Es sind eindrucksvolle überlebensgroße Porträts, die in diesen Tagen an den Wänden des Safra-Platzes mitten in Jerusalem gezeigt werden. Die zwei Meter hohen Bilder zeigen 59 Überlebende der Schoa. Das Fotografie-Projekt leitet den offiziellen Holocaust-Gedenktag in Israel ein – Jom Haschoa.
erfahrungen Die Fotografin Rina Castelnuovo hat das »Lonka Projekt« nach ihrer Mutter benannt, der Holocaust-Überlebenden Elenora »Lonka« Nass, die kaum mit ihrer Tochter über ihre Erfahrungen in der Schoa sprach.
Doch Castelnuovo wollte nicht, dass »die Geschichten der Überlebenden zu Staub werden und verschwinden«. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Fotografen Jim Hollander, bat sie Kollegen weltweit, einen Holocaust-Überlebenden zu treffen und zu fotografieren. Die Bilder sind noch bis Juli in Jerusalem zu sehen.
51 Prozent der Befragten beschrieben, dass sie regelmäßig Nahrungsmittel von Wohltätigkeitsorganisationen erhalten und auf Notwendiges verzichten müssen.
Die Zahl der bedürftigen Schoa-Überlebenden in Israel ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Mehr als die Hälfte von ihnen ist auf Lebensmittelspenden angewiesen. Viele haben kein Geld für dringend nötige Anschaffungen. Das berichtet der Wohlfahrtsverband für Holocaust-Überlebende am Abend des Jom Haschoa in Israel.
NOT 51 Prozent der Befragten beschrieben, dass sie regelmäßig Nahrungsmittel von Wohltätigkeitsorganisationen erhalten und auf Notwendiges verzichten müssen, um ausreichend Geld für Essen zu haben. 43 Prozent gaben an, nicht über genügend Mittel für die Anschaffung einer Brille zu verfügen, 33 Prozent können den Zahnarzt nicht bezahlen, und 27 Prozent der Menschen können sich kein Hörgerät leisten. Ein Drittel bezeichnete die Situation als »in arger Not«.
Bereits im Oktober hatten der staatliche Kontrolleur einen Bericht veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass die Zahl der Überlebenden, die erhöhte staatliche Zuschüsse benötigen, »um in Würde zu leben«, in den vergangenen drei Jahren von 67 auf 70 Prozent angestiegen ist.
Jom Haschoa findet in diesem Jahr im Schatten des Coronavirus statt. Etwa 900 israelische Überlebende sind während der Pandemie an den Folgen einer Erkrankung mit Covid-19 gestorben. Insgesamt leben noch etwa 180.000 offiziell anerkannte Überlebende in Israel.
YAD VASHEM Wie in jedem Jahr findet die zentrale Gedenkfeier in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem statt. Um 20 Uhr (19 Uhr in Deutschland) wird sie live auf Hebräisch übertragen. Simultan wird die Veranstaltung auf Deutsch und in andere Sprachen übersetzt. Sie kann auf der Facebook-Seite von Yad Vashem live verfolgt werden. Israels Präsident Reuven Rivlin und Premierminister Benjamin Netanjahu werden Eröffnungsworte sprechen.
Sechs Fackeln werden in Erinnerung an die von den Nazis ermordeten sechs Millionen jüdischen Männer, Frauen und Kinder entzündet. Die Schoa-Überlebende Roza Bloch wird im Namen aller Überlebenden sprechen.