Einmal pro Woche turnt der Bürgermeister mit. In der Hafenstadt Aschdod sollen die Pfunde schmelzen. Nicht allein aus ästhetischen Gründen. Eine neue Initiative verschiedener Gesundheitsorganisationen in israelischen Städten will den Kampf gegen Diabetes aufnehmen. Studien zeigen, dass die chronische Krankheit vor allem sozial schwächere Gesellschaftsschichten trifft.
Diabetes ist schon längst eine Epidemie. Vor allem in der westlichen Welt verbreitet sie sich wie ein Flächenbrand – eine Studie von 2004 prognostizert, dass bald die Hälfte der Europäer Diabetes vom Typ 2 ausgebildet haben wird. Dasselbe gilt für Israel. 51 Prozent der Bevölkerung haben Übergewicht, 600.000 leiden bereits heute an Diabetes. In etwas mehr als 15 Jahren sollen es bereits zwei Millionen sein, die regelmäßig Medikamente einnehmen müssen.
Finnland Nur radikale Änderungen im Bewusstsein der Menschen könnten einen Wandel bringen, sagen medizinische Experten. Itamar Raz, Präsident des nationalen Diabetesrates, glaubt allerdings, dass staatliche Programme keine Aussicht auf Erfolg hätten. Stattdessen wolle man »kleine Schritte an der Basis machen«. Das Projekt basiert auf einem Modell, das in Finnland bereits seit einer Weile erfolgreich angewandt wird.
In Israel sind vor allem die charedische und die arabische Gemeinschaft betroffen. Laut dem »Forum für ein gesundes Leben« ist die Zahl der Betroffenen mit 16 Prozent in beiden Sektoren um vier Prozentpunkte höher liegt als in der restlichen Bevölkerung. Auch sei die Gesundheitsversorgung in diesen Segmenten sowie im Süden des Landes dürftiger, so Raz.
Wasserspender Um dem entgegenzuwirken, sollen vor allem die Stadtverwaltungen aktiv werden. Den Auftakt machte Aschdod. Dort treffen sich nun einmal wöchentlich betroffene Familien zum Sport – und Bürgermeister Lasri macht ganz vorne mit. Schilder weisen darauf hin, dass Wasser das gesündeste Getränk ist, im Gegensatz zu den stark gesüßten und viel konsumierten Softdrinks. 60 neue Wasserspender helfen bei der Umsetzung.
Als nächste Gemeinden wollen sich Nazareth mit einer großen arabischen Gemeinde und Bnei Brak, wo viele ultraorthodoxe Juden leben, an dem Programm beteiligen. »Ich bin mir sicher«, so der Vorsitzende des Diabetesrates, »dass wir schon in fünf Jahren erste positive Auswirkungen sehen werden.«