Straßenkatzen gehören in Israel zum Alltag. Sie leben überall in den Städten, gern in der Nähe von Menschen, um sich an deren Abfall zu laben. Jetzt hat die Stadtverwaltung in Jerusalem entschieden, Tausende von streunenden Miezen zusätzlich zu füttern. Eine Initiative, die nicht unumstritten ist.
Grund für die amtliche Fütterung sind die abgetauchten Mülltonnen. In mehreren Vierteln sind die unansehnlichen Abfallberge unter die Erde verlegt worden. Dadurch ist für die Katzen die hauptsächliche Nahrungsquelle weggefallen. Der neue Bürgermeister, Mosche Lion, ist offenbar Tierfreund. »Als ich die Wucht dieses Problems erkannt habe und die Nöte, die es mit sich bringt, habe ich mich sofort darum gekümmert.« Seine Verwaltung wolle die Balance zwischen der Lebensqualität der Städter und dem Wohl der Katzen beibehalten – durch Sorgfalt statt Vernachlässigung.
VERMEHRUNG Die Stadtverwaltung hat für die Fütterung ein jährliches Budget von 100.000 Schekel (rund 24.000 Euro) veranschlagt, von dem täglich sieben Säcke Trockenfutter bezahlt werden. Zudem bittet sie Anwohner, die Katzen auch privat mit Futter und Wasser zu versorgen.
Verschiedene Experten jedoch kritisieren das Programm. Sie meinen, dass es zu einer extremen Vermehrung der Tiere in Jerusalem führen könnte. »Wenn man eine konstante Futterquelle zur Verfügung stellt, verhindert man, dass die Gesamtpopulation ihre Größe kontrolliert«, heißt es in einer Mitteilung der Abteilung für urbane Natur in der Gesellschaft für Naturschutz in Israel. Außerdem könnten die Stationen andere Tiere wie Ratten, streunende Hunde oder Krähen anziehen.
HYGIENE Die Stadtverwaltung kontert, dass sie das Fütterungsprogramm mit Experten aufgebaut hat und die Stationen unter Aufsicht und mit strikten Hygienemaßnahmen aufgestellt werden. Außerdem wird der tierärztliche Dienst der Stadt weiterhin die Katzen sterilisieren, um eine Überpopulation zu vermeiden. Man werde noch mehr Geld in diese Aktionen investieren, heißt es in der Stellungnahme.
Heute leben pro Quadratkilometer rund 2000 streunende Katzen in der Stadt. Vor dem britischen Mandat war die Zahl wesentlich geringer. Doch dann brachten die Briten zusätzliche Katzen, um der Rattenplage Herr zu werden.