrad- und Wanderwege, sagt die Leiterin der Touristenvereinigung in Nordgaliläa. Sie weiß, was gefragt ist. »Immer mehr Besucher aus dem In- und Ausland wollen es in den Ferien lieber etwas einfacher haben. Campingplätze sind neuerdings sehr gut gebucht, auch Kibbuzim und Moschawim mit umweltbewusster Lebensweise.«
In den vergangenen Jahren sei durch die verstärkte Nachfrage mit dem Ökotourismus ein ganz neuer Zweig entstanden. »Und das ist gut für die gesamte Branche«, meint Nissim. »Neben Unterkünften und Reiseveranstaltern gibt es jetzt wunderbare Weinkellereien, Obst- und Gemüsehöfe oder Käsereien, bei denen man nach den Ausflügen im Einklang mit der Natur hervorragend essen und trinken kann. Und sie alle bringen Urlauber in unsere Region.«
Radtourismus Stetig steigt auch die Nachfrage nach Radtouren, vor allem für die Herbstsaison. Im Juni gab die Regierung grünes Licht für ein 20-Millionen-Euro-Vorhaben, um Fahrradindustrie und -tourismus zu fördern. Der Plan von Tourismusminister Stas Misezhnikov sieht ein weitverzweigtes Netz von Radwegen auf einer Länge von 4.900 Kilometern vor, das urbane Zentren mit Naturparks verbindet. »Etwa 80 Prozent davon werden in Galiläa und der Negevwüste entstehen«, gab der Minister an. Und er habe nicht den geringsten Zweifel, dass diese Investition große Früchte tragen wird.
Derzeit existieren 600 Kilometer Mountainbike-Pfade plus etwa 1.400 Kilometer an Wegen, die den Ansprüchen der in- und ausländischen Zweiradfans aber schon lange nicht mehr genügen. Im Bau ist momentan zudem der 1.200 Kilometer lange Treck für Fahrräder, der einmal quer durchs Land vom Berg Hermon bis nach Eilat am Roten Meer reichen und viele zusätzliche Touristen anlocken soll.
Aktivurlaub Wer aktiv urlauben und dabei etwas Gutes tun möchte, sollte sich den Namen GoEco merken (goeco.org). Von den Israelis Jonathan Gilben und Jonathan Tal vor fünf Jahren gegründet, hat die Volontärsorganisation zum Ziel, Ferien und Helfen zu verbinden. Ihr erstes Projekt zur Rettung der Meeresschildkröten im Sommer 2006 kam bei den Beteiligten so gut an, dass sich die beiden entschlossen, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen. Heute kommen jedes Jahr mindestens 400 Freiwillige aus aller Welt nach Israel, um ihre freien Tage bei ökologischen und sozialen Aktivitäten zu verbringen. Zielgruppe seien umweltbewusste, abenteuerlustige Menschen, die Land und Leute außerhalb der gewöhnlichen Touristenpfade erleben wollen, sagt Gilben. Je nach Programm ist die Altersgruppe von 18 bis 70 Jahre, einige sind für Familien geeignet.
Die Projekte sind so vielfältig wie das Land: Man kann an alternativen Bauten aus Abfall und Lehm im Wüstenkibbuz Lotan mitarbeiten, sich in Naturreservaten um wilde Tiere und Vögel kümmern, auf Ökobauernhöfen Gemüse anbauen, in Nazareth für grünen Tourismus die Werbetrommel rühren oder in einer arabischen Kunstgalerie für Verständigung zwischen Juden und Arabern sorgen und vieles mehr.
Gilben ist von seinem Projekt überzeugt: »Ich selbst habe so die Welt erkundet und bin von dieser Art zu reisen begeistert. Als ich nach Hause kam, habe ich gemerkt, dass so etwas bei uns fehlt. Das hat mich zu GoEco inspiriert. Ich will Menschen aus der ganzen Welt herbringen und Israel so erleben lassen, wie sie es als gewöhnliche Reisende niemals könnten.«