Die ultraorthodoxe Tageszeitung »Yated Ne’eman« hat Israels Minister für Nationale Sicherheit scharf attackiert. Dass der für seine rechtsextremen Agitationen berüchtigte Itamar Ben-Gvir den Tempelberg bestiegen und behauptet habe, dort eine Synagoge bauen zu wollen, »gefährde die Sicherheit des Heiligen Landes«, steht auf dem Titelblatt der Dienstagsausgabe zu lesen. Und das sogar in Arabisch.
»Es ist bekannt, dass es allen jüdischen Rechtsgelehrten aller Generationen zufolge für Juden strengstens verboten ist, den Tempelberg zu besteigen, den die Muslime Al-Aksa nennen. Diese Meinung hat sich nicht geändert und gilt nach wie vor mit voller Kraft«, ist zuerst in Arabisch und darunter in Ivrit in großen Lettern zu lesen. »Der politische Pyromane zündet das Gebiet zum zweiten Mal an«, heißt es darunter.
»unnötig und gefährlich«
Bereits im Januar vergangenen Jahres hatte »Yated Ne’eman« einen Besuch Ben-Gvirs auf dem Tempelberg als »unnötige und gefährliche Provokation« bezeichnet.
Die Zeitung ist das Sprachrohr der ultraorthodoxen Partei Degel HaTorah, die bisher eher wegen der fanatisch scharfen Trennung der Geschlechter für Schlagzeilen gesorgt hatte.
Auch die ultraorthodoxe Zeitung »HaDerech«, die wiederum das Sprachrohr der Haredi-Partei Shas ist, kritisierte die jüngste Provokation des Ministers: »Ben-Gvir entweiht die Heiligkeit des Tempelbergs«, heißt es dort.
»Keine Änderung des Status quo«
Ben-Gvir hatte in einem Radiointerview getönt, dass es »keine diskriminierende Politik auf dem Tempelberg« geben werde und dass man dort beten dürfe. Wenn es nach ihm ginge, hätte er auf dem Tempelberg »schon längst« die israelische Fahne gehisst.
Derzeit dürfen nur Muslime auf dem Tempelberg beten, wo sich die Al-Aksa-Moschee, die drittheiligste Stätte des Islam, befindet. Der Status quo auf dem Tempelberg besteht seit 1967. Seitdem wird das Hochplateau von der islamischen Waqf-Behörde beaufsichtigt.
Das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu hat es bei der Richtigstellung belassen, dass es »keine Änderung des Status quo« gebe. Mittlerweile fordern auch Likud-Mitglieder, dass Netanjahu den regelmäßig zündelnden Sicherheitsminister endlich in die Schranken weist.